Generation Gold
Zentralbanken endgültig verbraucht sein werden bzw. sich die beteiligten westlichen Zentralbanken vom Joch der USA zu befreien wagen, wird der physische Goldmarkt in ein deutliches primäres Defizit gehen, d.h. es fehlen dann jährlich ca. 1500 Tonnen Gold, was bedeutet, daß mehr als ein Drittel der Nachfrage nicht mehr wird bedient werden können.
Können Sie sich noch an die Tropenstürme »Katrina« und »Rita« im Sommer 2005 erinnern? Diese ließen die US-Ölproduktion temporär um zwei bis drei Prozent einbrechen. Der Ölpreis stieg um ungefähr 25 Prozent an, d. h. der Faktor zwischen Angebotsausfall und Preisanstieg war ungefähr zehn. Alleine dieser Preisanstieg, umgerechnet auf den Unzenpreis des Goldes, bedeutet einen Anstieg von 330 Prozent, legt man das Defizit von einem Drittel zugrunde (im Abschnitt 4.2 werden wir sehen, daß derzeit jährlich ca. 3850 Tonnen Gold pro Jahr nachgefragt, jedoch nur 2500 Tonnen pro Jahr neu gefördert werden). Plus 330 Prozent bedeuten demnach einen Unzenpreis von rund 2000 Dollar.
4.1.6 Vorräte der Zentralbanken
»Die, die früher Goldreserven hatten, haben heute leere Keller...«
Ed Wener [4.41]
Die Goldverkäufe und Ausleihungen spielen also eine zentrale Rolle im Prozeß der Goldmanipulationen. Es lohnt sich daher nochmals, einen etwas tieferen Einblick in die Zentralbank-Reserven der Welt zu nehmen.
Die amerikanische CPM Group (CPM = Commodities and Precious Metals) veröffentlichte im Mai 2005 in einem Bericht einen Kommentar über die Zentralbankverkäufe:
»Die Zentralbanken haben seit 1989 pro Jahr im Schnitt 435 Tonnen verkauft. Für 2005 könnten die Zentralbank-Verkäufe zwischen 186 und 248 Tonnen liegen, was ungefähr der Hälfte des letzten Jahres entspricht (388 Tonnen), jedoch weniger als die Hälfte, die in den letzten 15 Jahren im Durchschnitt auf den Markt kamen. Diese Reduzierung von Gold aus Zentralbank-Verkäufen sollte zu einem engeren physischen Markt beitragen und auf die Preise einen Aufwärtsdruck ausüben. Zwar besitzen Zentralbanken noch immer 31 100 Tonnen Gold, die meisten jedoch scheinen das, was sie noch haben, auch behalten zu wollen. Es gibt wenige kleine Verkäufe von kleineren europäischen Zentralbanken sowie eine Verkaufsankündigung aus Frankreich vom April 2005. Daneben jedoch gibt es für dieses Jahr oder für die nähere Zukunft keine bekannten Quellen massiver Goldverkäufe aus offiziellen Beständen. Ebenso wurde der geplante Verkauf von IWF-Gold durch die internationale Politik verhindert, und es ist unwahrscheinlich, daß dieser in naher Zukunft stattfinden wird .« [4.41; Übersetzung des Autors]
Der GATA-Mitarbeiter Ed Wener publizierte am 16. Mai 2005 auf der Homepage von gata.org einen bemerkenswerten Artikel über die Goldreserven der Zentralbanken [4.41], Im folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse seiner Arbeit zusammengefaßt. Die Quelle aller verwendeten Zahlen ist der World Gold Council. Dessen Zahlen stammen wiederum vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und weiteren nationalen Quellen.
Ed Wener faßt die Zentralbanken zu sechs politischen, geographischen bzw. religiösen Blöcke zusammen und betrachtet die tendenzielle Entwicklung ihrer Reserven seit 1980.
1. Muslimischer Block:
Algerien, Ägypten, Indonesien, Kasachstan, Kuwait, Libanon, Lybien, Malaysia, Marokko, Pakistan, Saudi Arabien, Syrien, Tunesien, Türkei.
Goldreserven 1980: 1226,8 Tonnen
Goldreserven 2004: 1328,3 Tonnen
Tendenz: stabil, leicht steigend
Viele der hier genannten Staaten haben seit 25 Jahren keine Schwankung in ihrer offiziellen Goldreserve zu verbuchen. In diesen Ländern hatte Gold immer einen hohen Stellenwert und bewahrte seinen Glanz. Die Goldreserven wurden nicht angetastet, weil Gold das ausgewiesene Mittel zur Wertaufbewahrung darstellt.
2. Russischer/osteuropäischer Block:
Bulgarien, Tschechische Republik, Ungarn, Litauen, Lettland, Mazedonien, Polen, Rumänien, Rußland, Slowakei, Slovenien, Ukraine.
Goldreserven 1980: 203,5 Tonnen
Goldreserven 2004: 729,1 Tonnen
Tendenz: steigend
Viele dieser Länder hatten zu Zeiten des Kommunismus keine oder nur geringe Goldreserven. Mit ihrem Drang nach Westen in die EU und die Europäische Währungsunion geht ein wirtschaftlicher Aufstieg einher. Es ist daher zu erwarten, daß diese osteuropäischen Zentralbanken in Zukunft weiteres Gold kaufen werden.
3. Lateinamerikanischer Block:
Argentinien, Aruba, Bolivien, Ecuador, El Salvador, Guatemala,
Weitere Kostenlose Bücher