Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
Vom Netzwerk:
zwischen dem dritten und vierten Bier erklären, dass sie Frauen hassen. Louise machte uns miteinander bekannt. »Samantha, das hier ist Craig. Craig wird Sie von dem Moment an betreuen, in dem wir den amerikanischen Luftraum erreichen.«

JULIEN
    Die Armee de Terre hatte das 12. Arrondissement versiegelt, als wär's ein Insekt unter einem Wasserglas. Überreaktionäre Schweine - so was wie Feingefühl oder Finesse kennen die nicht.
    Katholenhexe Nummer eins hatte meine Biene fotografiert, mit dem Handy die Behörden kontaktiert, ihnen das Foto geschickt und sich dann wieder ihren Gebeten zugewandt. Ich hob die tote Biene auf, die aussah, als schwebte sie über dem Kies. Ich legte sie in meine Hand, dann guckte ich mir den Stachel an. Der war winzig, sah aber unbestreitbar fies aus; ich hab gute Augen. Die Haut um den Einstich war rosa und juckte, aber ich widerstand der Versuchung, mich zu kratzen. Als ich wieder hochguckte, marschierte eine Meute von Bullen und Bulletten auf mich zu, mit hasserfülltem Blick und schwerbewaffnet. Sie führten die Schabracken etwa fünfzig Meter weit weg und übergaben sie der Obhut eines Polizistentrios. Ein Polizeibeamter packte mich am Arm, während ein anderer wissen wollte, wo die Biene sei. Ich zeigte dorthin, wo ich sie auf die Bank gelegt hatte. Die reagierten, als hätten sie einen Lithiumzünder für einen atomaren Sprengkopf gefunden und nicht bloß so ein blödes, vermeintlich ausgestorbenes Insekt. Einer der Bullen bestätigte über Walkie-Talkie, dass es sich tatsächlich um eine Apis mellifera handelte. Dann fragten sie mich, was passiert sei. Um uns herum versammelten sich allmählich Schaulustige.
    Ich wirkte wahrscheinlich wie ein erwischter Ladendieb. Fickt euch doch alle. Dann hörte ich einen schweren Wagen kommen - so ein Wohnmobil, wie man es auf der Peripherique zu sehen kriegt, aber nicht in der Innenstadt. Er war weiß, eins von diesen protzigen, scheußlichen Teilen, in denen verfettete Amis in ihren Wüsten rumfahren, um sich die Zeit bis zum Tod zu vertreiben. Er rollte über den Rasen des Bois de Vincennes, hielt genau vor uns an, und eine Gruppe von (vermute ich mal) Wissenschaftlern stieg aus. Ich hörte Hubschrauber, fünf Stück vom Typ SA -330, die aus Richtung Norden, über Montreuil hinweg, näherkamen. Ich wollte bloß eins, wieder zurück in meine World of Warcraft, weg von diesem elenden Drecksplaneten mit seinen Bäumen und alten Weibern und seinem Prinzip von Ursache und Wirkung.
    Ein Alphawissenschaftler schnauzte mich an, ich solle in den fetten Ami-Todestrailer steigen, was ich aber nur tat, weil die Bullen mit Gummiknüppeln vor meinem Gesicht rumfuchtelten. Sie schubsten mich in eine kleine Plexiglas-Arrestzelle. Cochons. Ich fragte einen von ihnen, ob ich mal sein Handy benutzen dürfe. Sie waren offenbar überrascht, dass ich kein eigenes besaß, und machten ein Riesentrara darum. Sie sagten mir, wenn ich ihnen eine Nummer gäbe, würden sie dort anrufen, aber ich dürfe das Telefon nicht selbst benutzen. Dann leckt mich doch. Und wen sollte ich schon anrufen? Meine Eltern? Dann müssten sie meine Mutter von You-Tube loseisen, wo sie gefangen in Früher-war-alles-besser-Land sitzt und sich mit Tränen in den Augen immer wieder Torvill und Dean beim Bolero auf dem Eis der Winterspiele 1984 in Sarajevo ansieht. Und Dad? Diana Ross singt das Titellied aus Mahagoni:
    »Do you know where you're going to?« Ein schwarzes Mädchen aus Detroit erlebt zum ersten Mal Rom und die Weltgeschichte, und zwar auf der Rückbank eines schrottigen gelben Taxis, mit jeder Menge Lichtreflexe auf der Linse und mieser B-Unit-Kameraarbeit. »Ich bin ein armes schwarzes Mädchen aus Amerika! Ich bin nach dem Kurztrip vom Da-Vinci-Flughafen wie umgewandelt! Könnte doch die ganze Welt Rom für drei Komma fünf Minuten so erfahren wie ich jetzt, dann lebten wir alle in einem feuchten Traum von postkapitalistischer Freiheit , wie irgendein Plattenproduzent ihn träumt!«
     
    Mein Vater macht sich gerne vor, die Welt sei einfach zu verstehen. Sollen er und meine Mutter mich erst mal im Fernsehen sehen.
    Für den Moment saß ich noch auf einem blauen Plastikstuhl in diesem Plastikraum, in dem mich zwei Polizisten beobachteten, während ein Wissenschaftler neu ankommende Fickschwein-Monsterlabore auf Rädern einwies.
    Der Alphawissenschaftler, der sich mir als Serge vorgestellt hatte, fragte, ob ich Single sei oder noch bei meinen Eltern lebte. Noch?
    Ich sagte,

Weitere Kostenlose Bücher