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Gemuender Blut

Gemuender Blut

Titel: Gemuender Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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dem Abend des Mordes, Herr Prutschik?«
    »Wir waren in Holland bei einem Verwandten meines Mannes«, antwortete Monika an der Stelle ihres Sohnes. »Eine entfernte Cousine interessierte sich für das Haus. Sie ist erst seit Kurzem mit ihrem Mann, einem Indonesier, wieder in Europa. Er ist Ingenieur und hat eine Stelle in Euskirchen angetreten. Schon seit Längerem fahre ich mit ihnen regelmäßig zu Hausbesichtigungen hier in der Gegend.«
    »Immer dann, wenn Ihr Mann seine Mutter in Holland besucht?«
    »Meine Schwiegermutter freut sich darüber, wie sehr ich mich für die Familie engagiere.«
    »Eine Verwandte Ihres jetzigen Mannes und ein hoch qualifizierter Nichteuropäer. In der Tat eine schmerzhafte Mischung für Peter Prutschik«, warf Steffen ein und griemelte in stillem Vergnügen.
    Erstaunt sah ich ihn an. Er bemerkte meinen fragenden Blick und nickte. »Peter Prutschik war an der FH für seine, wie soll ich sagen, selektive Wahrnehmung von Leistungsdifferenzen bei Studenten unterschiedlicher Hautfarbe bekannt.«
    »Du meinst, auf seinem braunen Auge war er alles andere als blind?«
    »So kann man es ausdrücken, ja.«
    Ich setzte mich, schob den Tropfenfänger der Teekanne nach unten und schenkte mir eine Tasse ein. Ich musste nachdenken. Noch nie in meiner ganzen Laufbahn als Kommissarin des KK 11 hatte ich ein Mordopfer gefunden, das weniger bemitleidenswert war als Peter Prutschik. Ein Unsympath auf der ganzen Linie. Und trotzdem. Jemand hatte ihn ermordet oder, wie es so schön heißt, gewaltsam vom Leben zum Tode befördert.
    Und diesen Jemand zu finden war meine Aufgabe. Nein, halt. Nicht meine, sondern die Aufgabe der Polizei. Ich war nur Gast in diesem Spiel.
    »Kann Ihre Cousine Ihre Aussagen bestätigen, Frau Berkel?«
    »Ja, natürlich, kann sie das.«
    »Gehen Sie zu Sauerbier und klären Sie die Sache mit ihm. Es hat doch keinen Sinn, Versteck zu spielen, wenn Sie beide nichts mit dem Mord zu tun haben.« Ich lehnte mich in die weichen Kissen des Sofas zurück und betrachtete Mutter und Sohn auf ihrem Sessel. Ein Bild großer Vertrautheit und ehrlicher Verbundenheit. Wie sie sagten, war das dank Peter Prutschik nicht immer so gewesen. Aber jetzt war es so. Und das zählte. Sonst nichts.
    »Was wird er dann tun?« Jonas stand auf, ging zum Fenster und wandte sich an mich.
    »Er wird sich weiter auf die Suche nach dem Mörder machen.«
    Jonas sah Steffen an. »Sie hatte er auch im Visier, richtig?«
    Steffen nickte.
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück, Herr Ettelscheid.«
    Ich atmete den Duft des Tees ein und schloss für einen Moment die Augen. Wer kam noch als Mörder in Frage, nachdem Jonas und seine Mutter aus dem Rennen waren?
    Olaf. Ich weigerte mich, in dieser Richtung weiterzudenken, wusste aber, dass ich mich dem nicht verschließen durfte. Aber hatte er auch Frau Rostler umgebracht? Welchen Grund sollte er dafür haben? Gab es überhaupt einen Zusammenhang zwischen dem Mord an Peter Prutschik und dem Mord an der Nachbarin meines Vaters? Wenn ja, welchen? Und wo war das Verbindungsglied?
    Durch meinen Hinterkopf schwirrte leise der Name Maria. Maria Henk. Geliebte Prutschiks vor vielen Jahren. Eine Gemünderin. Verschwunden. Aber wenn sie verschwunden war, wie sollte sie dann zur Mörderin werden?
    Ich legte den Kopf in den Nacken. Ein kleiner Schmerz breitete sich vom letzten Wirbel über meinen Schädel bis zur Stirn aus. Es wurde Zeit für ein heißes Bad und Rheumapflaster.
    »Das bringt doch alles nichts!« Ich presste meine Lippen zusammen, schloss die Augen und ließ mich langsam unter den Schaumberg in Steffens Badewanne sinken.
    Meine Muskeln entspannten sich in der Wärme, und die Verkrampfung in meinem Nacken und an den Schultern wurde schwächer. Wenn das nicht reichen würde, gab es immer noch den Notnagel für gestresste Kommissarinnen, die sich auf der Verbrecherjagd mal wieder überschätzt und versucht hatten, über wörtlich genommen zu hohe Zäune zu springen. Seit einem Vorfall mit einem Verdächtigen, der nicht nur zwanzig Jahre jünger gewesen war als ich, sondern auch deutlich besser in Form, trug ich die kleinen Helferlein mit mir herum. Muskelrelaxanzien. Aber noch nicht. Ich hatte einen Heidenrespekt vor den kleinen weißen Pillen.
    »Was bringt nichts?« Steffens Stimme drang gedämpft durch das Wasser zu mir durch.
    Ich kam hoch, wischte mir Haare und Badeschaum aus dem Gesicht und betrachtete meine Fingernägel. »Ich bin nun mal beurlaubt. Und das aus

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