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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Polygonen geworden war.
    Das einzige Problem bei diesem Maisfeld war, dass die Comicpersonen nicht reinkamen.
    Wenn sie es versuchten, prallten sie vor eine unsichtbare Wand. Comicflugzeuge, in deren Flugbahn das Feld lag, zerschellten an ebendieser unsichtbaren Wand; sie stürzten in Flammen auf die Erde, und über ihnen stand in großen Buchstaben »Kniiirschl« oder »Kkkkrrrackl«.
    Aus der Mitte des Maisfelds erhob sich eine laute, belfernde Stimme, die an die des Schauspielers James Earl Jones erinnerte und behauptete, sie sei dafür verantwortlich, dass sich die ganze Welt in einen Comic verwandelt habe, und würde jede Sekunde dieses Schauspiels genießen.
    Es sah gar nicht gut aus, die Welt brauchte einen Helden - und sie fand ihn. Man kannte ihn unter dem Namen Coffinshark der Unerfreuliche, und die Reduktion zur Comicfigur hatte ihn bisher kaum erfasst - er sah eher so aus, als hätte er sich in die Hände einer guten Kosmetikerin begeben. Er hatte so etwas Gelecktes an sich, weshalb die Leute fanden, dass er, wenn er wollte, ohne weiteres als einer aus dem Nachrichtenteam des dritten Programms durchgehen konnte.
    Ein ungläubiges Schnaufen ging durch die Menge, als Coffinshark ein Loch in die unsichtbare Wand schlug und das Maisfeld betrat, in dessen Tausenden von Reihen er sofort verschwand.
    Ungefähr in der Mitte des Felds hörte er James Earl Jones brüllen:
    »Coffinshark der Unerfreuliche! Du bist ein Loser, und du wirst mich niemals zu fassen bekommen.«
    »Und wenn doch?«
    »Dazu kommt es nicht.“
    »Und ob.«
    Die Stimme war ungehalten: »Du weißt ja nicht mal, wer ich bin!“
    »Wenn ich dich geschnappt hab, weiß ich es.“
    »Na, dann versuch es.«
    Und so hetzte Coffinshark durch das Maisfeld, um den Ursprung der Stimme zu finden. Manchmal hatte er das Gefühl, die Stimme wäre nur wenige Stengel entfernt, dann wieder schien sie sehr weit weg zu sein. Während Coffinshark der Stimme nachjagte, begann er ziellos Haken in dem Maisfeld zu schlagen, und es dauerte nicht lange, bis es die Stimme verwirrte.
    »Coffinshark! Was soll dieser Scheiß? Du musst mich jagen!«
    »Ich jage dich ja.«
    »Du weißt doch selbst nicht, was du da tust!«
    »Da hast du recht«, sagte Coffinshark. »Ich weiß es nicht.« Er blieb stehen, schaute zum Himmel auf und sagte: »Na schön, Dicker - jetzt hast du mich. Warum kommst du nicht her und rammst mich an Ort und Stelle in den Boden?«
    »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Das ist mein Ernst.«
    »Ihr seid doch alle Idioten. Ich bin froh, dass ich euch zu Comicfiguren gemacht habe. Etwas Besseres habt ihr einfach nicht verdient.«
    »Na, dann komm doch, zerquetsch mich wie eine Wanze.«
    Die Stimme seufzte und sagte: »Na schön, wie es dir beliebt.« Es kam ein riesiger Finger vom Himmel herab. Sekundenbruchteile, bevor er Coffinshark zermatschte, rief die Stimme: »Oh Scheiße!«
    Mit seinem Herumrennen hatte Coffinshark einen riesigen Knopf in das Maisfeld gezeichnet und dann noch einige Maisstengel zusätzlich plattgetrampelt, um das Wort SATELLITENBILD zu buchstabieren. Als der Finger Coffinshark zerquetschte, drückte er auf den Knopf, und schon sprang die Welt wieder auf das fotografische, realistische Leben-wie-es-immer-ist-Programm.
    Coffinshark rappelte sich von dem geplätteten Mais hoch, guckte an seinem Torso, seinen Armen und seinen Beinen hinunter und sah, dass die ersten Ansätze der Verwandlung zur Comicfigur an ihm verschwunden waren - und er vermisste sie jetzt schon. »So ein Scheiß«, sagte er sich im Stillen. Er nahm das ganze Geld, das er mit der Rettung der Welt verdient hatte, und entfloh nach Beverly Hills, wo er sich unzählige Male unter das Messer von Schönheitschirurgen legte - wonach ihm sein neues Gesicht zum Durchbruch als Nachrichtensprecher beim Fernsehen verhalf-, nur um wenige Monate später ermordet zu werden.
    Aber das ist eine andere Geschichte ...
    _
     
    »... und das, meine Freunde, ist ein Happyend.«
    Meine Freunde waren für ein paar Momente ganz still, dann sagte Diana: »Mein Gehirn prickelt so und fühlt sich ganz feucht an.«
    »Und ich? Mein Gehirn hat gerade ejakuliert«, meinte Julien.
    Sam sagte: »Coffinshark hat ein Happyend erlebt, aber zu wissen, dass er später stirbt, untergräbt den glücklichen Ausgang.«
    Harj bemerkte: »Ah, wie in dem Film Pulp Fiction: Du als Zuschauer weißt, dass John Travolta umkommt, aber wenn er am Ende mit Samuel Jackson das Restaurant verlässt, bist du in deinem

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