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Generation P

Generation P

Titel: Generation P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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(vorherrschendes Pattern ist der wollüstige Ausstoß von Geld resp. die Manipulation mit diversen Surrogaten – auch analer Wow!-Exhibitionismus genannt);
    c/der verdrängte Wow!-Typ (ggf. in Kombination mit a/resp. b/ – hier ist die quasitotale Immunität gegenüber allen nichtoralen resp.-analen Reizauslösern erzielt).
    Wie relativ eine solche Klassifikation ist, zeigt sich darin, daß dieselbe Identität für den einen, in der Wow!-Hierarchie tiefer Stehenden anal, für den anderen, Höhergestellten oral funktionieren kann (wobei eine »Identität an sich« selbstverständlich nicht existiert – es handelt sich um ein reines Epiphänomen). Eine lineare Wow!-Hierarchie, wie sie durch eine Vielzahl vergleichbar strukturierter Identitäten gebildet wird, bezeichnet man als korporative Schnur. Dies ist eine Art soziales Perpetuum mobile, dessen Geheimnis darin besteht, daß jedwede Identität sich beständig an jener messen muß, die eine Stufe über ihr steht. Die anglo-amerikanische Folklore hat für dieses eherne Prinzip den Spruch »to keep up with the Johnes« (es den Müllers von nebenan zeigen) parat.
    In einer korporativen Schnur organisierte Menschen erinnern an aufgefädelte Fische, die zum Trocknen an der frischen Luft hängen. Nur daß die Fische im gegebenen Fall noch leben. Und damit nicht genug: Oraler und analer Wow!-Faktor regen sie an, sich die Schnur entlang in die Richtung zu hangeln, die sie für oben halten. Sie tun dies instinktiv oder, wenn man so will, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Der Sinn des Lebens aber ist vom Standpunkt der ökonomischen Metaphysik nichts anderes als die Transformation oraler in anale Identität.
    Damit, daß ein durch die Wirkung dreier rudimentärer Wow!-Faktoren demoliertes Subjekt sich selbst als Identität zu sehen gezwungen wird, ist die Situation noch nicht hinreichend beschrieben. Sobald es nämlich Kontakt zu anderen aufnimmt, sieht es diese ebenso als Identitäten. Ausnahmslos alles, was einen Menschen charakterisieren kann, ist von der Kultur des dunklen Zeitalters bereits ins oral-anale Koordinatensystem eingeordnet und in den Kontext des unendlichen Lochfraßes gestellt.
    Ein verdrängter Wow!-Mensch analysiert jeden, der ihm vor die Füße läuft, als einen mit kommerzieller Aussage gespickten Werbespot. Das Äußere dieses Menschen, seine Art zu reden und sich zu geben werden augenblicklich als Wow!-Zeichensatz interpretiert. Ein dynamischer, unreflektierter Prozeß spult sich ab, bestehend aus einer Folge analer, oraler und verdrängender Wow!-Impulse, die im Bewußtsein aufblitzen und verlöschen und letztendlich bestimmen, wie man sich dem anderen gegenüber positionieren wird. Homo homini lupus est! heißt ein geflügeltes lateinisches Wort. Doch ist der Mensch dem Men-schen längst kein Wolf mehr. Nicht einmal ein Image-Maker, Dealer, Killer oder Exklusivvertreter, wie die moderne Soziologie meint. Der Mensch ist dem Menschen ein Wow! – nein, nicht dem Menschen: dem Wow! Auf das kulturelle Koordinatensystem von heute projiziert, heißt das lateinische Sprichwort demzufolge: Wow! Wow! Wow!
    Und dies betrifft beileibe nicht die Menschen allein, sondern überhaupt alles, was uns in den Blick gerät. Alles, was wir sehen, werten wir, und finden wir nicht die bekannten Stimulatoren, ist die Enttäuschung groß. Eine eigentümliche Polarisierung unseres Bewußtseins geht vor sich, bei der jedes Phänomen in eine lineare Kombination aus analem und oralem Vektor zerlegt wird. Jedes Image ist in Mark und Pfennig auszudrücken. Auch dort, wo es betont nichtkommerziell daherkommt, entsteht sogleich die Frage, wie diese Art Nichtkommerzialität kommerziell zu bewerten ist. Von daher auch das jedem vertraute Gefühl, daß Geld die Welt regiert.
    Und natürlich stimmt das. Genauer gesagt: Seit Ewigkeiten regiert das Geld sich selbst, und der Rest ist tabu. Oral-anales Plätschern ist die einzig legalisierte psychische Reaktion. Alle übrigen geistigen Aktivitäten sind blockiert.
    Ein Subjekt zweiter Ordnung ist absolut mechanistisch veranlagt, denn es ist das Echo elektromagnetischer Vorgänge in der Fernsehbildröhre. Es ist höchstens so frei, »Wow!« sagen zu dürfen, wenn es den nächsten Kauf getätigt hat – in der Regel wird es sich dabei um einen neuen Fernseher handeln. Von daher rühren überhaupt die Bezeichnungen Wow!-Impulse für die Steuerimpulse des Oranus und Wowerismus für die unbewußt wirkende Ideologie des Identialismus. Was

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