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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Grabstein des Planeten Erde.“
    Ihre Mutter warf sich etwas in den Mund.
    »Mom, was war das?«
    »Zyanid, Schatz. Ich haue auf deinem Schlachtschiff Yamato ab.
    Warum kommst du nicht mit?«
    Chloe rannte Hilfe holen, doch die gesamte Belegschaft war mit den Verwundeten beschäftigt, also sah sie ihrer Mutter beim Sterben zu, sah, wie sie auf dem Bett zuckte, dann still lag.
    Wie vor den Kopf geschlagen wanderte Chloe wieder hinaus auf den Flur. Überall war Blut. Der Boden war damit besudelt, das ganze Gebäude roch nach heißen, feuchten Kupfermünzen. Sie hörte Schüsse aus Richtung der Aufzüge, und Krankenhausangestellte kamen ihr kreischend entgegengerannt. Sie sah einen Pfleger in grüner OP-Kleidung auf sich zukommen, der eine abgesägte Schrotflinte trug, und der Blick in seinen Augen sagte Chloe, dass er ein New-Vision-Anhänger war.
    Er pfiff vor sich hin und sagte im Näherkommen ganz lässig: »Sieht so aus, als wärst du jetzt eine verdammt berühmte kleine Lady, oder?«
    Chloe rannte zu ihrer Mutter ins Zimmer zurück, dann küsste sie gierig deren Mund und lutschte die Reste des Zyanids heraus. Sie schmeckte die Chemikalie, als sie in ihren Blutkreislauf überging, und wusste, dass der Tod schnell kommen würde.
    Das Pfeifen verstummte, als der Pfleger drohend in der Tür erschien. Chloe sagte: »Weißt du was? Ich verlasse den Planeten zu meinen eigenen Bedingungen, du Freak.« Sie war tot, bevor die Schrotkugeln ihren Brustkorb durchschlugen.
    _

HARJ
    Ich habe mir immer etwas darauf zugute gehalten, dass ich zuhören kann, und nachdem ich mir Dianas Geschichte angehört hatte, wollte mir scheinen, dass Fäden gleichen Garns das Gewebe unserer Erzählungen durchzogen. Gewisse Themen tauchten immer wieder auf: Majestäten, Sekten, wie wir Wörter hören, wie wir Geschichten erzählen, Superhelden, Naturkatastrophen, Aliens - das Nachrichtenteam des dritten Programms. Ich behielt diese Beobachtung für mich, da ich meine neuen Freunde nicht verunsichern wollte.
    Und dass ich mir aus dem Stegreif eine Geschichte ausdachte?
    Nicht ganz einfach, aber ich wollte sehr, sehr gerne unserer Gang angehören - der Alkohol und die Intimität des Kerzenlichts waren verführerisch und schwächten den Teil meines Gehirns, der Dinge wie öffentliches Sprechen und Karaoke fürchtete. Also begann ich.
     

STÄRKE NEUN KOMMA NULL
von Harj Vetharanayan
     
    Der König 2 schwebte in seinem Heißluftballon über seinem mächtigen Königreich, stolz, zu dessen Herrscher geboren zu sein, und still erfreut über das Los, das ihm zuteilgeworden war. Es war mitten an einem sonnigen Wochentag, und das Leben im Königreich nahm sei-nen üblichen Gang:
    ____
    2 Ganz recht, Majestäten.
     
    Die Straßen waren voll, die Kinder in der Schule, und die letzten Lunchesser waren auf dem Weg zurück an ihren Arbeitsplatz. Da schlug das Erdbeben zu.
    Es war eins der Stärke neun Komma null. Binnen fünfzehn Sekunden zerstörte es die älteren, weniger erdbebensicheren Gebäude im Land. Danach stürzten die neueren Gebäude ein. Im ganzen Königreich vollführten die, die es überlebt hatten, draußen auf den wackelnden Straßen einen unbeholfenen Tanz, um herabfallenden Trümmern auszuweichen, Glasscherben und Mauerwerk.
    Es war ohrenbetäubend laut. Was für ein Donnern und Krachen!
    Der Planet selbst schüttelte sich und entspannte sich wieder; die Menschen auf den Straßen konnten nicht mal hören, was die anderen schrien.
    Der König oben in seinem Heißluftballon war der Einzige unter den Menschen, der nichts von der Heftigkeit des Erdbebens zu spüren bekam, das weiterhin donnerte und krachte und zerstörte - ein Beben, das einfach nicht aufhören wollte. Als die Erde fünf Minuten gewankt hatte, waren die meisten Häuser im Königreich nicht mehr da, und alle Dämme waren gebrochen. Die Stauseen hatten ganze Vororte verschlungen. Bürotürme waren auf die Seite gekracht und wurden, während das Beben sich immer wieder aufbäumte, geschüttelt, bis nur noch verbogene Stahlarmierungen übrig waren.
    Dem König hatte es das Herz gebrochen, und immer noch ging das Erdbeben weiter! Überlebende wurden seekrank von dem Schaukeln des Bodens - sie lagen sich erbrechend auf dem gesprungenen Pflaster von Parkplätzen und Gehwegen. Bäume fielen um. Vögel konnten auf den bewegten Oberflächen nicht landen und waren froh, sich auf den Rand des Korbs vom Heißluftballon setzen zu können.
    Feuer brachen aus, und der Schutt brannte. Der

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