Generation A
den Falten einer Trainingshose. Merde!
Sobald er zu Hause war, informierte er sich im Internet, wer am intensivsten auf dem Gebiet der Neuroproteine forschte, damals noch ein ganz neues Untersuchungsfeld. Außerdem verschickte er E-Mails an Kollegen in aller Welt und beschrieb ihnen den Job, nach dem er suchte. Es dauerte nicht lange, und es kam eine Rückmeldung von einer Firma, die ihren Sitz an einem Ort mit dem bizarren Namen Research Triangle Park, North Carolina, hatte.
Trevor dachte: Ein Ortsname, in dem das Wort »Triangle« vorkommt?
Und North Carolina? Was ist North Carolina? Unterscheidet es sich so deutlich von South Carolina, dass es die Unterteilung rechtfertigt?
Das Fremdartige an dem Standort der Firma und seine völlige Losgelöstheit von Trevors Leben in Europa zogen ihn magisch an. Er wollte neue Erfahrungen für sein Hirn, keine alten, vorhersehbaren.
Wenn er in Europa bliebe, würden seine Einsichten immer nur Coverversionen eines Songs sein, den er schon kannte - alte Gebäude, die Riffs auf anderen alten Gebäuden spielten, Bahnhöfe und gares und stazioni; change /cambio / Wechsel. Wenn er in die USA ging, würde er eine ganz neue Art von Musik kennenlernen.
Kaum dort angekommen, tat er alles, um den Neuigkeitsappeal zu maximieren: Er legte sich einen Chevrolet-Minivan zu, er kaufte in Mails ein, er sagte Dinge wie Have a nice day zu Fremden. Er fand sogar eine neue Freundin, Amber, die in einem Scheidungsprozess zwei Subway-Franchisebetriebe abgestaubt hatte und eine innige Beziehung zu ihrem Herrn und Erlöser Jesus pflegte - und darin, ähnlich wie bei seiner propalästinensischen Exfreundin, ihr Hauptgesprächsthema besaß. Er blendete es auch diesmal aus, wobei ihre Hingabe an Jesus und frische, gesunde Sandwiches ihn einerseits neidisch machte und andererseits anturnte. Aber meistens stürzte er sich in die Arbeit und erforschte die neue, aufregende Welt chronosuppressiver Medikamente, die das Leben entweder länger oder kürzer erscheinen ließen, je nach Lebenssituation des Konsumenten. Er wusste, wenn es ein Anti-Spielsucht-Protein gab, war hier der Ort, es zu entdecken.
In beruflicher Hinsicht war der einzige Faktor, der seine Forschung behinderte, die Zeit selbst. Um zu sehen, ob diese ihnen lang oder kurz erschien, mussten die Testpersonen die Medikamente über einen längeren Zeitraum einnehmen, mindestens für ein Jahr. Die meisten Probanden waren Strafgefangene, die nicht erfuhren, ob das Mittel, das ihnen verabreicht wurde, ihnen die Zeit länger oder kürzer werden ließ, und Trevor taten alle leid, die die zeitverlängernden Mittel bekamen - das war, als würde man die Häftlinge noch in ein weiteres Gefängnis innerhalb des Gefängnisses stecken.
...
»Warte mal einen Moment«, sagte Diana. »Wie alt war Trevor damals?«
»Vielleicht so Ende zwanzig.«
»Nahm er die Medikamente gegen seine Spielsucht?“
»Finden wir's heraus.«
DER SPIELER (FORTSETZUNG)
von Serge Duclos
Zur gleichen Zeit häufte er unter größten Schuldgefühlen neue Spielschulden an, wenn auch nicht so schnell wie in Europa, denn nun hatte er ja seine zerlesene Ausgabe von Finnegans Wake, um das Verlangen zu unterdrücken. Ein Kollege empfahl ihm Joyces Ulysses, aber es war wie Finnegans Wake als preiswertere Handelsmarke. Trotzdem summierten sich seine Verluste, und es fiel ihm immer schwerer, zu widerstehen - ähnlich wie Zacks Superman.
Kurioserweise diagnostizierte genau zu dieser Zeit ein perplexer Kollege bei zwei Menschen einen seltenen Zustand, den man Logo-Dysphorie nennt - die Unfähigkeit, Firmenlogos zu erkennen. Diese »Logo-Suppressiven« sehen, wenn sie ein Logo betrachten, nur einen Farbklecks - sie können Logos ebenso wenig erkennen wie Schlaganfallpatienten manchmal Buchstaben oder Zahlen. Dieser Kollege holte sich bei Trevor Rat und Hilfe.
_
Zack fragte: »Das heißt also ... wenn die ein Nike-Logo sehen, können sie es nicht erkennen?«
»Im Grunde genommen, ja.«
»Ist doch Hühnerkacke.«
»Sollte man meinen, aber es stimmt. Hört mal weiter ...«
DER SPIELER (FORTSETZUNG)
von Serge Duclos
Trevor dachte, so etwas könne nur simuliert sein, doch je länger er sie befragte, desto mehr erfuhr er über ein Phänomen, das man invariante Erinnerung nennt.
Was, werdet ihr fragen, ist denn invariante Erinnerung? Darunter versteht man Folgendes: Jeder kann eine Katze ansehen und weiß, das ist eine Katze. Außerdem erkennt jeder, der einen
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