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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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dass ... Entschlossen schob Bryce diesen Gedanken von
sich. Wer wusste schon, an wen Gemma ihre Unschuld dereinst verloren hatte.
Bei der Sinnlichkeit ihres Körpers hatte sie sich bestimmt schon vor Jahren
mit den Stalljungen im Stroh gewälzt.
    Eigenartigerweise versetzte ihm der Gedanke daran einen
schmerzhaften Stich. Er schüttelte den Kopf. Was kümmerte es ihn, dass er nicht
der Erste gewesen war? Vielleicht war es sogar besser so, denn es gab keinen
Zweifel, dass er es war, der nun von Gemmas Erfahrungen profitieren würde.
    Eine Hand fiel schwer auf seine Schulter und riss ihn aus seinen
Gedanken.
    »Sieht so aus, als würden wir gut vorankommen«, meinte Jessup und
lehnte sich neben Bryce an die Reling. Bryce verlagerte ein wenig sein
Gewicht, bemüht, den Zustand, den sein Tagtraum hervorgerufen hatte, zu
verbergen.
    »Ja, sieht so aus. Wenn sich das Wetter so hält, müsste es schon
mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht vor der Honeycut ankämen.«
    Jessups wachsame Augen suchten den Horizont ab. »Sieht im Moment
nicht so aus, als würden wir in einen Sturm laufen, aber das Wetter wechselt
schnell in diesen Breiten. Warten wir's ab.« Einen Moment standen die Männer
schweigend nebeneinander. Einige Male sah es so aus, als wolle Jessup etwas
sagen, schwieg aber dann doch. Schließlich war es Bryce, der das Schweigen
brach.
    »Spuck's schon aus. Wir haben beide Besseres zu tun, als hier
rumzustehen und zu warten, bis du endlich den Mund aufmachst.«
    Jessup räusperte sich. »Es geht um Gemma.«
    Bryce nickte. »War mir klar.«
    Jessup richtete sich auf und lehnte sich mit dem Rücken, die Arme
ausgestreckt, an die Reling. »Sie ist ein gutes Mädchen, Bryce. Mutig. Ich
habe darüber nachgedacht, welchen Gefahren sie sich ausgesetzt hat, um als
Schiffsjunge über den Atlantik zu reisen, und mir läuft noch immer ein Schauer
über den Rücken, wenn ich daran denke, was passiert wäre, wenn wir Rawlins
nicht an dem gehindert hätten, was er vorhatte.« Sein Blick suchte Bryce, der
weiter versonnen aufs Meer hinausstarrte.
    »Berührt dich das denn überhaupt nicht, Bryce? Wie verzweifelt
muss ein Mädchen aus gutem Hause sein, um sich allein, als Mann verkleidet,
nach Amerika durchzuschlagen?«
    »Verzweifelt?« Bryce' kalte Augen bohrten sich in Jessups. »Woher
willst du wissen, dass sie verzweifelt war? Vielleicht hat sie sich als Frau
allein an Bord eines Schiffes bessere Chancen ausgerechnet.«
    »Das glaubst du doch wohl selber nicht«, platzte es aus Jessup
heraus. »Bryce, das Mädchen ist neunzehn und deine Frau. Wie kannst du glauben
...«
    »Was ich glaube, geht dich nichts an, Jessup.
Wie du soeben feststelltest, ist Gemma meine Frau, und als solche untersteht
sie meiner Verantwortung. Du kennst sie nicht so, wie ich sie kenne. Du kennst
nur die Rolle, die sie dir vorgespielt hat. Glaub mir, sie verdient dein
Mitgefühl nicht.«
    »Aber ...«
    »Kein >aber<, Jessup. Sie ist meine Frau, und ich muss sehen,
was ich mit ihr mache. Weißt du, dass ich mir früher einmal geschworen habe,
dass, sollte ich meine Ehefrau jemals in den Armen eines anderen vorfinden, ich
sie beide töten würde?«
    Unbewusst
trat Jessup einen Schritt zurück. Bryce bemerkte es nicht einmal und fuhr
fort. »Ich habe es nicht getan. Frag mich nicht, warum. Ich weiß es selbst
nicht. Aber manchmal frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre.« Damit
drehte er sich um und ging mit schnellen Schritten davon.
    Den ganzen Tag über hatte Gemma mit klopfendem Herzen auf Bryce'
Schritte im Korridor gelauscht. Aber so sehr sie es auch gehofft hatte, war er
nicht ein einziges Mal in die Kajüte zu ihr zurückgekehrt. Sollte sie es wagen,
an Deck zu gehen?
    Erwartete er, dass sie ihn aufsuchte? Nein,
sagte Gemma sich.
    Wenn er sie auf Deck hätte haben wollen, hätte er jederzeit Tabby
schicken können, um sie zu holen. Nach ihrem kurzen Ausflug zu Butch und Jess war ihr die beklemmende Enge der Kajüte nur
noch mehr bewusst geworden, aber sie wagte es nicht, Bryce um einen täglichen
Spaziergang auf Deck zu bitten.
    Als die Abenddämmerung begann und die letzten Strahlen der Sonne
die Kajüte in ein rosiges Licht tauchten, entzündete Gemma die Lampen, um bei ihrem Schein eines von Bryce' Hemden
zu flicken. Bereits unzählige Male hatte sie das Hemd zur Hand genommen, nur um
es wieder wegzulegen, weil sie es nicht schaffte, sich auf diese häusliche
Aufgabe zu konzentrieren. Was sollte sie tun, wenn Bryce die Kabine

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