G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
gefährlich werden konnte und es wäre richtig gewesen, ihrem Instinkt zu gehorchen und Dix vor dem Büro eine Abfuhr zu erteilen. Sie brauchte eine stärkere Schutzmauer, wollte einen nüchternen Deal, keine Gefühle. Danach stand ihr nicht der Sinn. Und doch schmolz sie dahin, als er Kristys und ihreWortwahl benutzte: „Wirklich und wahrhaftig.“
Wie Balsam wirkten die Zauberworte, ließen ihren weichen Kern zu flüssiger Butter schmelzen und aus einem unerfindlichen Grund fühlte es sich für einen Moment an, als hätte er die tonnenschwere Last von ihrer Seele genommen.
Nur deshalb hatte sie seiner Einladung zugestimmt, denn im Grunde hatte sie niemals vorgehabt, ausgerechnet ihm einen Heiratsantrag zu machen.
Okay, der Abend im Hotel war nicht so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es befanden sich offensichtlich zwei Junggesellen unter den Gästen, und den einen hatte sie sogar kurzzeitig als Kandidaten in Erwägung gezogen. Als sie ihn allerdings beim Essen beobachtete, beziehungsweise eher danach, hatte sich ihr Magen umgedreht und der Typ verschwand spurlos von ihrer Liste, die wieder eine Reinheit aufwies, als wäre sie nie beschrieben gewesen. Ungeniert hatte er sich mit den Fingern im Mund herumgepult und Speisereste entfernt, die er dann noch ableckte. Auch das Herumfahren seiner Zunge im geschlossenen Mund hatte widerlich ausgesehen. Wie seine Unterlippe sich vorwölbte, als er an den Zähnen entlangfuhr, die Wangen sich blähten. Dann wieder den Zeigefinger lang ausgestreckt, als versuchte er, sich die Mandeln zu entfernen.
Megan schüttelte sich.
Wie viele Sekunden waren vergangen? Drei? Oder dreißig? Hatte Dix ihr bereits eine Antwort gegeben? War sie im lauten Rauschen ihres Blutes untergegangen? Sie konzentrierte sich, hörte das Stimmengewirr der anderen Gäste, den vorbeifahrenden Verkehr, das Klimpern von Geschirr auf einem Tablett … nein, ihr Gehör funktionierte. Augen auf und durch. Sie öffnete die Lider und traf auf Anhieb seinen Blick.
Hatte sie seine himmelblauen Augen schon bemerkt? Die Tiefe, in der man sich verlor? Um Gottes willen – bloß keine weiteren sexy Attribute an ihm entdecken. Es reichte, dass sein Körper die gestählte Ausstrahlung eines Bodyguards besaß, eine eindrucksvolle Erscheinung, an deren Seite sie sich als seine Frau in Sicherheit fühlen würde. Sie musste vollkommen übergeschnappt sein. Wie hatte sie überhaupt auf den verrückten Gedanken kommen können, sich einen Ehemann zu kaufen? Noch dazu, sich einfach irgendeinen Kerl herauszupicken – mit der Gefahr, dass sie vom Regen in die Traufe geriet.
Natürlich hatte sie über Alternativen wie Partnervermittlungsagenturen nachgedacht.
Ganz ehrlich, Megan – auch da könntest du einem Spinner begegnen
, beruhigte sie eine innere Stimme umgehend. Wie zur Hölle fand sie einen passenden Mann, wenn sie nicht ihrem Gefühl vertraute? Und das hatte sich eindeutig geregt, zu ihrem Beschämen auch energisch zwischen den Schenkeln, schon als sie sich im Flugzeug an ihm vorbeigedrängt hatte. Nur entsprach das dem unwichtigsten Verlangen, dem sie nachkommen wollte. Eine Existenz als Paar aufzubauen besaß allerhöchste Priorität. Nicht zwei Schwestern, die zusammenwohnten, sondern ein frisch vermähltes Paar und zwei oder drei Untermieter. Das sollte genug Unterschied sein, dass Bradly Hurst nicht auf ihre Spur kam. Verdammter Mist, sie traute dem Kerl die gröbsten Gemeinheiten und die gewieftesten Spitzfindigkeiten zu. Er war ein durchgeknallter Irrer, ein Psychopath.
Selbst jetzt jagte ihr allein der Gedanke an ihn Schauder über den Rücken und eine Klaue aus Angst krallte sich um ihre Eingeweide. Der Typ war zu allem fähig. Vielleicht hätte sie besser noch mehr Abstand zwischen sich gebracht und wäre statt nach Kalifornien auf einen anderen Kontinent ausgewandert. Ins hinterste Sibirien am besten. Oder nach Deutschland, wo es entfernte Verwandte ihrer Mutter gab, die sie nie kennengelernt hatte. Mom war von ihrer Familie ausgestoßen worden, als sie einen amerikanischen Soldaten heiratete und ihm kurz darauf in die Staaten folgte.
Das Schweigen dauerte zu lange. Megan erhob sich abrupt. Ihr Magen drehte und wand sich um einen unverdaulichen Klumpen, doch ehe sie sich noch mehr Blöße gab, wollte sie lieber schnell verschwinden.
„Ich geh dann besser.“ Sie sah Dix nicht an, und ihre Stimme klang, als hätte sie eine Wolldecke verschluckt.
„Warte.“
Ihr Pulsschlag vollführte
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