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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Fenstergitter und Waldgeräusche machten mir Angst. Das wiederum ließ mich an meine Chaoteneltern denken, über die ich niemals mit jemand sprach, darum trödelte ich ein bisschen, während ich mir überlegte, worum es in meiner Geschichte gehen sollte. Die Weingläser wurden nachgefüllt, und nachdem wir eine Packung muffiger Zitronenplätzchen gefunden und eine Pinkelpause eingelegt hatten, saßen wir wieder im kerzenerleuchteten Zimmer zusammen.
    »Serge ...«
    »Ja, Diana?«
    »Um noch mal auf das zurückzukommen, was du vorhin gesagt hast - warum ist es so schwer, sich eine Geschichte auszudenken, wenn wir ohnehin jeden Tag unseres Lebens so was Ähnliches tun und Geschichten aus dem Ärmel schütteln?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, sogar dass ich dir diese Frage stelle, gehört zur Geschichte meines Lebens - und des Lebens aller, die wir hier versammelt sind. Ich hätte mir ja auch ein Küchenmesser schnappen und als irre Schlitzerin über euch herfallen können. Oder herumhoppeln wie ein Häschen.«
    »Aber du hast es nicht getan«, sagte Serge.
    »Warum also suchen wir uns immer die langweiligen Lösungen für unser Leben aus? Wie schwer kann es sein, umzuschalten und zu sagen: Wisst ihr was? Anstatt mir Geschichten auszudenken, werde ich mein Leben zu einer interessanteren Geschichte machen.«
    »Finde ich auch«, sagte Zack. »Woran liegt es, dass wir zu Hause hocken und im Internet nach Pornos suchen, anstatt amoklaufend eine blutige Spur durchs halbe Land zu ziehen?«
    »Jetzt wisst ihr ja, warum ich Online-Kriegsspiele liebe«, sagte Julien.
    »Okay«, sagte ich, »jetzt bin ich dran, euch meine Geschichte zu erzählen.«
     

DAS KURZE LEBEN UND BRUTALE ENDE DES NACHRICHTENTEAMS VOM DRITTEN PROGRAMM
von Ms. Diana Beaton
     
    Chloe saß an ihrem Küchentisch und schaute hinaus auf den sonnigen Tag draußen, als sie die Türklingel hörte. Es war die Polizei, die gekommen war, um ihr mitzuteilen, dass man ihre Mutter wegen mehrfachen Mordes festgenommen hatte. Die Opfer waren das gesamte Nachrichtenteam eines Lokalsenders - zwei Anchorleute, der Wettermann und vier Studiotechniker. Ihre Mutter, die als Einzeltäterin gehandelt hatte, war mit einer großen Korbtasche am Fernsehstudio erschienen und hatte sich als herzensgutes Tantchen präsentiert, das in der Hoffnung kam, die Moderatorin einer Kochshow kennenzulernen. Sobald sie nahe genug am Nachrichtenstuodio war, fragte sie nach den Toiletten, verschwand darin, holte mehrere Schusswaffen aus ihrer Korbtasche und kam feuernd wieder heraus. Ein Kameramann, der überlebt hatte, hatte sie zu Boden gerungen, und dabei hatte sie sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Sie war im Krankenhaus, und ihr Gesundheitszustand war stabil. Im Internet kursierte bereits ein Video von dem Vorfall. Chloe sah sich, von Polizisten flankiert, die Neununddreißig-Sekunden-Sequenz an. Die Brutalität der Bilder war so jenseits aller Vorstellungskraft, dass es Chloe wie ein Traum erschien. Die Polizisten fragten, ob sie mit ihnen ins Krankenhaus fahren wolle, und sie sagte: »Natürlich.« Und schon ging es los, mit blitzendem Blaulicht.
    Der Haupteingang war abgesperrt, aber der Streifenwagen durfte am Wachpersonal und den Medienleuten im Storyfieber vorbei. Sie fuhren mit dem Fahrstuhl in den obersten Stock, wo ein Quartett von Polizisten das Zimmer ihrer Mutter bewachte. Chloe hatte immer damit gerechnet, eines Tages ihre Mutter zu besuchen, wenn sie mit Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus lag, nur nicht unter den gegenwärtigen Umständen.
    »Mom?«
    »Hallo, Schatz.«
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?“
    »Das kann ich dir gerne verraten.“
    »Warte - wo ist Dad?“
    »Er ist zurzeit nicht verfügbar.«
    »Oh mein Gott, er läuft nicht auch draußen rum, um irgendwen zu erschießen, oder?“
    »Ziehst du nicht etwas vorschnelle Schlüsse?“
    »Mom, du hast sieben Leute umgebracht.“
    »Gut so.«
    Chloe versuchte sich zu beruhigen, und ihre Mutter lächelte seelenruhig dazu. »Und warum hast du es getan?«, gelang es ihr schließlich zu fragen.
    »Unsere New-Vision-Kirchengruppe hat letztes Wochenende ein ›Erleuchtungsfasten‹ oben in den Bergen abgehalten. Es war herrlich.
    Und während des Gebets in der Gruppe hob es mich hoch über die Erde, und als ich auf diesen Planeten herabblickte, war er schwarz wie ein Kohlebrikett. In diesem Moment erkannte ich, dass es mit der Erde vorbei ist und dass New Vision mich zu einem neuen Planeten

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