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Generation Gold

Generation Gold

Titel: Generation Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Müller
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Inflation«. Wie problematisch die Inflation ist, wurde bereits im vorigen Kapitel erörtert.
    Mit anderen Worten: Die USA hatten das Recht, ihre Währung zu vermehren und diese Inflation in die gesamte Welt hinaus zu exportieren. Ohne ökonomische Gegenleistung verschafften sich die USA einen Zugang zu den Wirtschaftsleistungen anderer Länder. Hierzu Bernd Senf in seinem Buch Der Nebel um das Geld :

    »Wie man es dreht und wendet: Gesamtwirtschaftlich betrachtet lief ein Zahlungsbilanzüberschuß, verbunden mit Stützungskäufen und Zwangsumtausch des Dollars, auf ein teilweises Verschenken von deutschem Sozialprodukt an die USA hinaus und kam einer verdeckten Entwicklungshilfe an die USA gleich. (...) Die USA hatten unter diesen Bedingungen zwar ein chronisches Zahlungsbilanzdefizit, aber das war für sie deshalb kein Problem, weil es durch die unbegrenzte Dollar-Ankaufpflicht der Zentralbanken anderer Länder finanziert wurde — mit deren jeweiliger Landeswährung .« [4.3]

    Wenn die betroffenen Staaten versuchten, zum Ausgleich dieser importierten Inflation die eigene, inländische Inflation einzudämmen, so hatte dies lediglich zur strafenden Folge, daß die USA-Entwicklungshilfe einen prozentual höheren Anteil am eigenen Sozialprodukt verbrauchte. Wozu also sparen? Die bessere Lösung schien es zu sein, die eigene Währung selbst weiter zu vermehren, um den USA-Einfluß zu begrenzen. Im gesamten Bretton-Woods-System war also eine generelle Tendenz zum Inflationieren eingebaut. In den Worten von Bernd Senf:

    »Das Bretton-Woods-System war ein Zug in Richtung Weltinflation — mit den USA als Lokomotive .« [4.4]

    Die USA hatten sich übrigens gegen ausländische Inflationen in der Art geschützt, daß die amerikanische Zentralbank FED ihrerseits keinerlei Verpflichtungen hatte, ausländische Währungen zu deren Stützung aufkaufen zu müssen (Asymmetrie des Bretton-Woods-Systems). Außerdem sorgte der neu gegründete Internationale Währungsfonds (IWF), der von Anfang an von den Amerikanern dominiert wurde, dafür, daß nur die USA ihren Dollar inflationieren durften. Andere Länder, die dies ebenfalls versuchten und Kredite vom IWF benötigten, bekamen diese nur unter den sehr strengen Auflagen, die eigene Währung wieder zu stabilisieren.
    Warum die übrigen Länder dieses unglaubliche monetäre Diktat der USA akzeptierten, hat wohl hauptsächlich zwei Gründe. Zum einen hatten sich die USA im Zweiten Weltkrieg die politische, wirtschaftliche und nicht zuletzt militärische Vormachtstellung in der Welt von den Engländern erobert. Zum anderen waren viele Delegierte wohl der Meinung, daß die Goldbindung des Dollars (der sogenannte Gold-Devisen-Standard) so gut sein würde, wie der klassische Goldstandard es im 19. Jahrhundert war. Das war leider nicht der Fall.
    Im Laufe der Zeit sammelten sich immer größere Dollar-Bestände in aller Welt an, die ja noch immer zum Kurs von 1:35 an das Gold gebunden waren. Die Goldeinlösepflicht der amerikanischen Zentralbank galt nicht für den Normalbürger, sondern lediglich für die Dollar-Devisen ausländischer Zentralbanken. Da diese immer mehr von diesem Recht Gebrauch machten, floß immer mehr Gold im Austausch gegen Papier-Dollars aus den USA ab. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig und interessant zu wissen, daß die USA zuletzt 1955 ein offizielles Audit ihrer Goldbestände zuließen. Das heißt, seit diesem Jahr weiß eigentlich niemand mehr genau, wieviel Gold die Vereinigten Staaten tatsächlich in ihren Tresoren noch physikalisch besitzen [4.5].
    Die eigentlichen Probleme begannen, als die USA ihren Vietnam-Krieg immer stärker über die Notenpresse (und damit über alle Bretton-Woods-Staaten) finanzierten. Als Frankreich unter Präsident de Gaulle im Jahr 1969 schließlich seine gesamten Dollar-Reserven in Gold Umtauschen wollte und sogar ein Kriegsschiff über den Atlantik entsandte, um dieses abzuholen, war es dann soweit: Die USA konnten oder wollten fortan die Goldforderung anderer Staaten nicht mehr erfüllen. Im Zuge dieser Bankrotterklärung schloß Präsident Nixon am 15. August 1971 das Goldfenster, d. h. er hob die Konvertierungspflicht der amerikanischen Zentralbank von Dollar in Gold einseitig und ohne Konsultation der beteiligten Staaten auf. Roland Leuschel und Claus Vogt schreiben in ihrem Buch Das Greenspan-Dossier dazu folgendes:

    »Von nun an lag das Wohl und Wehe der Währungen in den Händen von Politikern und Bürokraten. Es

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