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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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bis sein Kiefer schmerzte, aber auch das bot keine Erlösung
von seiner Qual.
    Als Gemma am nächsten Morgen erwachte, war Bryce bereits wie immer
seit Stunden verschwunden. Sie fühlte sich gut genug, um aufzustehen, und war
bereits gewaschen, als Tabby die Kajüte mit ihrem Frühstück betrat. Er war
hocherfreut, sie so tatendurstig zu sehen. Nachdem sie gefrühstückt hatte,
kehrte Tabby zurück, ein schweres Bündel unter dem Arm und ein selbstzufriedenes
Grinsen auf den Lippen.
    »Was ist los, Tabby?«, fragte Gemma gespannt, voller Neugierde
was Tabby mit sich herumtrug.
    »Ich habe etwas gefunden, das Euch gefallen wird, Miss Gemma«,
grinste er und ließ das Bündel mit einem dumpfen Plumps auf den Boden
fallen.
    »Was ist das?«, wollte Gemma wissen und war bereits dabei, die
Verschnürung zu lösen. Ihre Hand berührte Stoff, und als sie ihn herauszog,
weiteten sich ihre Augen vor Freude.
    »Tabby, der ist ja wunderschön!« Liebevoll streichelte ihre Hand über
den weichen grünen Samt, der sich in dem Bündel befunden hatte.
    »Da ist noch mehr drin, Miss. Ihr müsst nur
noch aussuchen, was Ihr braucht, um Euch einige Kleider zu schneidern. Ich
habe auch Nadel und Faden mitgebracht. Und eine Schere.«
    »Oh, danke, Tabby, danke!«, jauchzte Gemma überglücklich und warf
die Arme um Tabbys Hals, um ihn auf beide runzlige Wangen zu küssen.
    »Sieht ganz so aus, als würde ich hier stören.« Bryce' schneidende
Worte ließen Gemma und Tabby erschrocken auseinander fahren. Bryce stand in der
Tür, ein unheilvolles Funkeln in den Augen, das Gesicht eine unbewegte Maske
der Wut.
    »Es ist nicht so, wie Ihr denkt, Capt'n«, versicherte Tabby ihm
hastig, über seine eigenen Worte stolpernd.
    Bryce' stechender Blick richtete sich auf ihn. »Ach nein? Und was
habe ich wohl gerade gedacht, Tabby?« Bryce' Stimme klirrte vor eisiger Kälte.
    Tabby trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und senkte
den Blick. »Is' nichts Unanständiges passiert, Capt'n«, murmelte er leise.
    »Natürlich. Da ist ja auch nichts unanständig dabei, wenn eine
halbnackte Frau, die noch dazu meine Ehefrau ist, an deinem Hals hängt, Tabby.
Würdest du mir dann bitte erklären, was du als unanständig bezeichnen
würdest?«
    Gemma platzte der Kragen. »Hör endlich auf, ihm Vorwürfe zu
machen!«, unterbrach sie ihn scharf. »Wenn du deine schlechte Laune schon an
jemandem auslassen musst, dann an mir. Immerhin bin ich diejenige, die sich
Tabby an den Hals geworfen hat, und nicht umgekehrt«
    Bryce' graue Augen maßen sie von oben bis unten mit einem
verächtlichen Blick. »Oh, keine Sorge, ich habe nicht angenommen, dass es
Tabbys Schuld war. Ich kenne ihn – und dich – viel zu gut, um so etwas
anzunehmen.«
    Gemma schnappte empört nach Luft. Was erdreistete er sich?! Wie
konnte er es wagen anzudeuten, dass er auch nur das Geringste über sie wusste?
Wütend funkelte sie ihn an.
    »Du glaubst mich zu kennen? Ausgerechnet du?«
Sie lachte spöttisch auf, aber selbst in ihren eigenen Ohren klang es bitter.
»Du kennst mich überhaupt nicht, Bryce Campbell. Du hast dir eine Meinung von
mir gebildet und damit stolzierst du wie ein Gockel herum, nicht bereit, auch
nur über deine Nasenspitze hinauszusehen, weil du feststellen könntest, dass
deine Meinung falsch ist.«
    Trotzig warf sie den Kopf in den Nacken. »Willst du wissen, warum
ich Tabby geküsst habe?« Gemma wartete nicht auf eine Antwort. Die Worte
sprudelten wie von selbst hervor, als sie ihren ganzen Frust und ihre ganze Wut
auf Bryce entlud. »Weil Tabby nett zu mir ist, hilfsbereit und aufmerksam. Weil
er mich nicht den ganzen Tag ignoriert und mir abends sagt, ich soll still
sein. Weil ich mit ihm reden kann und er mich ernst nimmt. Weil er mein Freund
ist, und weil er mir wunderbare Stoffe mitgebracht hat, damit ich mir endlich
etwas Vernünftiges zum Anziehen nähen kann.« Sie atmete tief durch und maß
Bryce dann mit dem gleichen verächtlichen Blick, mit dem er sie bedacht hatte.
Tabby, der zusehends nervöser geworden war, schenkte sie keine Beachtung.
    »Und das war etwas, an das du als mein Ehemann noch nicht einmal
gedacht hast, denn du kannst ja nichts anderes, als mich immer nur zu
kritisieren, dass ich nicht angemessen bekleidet bin«, schleuderte sie Bryce
dann entgegen.
    Bryce starrte sie einen Moment lang schweigend an. Sein Gesicht gab
nicht preis, was er dachte, nur ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. Dann
drehte er sich abrupt um und verließ die

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