Generation Gold
Würde eine Atombombe auf New York fallen, würde Deutschland mit einem einzigen Schlag fast seines kompletten Goldbestandes beraubt sein: Es wäre wahrscheinlich pulverisiert oder, im schlimmeren Fall, vielleicht sogar »atomisiert«. Bruno Bandulet fragt somit zurecht :
»Würde ein sicherheitsbewußter Privatinvestor sein Gold in New York lagern, wo es doch genug Alternativen dazu gibt? Mit Sicherheit nicht. Warum tut es dann die Bundesbank ?« [4.35]
Doch zurück zu Martin Hohmann. Uns ist allen noch in Erinnerung, mit welcher Medienkampagne er aus der CDU und aus allen Ämtern gejagt wurde. Eine Warnung für alle übrigen Parlamentarier, keine »unnötigen«, will heißen unbequemen Fragen ans Finanzministerium zu richten?
Über die Goldleihgeschäfte der Zentralbanken und das Verhalten der Deutschen Bundesbank im Speziellen gäbe es sicherlich noch viel zu berichten. Die hier aufgeführten Berichte und Quellen sollten einen ersten Eindruck geben und Sie ermutigen, weitere Nachforschungen zu betreiben. Sie zeigen jedoch klar, daß seit Jahrzehnten Zentralbank-Gold deswegen verantwortungslos unter Wert verscherbelt wird, weil der Preis des politischen Goldes nicht steigen darf.
Das Problem für die Zentralbanken ist jedoch klar: Das ausgeliehene Gold wird sehr wahrscheinlich nie wieder seinen Weg in die Tresore der Verleiher finden. Da es von den Geschäftsbanken am Markt verkauft wurde, hängt es heute weltweit am Hals und an den Ohren von Frauen oder liegt in den Tresoren privater Investoren.
Drei Hauptgründe sprechen für diese Annahme. Erstens: Das hohe strukturelle Defizit des Goldmarktes (der jährliche Bedarf von ca. 4000 Tonnen übersteigt das Angebot von 2500 Tonnen bei weitem. Ein Punkt, auf den wir später noch eingehen werden). Zweitens: Die prognostizierte Minenproduktion wird in den kommenden Jahren zurückgehen. Und drittens, der wichtigste Punkt: Den Zentralbanken geht offensichtlich seit 2001 die Munition für weitere Preismanipulationen aus.
Sieht man sich den Kursverlauf des Goldes an, so kann man diese These wie folgt belegen.
Nachdem die 15 führenden Zentralbanken im September 1999 das Washingtoner Abkommen zur Begrenzung ihrer Verkäufe und Verleihungen beschlossen hatten, schoß der Goldpreis innerhalb weniger Tage von 260 auf 330 Dollar in die Höhe (+ 27 Prozent, Punkt 1 in Abbildung 4.4). In den folgenden Monaten schaffte es das Goldkartell zwar, den Preis wieder auf 260 Dollar pro Unze zu drücken (Punkt 2 in der Abbildung), in der Folge jedoch stieg der Goldpreis dann wieder kontinuierlich an. Nur wenn der Goldpreis zu stark anstieg, fallen scharfe Kursrückgänge auf. Johann Saiger zitiert in seinem Goldbrief vom 25. September 2006 ein persönliches Gespräch mit André Kostolany wie folgt:
»Die Goldanleger müssen immer wieder bestraft werden, denn wenn diese Inflationsspekulanten überhand nehmen sollten, wäre das ganze System vom Zusammenbruch bedroht .« [4.37]
Die Euphorie am Markt darf wohl nicht zu groß werden, und es scheint, daß sich die Golddrücker aufgrund schwindender Munitionsbestände darauf einigen mußten, den Goldpreis kontrolliert steigen zu lassen. Wenn die Welt wüßte, daß Fort Knox leer wäre ...
Chris Powell von GATA merkte dazu auf einer Konferenz im August 2005 in Kanada an:
»Der Beweis des Goldpreises, der trotz der ständigen Verkäufe oder Ankündigungen von Verkäufen der Zentralbanken beständig steigt, legt nahe, daß die Zentralbanken versuchen, einen kontrollierten Rückzug mit Gold durchzuführen. Die Zunahme an offizieller Anti-Gold-Propaganda unterstützt die Vermutung, daß den Zentralbanken die goldene Munition ausgeht .« [4.38]
Wenn Sie also das nächste Mal von einer Zentralbank hören, die ihre »überflüssigen« Goldreserven verkaufen will (oder dies unter Druck der USA tun oder ankündigen muß), dann freuen Sie sich an dieser Ankündigung! Der Goldpreis wird vielleicht etwas fallen, sodaß Sie günstiger nachkaufen können, und Sie wissen, daß den Zentralbanken das Wasser noch etwas weiter in Richtung Hals gestiegen ist.
Die geheime Übereinkunft der Zentralbanken könnte übrigens so aussehen, daß dem Goldpreis erlaubt wird, um 20 Dollar pro Jahr und pro Unze zu steigen. Denn genau diesen Wert hat die Steigung der Unterstützungslinie, die in Abbildung 4.4 unter Punkt 3 eingezeichnet ist.
Der Deutschen Bundesbank kann man nur gratulieren, daß sie Anfang des Jahres 2006 Finanzminister Peer Steinbrück
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