G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
Glaubt nicht, das hier wird ein Spaziergang.“
Bestimmt würde es einer. Jedenfalls im Vergleich zu dem, was hinter ihnen lag. Vielleicht gelang es ihm ja, seine Muskeln zumindest so weit in Form zu bringen, dass er wenigstens die Doggy-Stellung meistern würde, wenn er Megan am Dienstag ins Bett zerrte.
Andererseits … die Vorstellung, dass sie die meiste Zeit oben verbringen würde, während er sich vom Anblick ihrer schaukelnden Brüste in den siebten Himmel tragen ließ, hatte nicht weniger Reizvolles.
Montag, 25. Juli, Santa Monica, Los Angeles
D iese Sekunde, so beschloss Megan, stellte endgültig den Beginn ihres neuen Lebens dar. Das Wort Stalker würde sie ab sofort aus ihrem Sprachschatz tilgen und mit Jeff Hall, dem Verbindungsmann, der ihre neuen Identitäten beim Zeugenschutz organisiert hatte, keinen Kontakt mehr aufnehmen. Zwar hatte er ihr versichert, dass sie das jederzeit tun könne, auch, um geheime Treffen mit alten Freunden zu organisieren, doch für unbestimmte Zeit musste das für sie Geschichte bleiben. Vielleicht für immer.
Megan drückte einem der Möbelpacker ein paar Dollar Trinkgeld in die Hand. Eine Minute später blickte sie dem Truck hinterher und ließ sich mit dem Rücken gegen die Hauswand sacken.
Das war es also. Sie war unwiderruflich Ms. Megan Hannson. Besitzerin eines Three-Bedroom-Bungalows samt Nebenwohnung auf dem Garagendach, Terrasse und Garten in Santa Monica im L. A. County. Dazu Eigentümerin eines brandneuen,silbergrauen Dodge Nitro, der bald geliefert werden würde. Noch-Single, Waise und hergezogen aus dem Bundesstaat Wisconsin, wo ihre Vergangenheit natürlich jeder Prüfung standhielte, um in Kürze ihren Verlobten zu ehelichen, der sich – für Nachbarn und andere Neugierige – auf einer Geschäftsreise befand und schleunigst nachkommen würde.
Hitze staute sich unter ihrer Haut, als sie daran dachte, wie nahe die schon lange erfundene Geschichte der Wahrheit mit Dix kam. Ob er Geschäftsmann war? Dem Aussehen nach zu urteilen glaubte sie eher nicht daran, aber wie ein Bauarbeiter wirkte er auch nicht direkt. Jedenfalls abgesehen von seinen Muskelpaketen.
Noch in New Orleans hatte sie in den vergangenen Monaten zehn Pfund zugenommen, was ihr besser stand, als sie befürchtet hatte, ihr Haar hellblond gefärbt und wachsen lassen, eine Nasen-OP hinter sich gebracht und versucht, ihre Hautfarbe der kalifornischen Sonne anzupassen. Bereits Wochen vor Beginn des Desasters hatte sie ihren Schneidezahn behandeln lassen wollen und es doch immer wieder vor sich hergeschoben. Bei einem ihrer letzten Einsätze war eine kleine Ecke abgebrochen, doch dank Krone sah man nun nichts mehr davon. Nichts erinnerte an die Person, die sie dreißig Jahre lang verkörpert hatte; nichts an die frischgebackene Polizistin oder die junge Lehrerin und Studentin des zurückliegenden Jahrzehnts. Auch ihr Outfit hatte sich gewandelt, sie kleidete sich jetzt etwas eleganter und damenhafter. Das Einzige, was ihr keiner nehmen würde, war ihre Muttersprache, die sie als Nachhilfekraft nun Hunderte Meilen entfernt der Heimat den Kindern kalifornischer Eltern beibringen würde. Das mit dem Job als Security-Officer in einer Werkschutzabteilung hatte leider nicht geklappt. Sie hätte es wissen sollen – Frauen bekamen da selbst im modernen Amerika wenig Chancen.
Megan gab sich einen Ruck und ging ins Haus. Das alles tat nicht weh, solange sie ihr Ziel im Auge behielt. Kristy fehlte ihr, aber Ms. Long, die Leiterin des Sanatoriums, mit der sie täglich telefonierte, berichtete von erfreulichen Fortschritten. Kristy schrak nicht mehr zusammen, wenn man sie unverhofft ansprach und auch konnte sie schon wieder schlafen, ohne dass ein Nachtlicht brennen musste. Nach jedem Gespräch durchrieselten Megan Glückshormone. Die Vorstellung, dass Kristy ihr bereits in wenigen Tagen folgte, war passé. Bald waren sie drei Wochen getrennt und Ms. Long hatte empfohlen, Kristys Aufenthalt auf wenigstens das Doppelte auszudehnen. Sie hätte nie gedacht, dass Kristy ihre Einwilligung geben würde, doch genau so verhielt es sich.
Megan blieb inmitten des Wohnzimmers stehen und streckte sich. Mit hinter den Kopf gelegten Händen betrachtete sie das wilde Durcheinander aus Kartons und Möbeln, die noch an die richtigen Stellen gerückt werden mussten. Um die Packer schnellstmöglich loszuwerden, hatte sie darum gebeten, die Sachen einfach irgendwo abzustellen. Selbst schuld. Sie hätte sich einiges an
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