Generation Gold
Gold in zunehmenden Mengen zu verleihen, falls der Preis steigen sollte.«
Alan Greenspan, 1998 [4.1]
»Wir hätten in einen Abgrund geblickt, wenn der Goldpreis weiter gestiegen wäre. Ein weiterer Anstieg hätte eines oder mehrere Handelshäuser zu Fall gebracht — und vielleicht auch noch den Rest. Deswegen mußten die Zentralbanken den Goldpreis drücken, managen — um jeden Preis, koste es, was es wolle. Es war sehr schwierig, den Goldpreis unter Kontrolle zu bekommen, aber wir haben es geschafft. Die U.S. Fed war sehr aktiv dabei. Und ebenfalls das Vereinigte Königreich.«
Edward A. J. George, Gouverneur der Bank von England [4.2]
4.1.1 Das Bretton-Woods-System
Die Entmonetarisierung des Goldes, d. h. die Lösung der Golddeckung der umlaufenden Währungen, war also die notwendige Voraussetzung dafür, daß das Finanzwesen und die Politik ohne Beschränkungen illegales Falschgeld neu schöpfen konnten. Während bis 1971 die Geldmengen nur gemäß den Regeln des Devisen-Goldstandards langsam anwachsen konnten, sind seitdem alle Dämme gebrochen (siehe Abbildung 3.6). Nochmals zur Erinnerung: Die Geldmenge des US-Dollars stieg seit damals exponentiell um ca. 1470 Prozent an.
Wie aber schafften es die Beteiligten im Laufe der Zeit, den Gradmesser, das politische Metall Gold, aus dem Bewußtsein der Bürger zu verdrängen? Sie schafften es, indem sie 40 Jahre lang versuchten, den Preis des Goldes absichtlich nach unten zu manipulieren. Denn die Propaganda gegen das Gold war und ist auch immer eine Intervention für das ungedeckte Papiergeldsystem. Darüber hinaus haben sich im Laufe der Zeit Goldgeschäfte wie der sogenannte »Gold-Carry-Trade«
entwickelt, bei denen die Geschäftsbanken mit Hilfe der Zentralbanken Milliarden verdienen, wenn der Goldpreis niedrig gehalten wird. Doch dazu später mehr.
Gehen wir in der Geschichte nochmals zurück in das Jahr 1944. Während in Europa der Befreiungskrieg gegen Hitler-Deutschland noch lief, saßen im amerikanischen Bretton Woods bereits Vertreter aus 44 Staaten beisammen, um eine neue Welt-Währungsordnung zu verabschieden. Das Ziel war die reibungslose und von Barrieren befreite Abwicklung des Welthandels, bei festen Wechselkursen zwischen den verschiedenen Währungen.
Am 22. Juli 1944 wurde beschlossen, daß der US-Dollar die neue internationale Leit- und Reservewährung wird und eine Unze Gold 35,20 Dollar entspricht. Für die US-Zentralbank bestand die Verpflichtung, Dollars gegen Gold einzulösen. Weiterhin wurden die Währungen der Mitgliedsländer dieses Abkommens in einem festen Wechselkurs an den Dollar gebunden.
Um dies dauerhaft zu gewährleisten, hatten die Zentralbanken eine Interventionspflicht. Diese Pflicht bedeutete etwa für die Bundesrepublik Deutschland (die nach ihrer Gründung 1949 dem Abkommen beitrat), daß ein Überangebot an US-Dollars von der Bundesbank zum festgelegten Wechselkurs von 4:1 aufgekauft werden mußte, um den Kurs des Dollars zu stützen. Wäre ein Überangebot im Markt verblieben, wäre der Kurs des Dollars in einem System freier Wechselkurse nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage unweigerlich gesunken, sagen wir auf das Verhältnis 2:1.
Mit anderen Worten: Die Bundesbank, wie auch die anderen Teilnehmer am Bretton-Woods-System, unterlagen einem Zwangsumtausch des Dollars in ihre jeweilige Landeswährung. In der Öffentlichkeit wurde dieser Zwangsumtausch freilich immer als »Stützungskauf« tituliert. Durch diesen Mechanismus des Zwangsumtausches erhöhten sich die Dollar-Reserven bei allen Zentralbanken, und die USA erhielten nach dem obigen Beispiel doppelt soviel D-Mark, wie ihr Dollar eigentlich in Wahrheit noch wert war. Bezahlt wurden diese Stützungskäufe zumeist mit neu geschöpftem Geld aus der Druckerpresse. Wo sollte es auch anders herkommen?
Dieses frisch geschöpfte Kapital wurde dann postwendend in Deutschland (oder anderen Ländern) wieder re-investiert, z.B. indem es direkt am Finanzmarkt angelegt, in Unternehmen investiert oder indem sonstige Waren beim Exportweltmeister eingekauft wurden.
Durch den Bretton-Woods-Zwangsumtausch hatten die Amerikaner also immer schon per se eine doppelt so hohe Rendite bzw. bekamen die Waren stets um den halben Preis geliefert.
Die Kehrseite der Medaille war zudem noch die, daß das zwangsweise geschöpfte Geld, das ja sofort wieder beim Schöpfer landete, dort inflationär wirkte. Man spricht daher in diesem Zusammenhang auch von einer »importierten
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