G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
Arbeit sparen können, sogar das Einräumen der Schränke. Mit einem leisen Seufzen ließ sie sich auf die Couch fallen. Die Plastikhülle knisterte. Megan atmete tief ein. Alles roch neu. Nach frischer Farbe, Holz, Stoff, Plastik und Möbelwachs. Sobald sie sich ans Auspacken begab, würde sie nicht einmal ein Paar bereits getragener Socken finden.
Sie schloss die Augen und versuchte, an nichts zu denken. Wenn doch ihr Kopf nur so leer wäre wie ihr Herz. Für vielleicht eine Sekunde gelang es ihr, nur Schwärze hinter ihrer Stirn zu produzieren, dann schob sich das Bild eines Mannes vor ihr inneres Auge, das sich nicht vertreiben ließ. Gott, hatte sie sich blamiert. Bis auf die Knochen. Bis ins Mark. Warum nur musste sie auf diese absolut bescheuerte Idee verfallen und welche Teufel hatten sie geritten, diesem Fremden – ausgerechnet diesem! – ihr Heirats-Kauf-Angebot vor den Kopf zu knallen?
Zugegeben, er wäre ein Mann, in den sie sich verlieben könnte. Sein Äußeres sprach ihre Sinne an, sie stellte es sich prickelnd vor, seinen Körper zu erkunden. Dabei würde sie sich Zeit lassen. Sehr viel Zeit und jede Sekunde bis zum Äußersten auskosten. Wenn sie es recht bedachte, kannte sie niemanden, der mehr ihrer ganz personifizierten Versuchung entsprach als Dix. Wahrscheinlich zeichnete die Natur dafür verantwortlich, dass sie ausgerechnet ihn auserwählt hatte – ein Weibchen auf der Suche nach dem kräftigsten Vertreter der männlichen Rasse, um wohlgeratene Nachkommen zeugen zu können. Begehren schwelte in ihrem Inneren. Wenn es allein darum ginge, sich einen Lebenspartner zu suchen, um glücklich zu sein, um eine Familie zu gründen, wäre Dix vielleicht keine schlechte Wahl. Aber an seiner Seite zu leben und möglicherweise in ihn verliebt zu sein, während sie nur aufgrund eines Deals um eine Menge Geld beisammen waren, zu ertragen, dass er andere Frauen traf, ein vor ihr verborgenes Leben führte, dem sie nicht angehörte … die Vorstellung schien unerträglich. Es durfte auf gar keinen Fall passieren, dass sie ihr Herz an ihn verlor, sie musste ihre Emotionen unter Kontrolle halten. Ach, was. Wozu? Er würde ihr sowieso einen Korb geben. Gab es einen einzigen vernünftigen Grund, warum er sich auf das Angebot einlassen sollte? Klar, hunderttausend Gründe, jeder einen Dollar wert. Aber reichte das … für eine Ehe? Für fünf Jahre Lügen, Heimlichtuerei, Schauspielerei?
Ein Krachen ließ sie aufschrecken. In antrainiertem Reflex rollte sie sich vom Sofa und konzentrierte ihre Sinne. Dem Geräusch nach zu urteilen musste die Hintertür vom Garten her aufgebrochen worden sein. Dämmerung erfüllte mittlerweile den Raum. Sie musste eingenickt sein und mehrere Stunden geschlafen haben. Der Schweiß auf ihrer Haut und das Pochen an lieber unempfindlich gewünschten Stellen hauchten ihr eine Ahnung von heißen Träumen ein.
Es raschelte und polterte aus dem Nachbarzimmer. Jemand durchwühlte die Kartons in der Küche. Megan erhob sich beinahe geräuschlos und schlich an die Wohnzimmertür. Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie in den schräg gegenüberliegenden Raum und verharrte. Sie zwang ihr Entsetzen hinunter, das wie ein Kloß in der Kehle saß. Ein einzelner Mann, nein, ein Jugendlicher. Ein Schwarzer. Aufgeregt, unkoordiniert. Sie roch seinen Schweiß. Kein sonderlich beängstigender Gegner, konstatierte sie in Sekunden. Er drehte ihr den Rücken zu und öffnete einen weiteren Karton.
Megan schnellte nach vorn. Mit einem Hechtsprung schoss sie auf den Einbrecher zu, packte seine Fußgelenke und riss ihn zu Boden. Zwei Kartons folgten mit lautem Scheppern. Im nächsten Atemzug warf sie sich über den Jungen und presste ihn zu Boden. Der Überraschte schrie auf, versuchte, sich zu wehren, doch als sie ihn mit einem gezielten Würgegriff am Hals packte, riss er die Hände vor sein Gesicht und begann zu husten. Megan nutzte die Gelegenheit, aufzuspringen und ihn mit sich zu ziehen. Schneller, als er reagieren konnte, hatte sie seinen rechten Arm auf den Rücken gedreht und ihn mit einem Hebelgriff fixiert. Der Junge stöhnte und ließ den Oberkörper nach vorn sacken. Megan schob ihn in Richtung Tür undschaltete das Licht ein.
„So, wen haben wir denn da?“
„Bitte, Ma’am … ich wollte nicht …“
„Du hast sehr deutlich gezeigt, was du nicht wolltest. Wer bist du?“
„Dar … Darrel.“
„Und weiter?“
„Darrel Hayes.“
„Woher?“
Es klingelte an der Haustür.
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