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Gemuender Blut

Gemuender Blut

Titel: Gemuender Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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dass sie sich wieder mir zuwenden und mit mir sprechen würden. Meine Erfahrung sagte, dass dies der Augenblick für ein Geständnis war.
    Und so war es auch. Aber anders, als ich dachte.
    »Wir haben Peter Prutschik nicht umgebracht«, sagte Jonas mit fester Stimme. »Weder ich noch meine Mutter.«
    Mir fiel auf, dass er von seinem Vater als Peter Prutschik sprach, von Monika Berkel aber als seiner Mutter. Die kleinen, aber feinen Unterschiede im Beziehungsgeflecht einer Familie, die oft mehr besagten als eine ganze Reihe Fakten.
    Er ging zum Büfettschrank, wählte vier zierliche Teetassen und stellte sie vor uns auf den Wohnzimmertisch. Das Milchkännchen und die Zuckerdose auf einem glänzenden Silbertablett komplettierten das Arrangement. Feinste Sammlerstücke, jedes ein anderes Rosenmuster.
    Ich konnte seinen Atem hören. Er rang mit sich.
    Ich wartete.
    Steffen hatte sich nicht von der Stelle neben der großen Windsoruhr gerührt, wo er seit unserem Eintreffen gestanden hatte. Nur seine Augen folgten gespannt den Bewegungen des jungen Mannes. Plötzlich hatte ich ein Bild von Steffen vor mir, wie er auf der Jagd liegt. Geduldig. Still. Exakt abwägend. Sich der Konsequenzen seines Tuns bewusst. Leben oder Tod.
    »Wir hätten allen Grund dazu gehabt, glauben Sie mir.« Jonas lachte auf mit einer Stimme, die zu einem alten, verbitterten Mann gehörte. »Aber wir haben es nicht getan.«
    »Was haben Sie denn getan, was den Aufwand des Versteckens und Belügens wert war?«, fragte Steffen beinahe beiläu »Wir wollten uns an ihm rächen.« In Monika Berkels Stimme erkannte ich blanken Hass. Mit einer Kraft, wie sie Frauen aus jahrelang ertragenen Demütigungen ziehen können, wenn sie endlich erkennen, dass nicht sie die Schwachen sind, sondern derjenige, der sie abwertet und unterdrückt. Aber genau diese Kraft war es auch, die den nackten Hass zügelte, ihn kanalisierte und zu einem machtvollen Werkzeug werden ließ, nicht zu einer Waffe.
    »Ihn da aushebeln, wo es am meisten schmerzt.« Sie sah mich an.
    Ich verstand und nickte. »Ansehen und Geld.«
    Sie lächelte ein kleines Lächeln, sah uns alle nacheinander an und ging dann in die Küche.
    »Tee?«, fragte sie, als sie nach einigen Sekunden wiederkam. So als ob nichts wäre. Als ob dieses Gespräch ebenso gut über das Wetter oder Börsenkurse geführt werden könnte.
    »Ihr Vater hatte Ihnen das Haus schon vor längerer Zeit überschrieben. Verstanden Sie sich damals noch gut mit ihm?«
    Jonas Prutschik schüttelte den Kopf. »Sie haben es immer noch nicht verstanden, Frau Weinz. Nie ging es ihm um den Nutzen anderer, immer nur um den Nutzen, den andere für ihn haben könnten. Mit der Überschreibung konnte er Steuern sparen, sich arm rechnen, was weiß ich. Darin war er groß!«
    Er ging zu seiner Mutter, die mittlerweile auf einem der Sessel Platz genommen hatte, und hockte sich auf die Lehne. »Fragen Sie mal meine Mutter, wie arm er war, als es daranging, Unterhalt für sie zu bezahlen! Seine Seminare, die er außerhalb der Akademie gegeben hat, hat er über befreundete Kollegen abgerechnet, nur damit er meiner Mutter nichts zahlen musste. Er hat seine Vollzeitstelle aufgegeben und nur noch halbe Stundenzahl gearbeitet, damit seine Versorgungsbezüge sanken. Nicht einen Cent hat er für mich und meine Mutter bezahlt, solange ich noch bei ihr war. Und als ich schließlich zu ihm gezogen bin, hat er sie auch noch auf Unterhaltszahlungen verklagt, die sie sich von ihrem kleinen Gehalt abzweigen musste.«
    »Und er hat mir den Umgang mit dir immer mehr eingeschränkt«, murmelte Monika Berkel leise. »Das war für mich viel schlimmer als die Sache mit dem Geld.«
    »Es tut mit leid, Mama.« Jonas Prutschik umarmte seine Mutter und zog sie zu sich heran. »Er hat es lange geschafft, mich zu blenden, aber nicht lange genug, um mich dir endgültig wegzunehmen.«
    »Was hatten Sie vor?«, fragte ich die beiden.
    »Wir wollten ihm das Haus unterm Hintern wegverkaufen, wie man so schön sagt. Am besten an jemanden, den er selbst nie als Käufer in Erwägung gezogen hätte. Und für einen Spottpreis, sodass, selbst wenn er uns auf Zahlung des Kaufpreises hätte verklagen wollen, und das hätte er mit Sicherheit, wir ihm nur eine lächerliche Summe auszahlen müssten.«
    »Geld und Ansehen und Macht.«
    »Ja, die auch. Wir wollten ihm beweisen, dass er keine Macht mehr über uns besaß, mit seinen Klagen und Prozessen und Schikanen.«
    »Wo waren Sie denn an

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