G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
nicht, Alter. Außer vielleicht, du willst dir ein paar eitrige Furunkel oder Ähnliches reinziehen.“
„Vergessen Sie es. Drucken Sie lieber alle Infos zu dieser Patientin aus.“
Der Laserdrucker surrt leise und wirft zwei Blätter aus. Bradly schnappt sie sich und überfliegt sie im Schein der Schreibtischlampe. Cindy! Die junge Frau hat an Gesprächstherapien teilgenommen, um Ängsten gegenüber Fremden entgegenzuwirken. Lachhaft. Er sucht vergeblich nach weiteren Informationen wie einer vollständigen Erfassung der Krankengeschichte. Auch eine Anschrift der Patientin ist nicht vermerkt. Sie ist gestern entlassen worden.
„Wie wurde die Rechnung bezahlt?“
„Andere Abteilung, Mann.“
„Suchen Sie die Daten raus, aber zügig.“
Der Kerl an der Tür gibt ein unwilliges Brummen von sich und sein Schatten vergrößert sich auf dem Schreibtisch. Bradly hebt die Hand. „Alles okay, Bulldog. Nicht aufregen.“
Wieder surrt der Drucker und Bradly hält eine Rechnung, ausgestellt an Ms. Kristin Schwarz in der zitternden Hand. Er atmet tief durch, zählt im Stillen bis fünf und unterdrückt das Schwindelgefühl, das nicht seinen Körper ergreift, sondern sich nur in seinem Kopf abspielt, als würde die Blutzufuhr durch ein Hindernis versperrt. Die aufsteigende Übelkeit schwindet.
„Finden Sie heraus, wie die Rechnung bezahlt wurde.“ Er schwankt zu dem ausrangierten Sofa, das er knapp hinter den Schreibtisch gestellt hat, und setzt sich. „Bitte“, fügt er hinzu, als er wahrnimmt, dass Freeman keinen Finger rührt.
Irgendwann dringen Worte an seine Ohren, begleitet von einem Rütteln an den Schultern. „Hey, Opa, was ist los mit dir? Machst du schlapp?“
Bradly schüttelt die Hände ab.
„Der Betrag wurde bar bezahlt. Tut mir leid, Alter.“
Immerhin hat er einen neuen Ansatzpunkt. Ihm schwindelt. Und wenn sie es doch nicht ist?
Mittwoch, 10. August – Donnerstag, 11. August, Santa Monica, Los Angeles
M egans Wagen stand bereits vor der Tür, als Dix sein altersschwaches Gefährt ausrollen ließ und hinter dem Dodge parkte. Er blieb einen Moment sitzen, genoss das kribbelnde Gefühl der Vorfreude, obwohl es ihn drängte, aus dem Wagen zu sprinten und Megan in die Arme zu schließen. Wie eine Filmsequenz spielte sich eine Serie von Bildern vor seinem inneren Auge ab. Eine lachende Frau, die im Türrahmen stand. Ein kleiner Junge mit seiner Schwester an der Hand, die noch nicht allein laufen konnte. Die Kinder kamen auf ihn zu, er schloss sie in die Arme. Megans glücklicher und stolzer Ausdruck, als er mit den beiden auf sie zutrat und ihr zärtlich einen Kuss auf die Nasenspitze drückte. Eine piepsige Stimme, die „Ich auch, ich auch“ rief. Ein Hund, der freudig bellte und eine Katze, die um seine Füße strich, als er im Flur stand. Kindheitsträume. Seine Vorstellung der perfekten und glücklichen Familie, in der der Vater abends nach Hause kehrte und eine Mutter, die immer für die Kinder da war. Das alles hatte er nie kennengelernt und den Traum irgendwann als utopisch beiseitegelegt. Jetzt schien er so nah, dass er kaum zu atmen wagte, davor zurückschreckte, Megan zu begegnen, aus Furcht, die Vorstellung würde wie eine Seifenblase zerplatzen. Hätte ihm das jemand vor vier Wochen erzählt, er hätte ihm geraten, sich auf seinen Geisteszustand untersuchen zu lassen. Jetzt sollte er selbst besser einmal daran denken, die Adresse eines guten Seelenklempners herauszufinden.
Endlich fasste er sich ein Herz und stieg aus. Es wunderte ihn, dass Megan seine Ankunft nicht mitbekommen hatte, der knatternde Auspuff musste bis an die Ostküste zu hören sein. Im Haus fand er Megan nicht. Er schaute sogar hinter den Duschvorhang. Erst drehte er sich ratlos im Wohnzimmer um die eigene Achse, dann fiel es ihm ein. Natürlich! Sie musste in der Garage sein. Vielleicht war sie noch nicht lange daheim und zeigte der Studentin ihr Reich.
Dix eilte zu dem Nebengebäude. An der Tür kündigte er sein Kommen an und rief „Hallo“ durch den leeren Wohnraum. Auf der Treppe hörte er leises Schluchzen. Er beschleunigte seine Schritte und stieß die angelehnte Tür zu Kristys Zimmer auf.
Der Anblick überraschte ihn. Megan und die Studentin knieten sich Gesicht an Gesicht auf dem Sofa gegenüber und hielten sich umschlungen. Sie bemerkten sein Eintreten nicht. Beide weinten. Der Anblick verwirrte ihn. War auf der Fahrt etwas passiert? Er stürzte vorwärts und sank vor der Couch auf die
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