Gemma
die Kissen. Er war schwer. Sein tiefer,
gleichmäßiger Atem verriet, dass er schlief, aber Gemma wagte nicht, sich zu
rühren, aus Angst, ihn zu wecken. Noch immer war er mit ihr verbunden, und sie
spürte die ungewohnte Fülle in ihrem Körper, wenn auch der Druck nicht mehr so
stark war wie zuvor. Was war passiert? Wie war es nur möglich gewesen, dass
das gesichtslose Wesen, das ihren Körper im Traum zur Ekstase geführt hatte,
plötzlich zu Bryce geworden war? Und warum hatte sie ihn nicht von sich
gestoßen? Warum hatte sie sich nicht gewehrt?
Undeutlich erinnerte sie sich, wie sie ihre Fingernägel in Bryce'
Fleisch geschlagen hatte, um ihn noch näher, noch tiefer in sich zu spüren.
War sie das gewesen, die sich ihm so schamlos angeboten hatte, die ihre Beine
um seine Hüften geschlungen hatte? Flammende Röte überzog ihre Wangen bei dem
Gedanken. Was würde Bryce jetzt von ihr denken?
Noch immer verspürte sie das Pochen in ihrem
Körper, eine unerfüllte Leere trotz der Fülle, die sie sich nicht erklären
konnte. Noch immer rauschte das Blut heiß durch ihre Adern, und kühlte nur
langsam ab, als würde ihr Körper auf irgendetwas warten, das ihm verwehrt
geblieben war. Zögernd tastete sie über ihren Bauch. Sie hatte eine lodernde
Flamme in ihrem Innern verspürt, als Bryce ein letztes Mal in sie gedrungen
war, bevor er entkräftet über ihr zusammengesunken und eingeschlafen war. Was
war das gewesen?
Vorsichtig drückte sie gegen Bryce' Schulter. Er rührte sich
nicht. Sie drückte stärker, versuchte ihn von sich zu stoßen, aber er war zu
schwer. Plötzliche Panik erfasste sie. Sie konnte nicht atmen! Sie trommelte
mit den Fäusten gegen Bryce' Oberarme, und endlich rollte er sich, etwas
Unverständliches murmelnd, von ihr. Gemma sprang aus dem Bett und starrte auf
ihren Ehemann hinab.
Bryce lag auf dem Rücken, einen Arm über dem
Gesicht, den anderen locker an seiner Seite. Er wirkte entspannt, das Gesicht
beinahe jugendlich unbekümmert, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Zögernd und
neugierig ließ Gemma ihren Blick abwärts gleiten, über das krause Haar, dessen
Anblick ihre Nippel noch immer kribbeln ließ, den flachen, muskulösen Bauch
und hinab zu dem, was sie noch niemals länger als den Bruchteil einer Sekunde
gesehen hatte. Und dennoch hatte sie dieses Teil von ihm in sich gehabt, tief
in ihrem Körper. Seltsam, dachte Gemma, es hatte sich viel größer angefühlt
als das, was weich und entspannt zwischen Bryce' Oberschenkeln ruhte. Der
Anblick sandte erneut dieses Pochen durch ihren Körper, das sich in der Wärme
zwischen ihren Beinen konzentrierte.
Gemma wandte sich ab. Schnell goss sie ein
wenig Wasser in die Schüssel und wusch sich. Sie erschrak, als sie das Blut auf
dem Lappen und an ihren Oberschenkeln gewahr wurde. Es war doch noch nicht ihre
Zeit! Sorgenvoll nagte Gemma an ihrer Unterlippe. Sollte Bryce sie irgendwie
verletzt haben? Sie verspürte ein leichtes Brennen zwischen ihren Beinen, aber
der Schmerz, den sie zuvor gefühlt hatte, war verschwunden. Noch einmal warf
sie einen Blick auf Bryce. Auch an ihm klebte ihr Blut. Röte überzog ihr
Gesicht. Peinlich berührt benetzte sie den Lappen und trat zögernd auf Bryce
zu. Mit geschlossenen Augen wischte sie dann schnell ein paar Mal über Bryce'
erschlaffte Männlichkeit. Ein kurzer Blick versicherte ihr, dass kein Blut mehr
an ihm zu sehen war.
Aber auf dem Laken! Gemma stöhnte leise auf. Wie sollte sie denn
das Laken wechseln, solange Bryce darauf lag? Entschlossen machte sie sich ans
Werk. Bryce brummelte etwas vor sich hin und versuchte nach ihr zu greifen,
aber Gemma wich ihm blitzschnell aus. Schließlich hatte sie es geschafft.
Gemma knüllte das alte Laken zusammen und
warf es in den Wäschekorb. Morgen würde Tabby es mitnehmen zum Waschen, und
niemand würde etwas merken. Zufrieden mit sich, holte sie Bryce' Hängematte aus
dem Schrank und legte sich schlafen.
Kapitel 15
Bryce erwachte
mit hämmernden Kopfschmerzen und einem fauligen Geschmack im Mund. Für einen
Moment blieb er mit geschlossenen Augen liegen und versuchte seinen rebellierenden
Magen unter Kontrolle zu bringen, bevor er sich aufsetzte. Anscheinend hatte er
mehr getrunken, als er angenommen hatte. Stirnrunzelnd stellte er fest, dass
er im Bett lag anstatt in seiner Hängematte. Verdammt, was war geschehen?
Seine Erinnerung war bestenfalls verschwommen, aber selbst ohne Erinnerung
hätte sein entspannter Körper ihm verraten, was
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