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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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Teufelskreis
    Die größte akute Gefahr für Kinder und Jugendliche besteht aber nicht durch Krankheiten, sondern durch im Rauschzustand erlittene Unfälle sowohl im Straßenverkehr als auch im häuslichen Umfeld und in der Freizeit.
    Durch die Persönlichkeitsveränderungen vermindern sich darüber hinaus die Leistungsfähigkeit, der Leistungswille und die Fähigkeit, Misserfolge auszuhalten und zu verarbeiten. Stimmungsschwankungen mit depressiven Episoden können zur Selbsttötung führen.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder und Jugendliche in ihrem späteren Leben in der Lage sein werden, sich selbst zu versorgen und nicht dauerhaft auf Transferleistungen angewiesen zu sein, sinkt dramatisch, je früher sie beginnen, regelmäßig Alkohol zu sich zu nehmen. Wir brauchen in Deutschland mehr Lehrer und Sozialarbeiter, die unsere Kinder darüber aufklären, wenn deren Eltern das nicht wollen oder können. Wir brauchen mehr aufsuchende Sozialarbeit. Wir müssen dorthin gehen, wo die Kinder sind. Nur dann haben unsere Kinder eine Chance.
Gefährliches Marketing
    Die Werbung spielt in ihrer Wirkung auf junge Menschen leider eine unrühmliche Rolle. Werbung hat sich im Laufe ihrer kurzen Geschichte ja vollkommen verändert. Früher hatte sie noch häufig Inhalte, die über Eigenschaften und Vorzüge eines Produktes informieren sollten. Moderne Werbung, besonders für Alkoholika, versucht bestimmte Attribute oder Emotionen mit einem Produkt zu verknüpfen. Konsumenten eines Produkts werden als Vorbilder und Identifikationsfiguren dargestellt. Es wird erfolgreich suggeriert, dass der Genuss eines bestimmten alkoholischen Getränks den Konsumenten ebenso cool erscheinen lässt wie die in der Werbung dargestellten Vorbilder.
    Das führt zu dem Bedürfnis, es diesen Vorbildern gleichzutun. Zusammen mit dem Rauscherleben, das diesen Wunsch in der Wahrnehmung des Jugendlichen Wirklichkeit werden lässt, bewirkt das den Zwang, dieses positive Erleben zu wiederholen. Dieser Zwang führt deshalb zu einem ausgeprägten Suchtverhalten. Ein großer Teil der Alkoholwerbung ist speziell auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten, auch wenn dies von den Verantwortlichen immer wieder bestritten wird.
    Untersuchungen belegen eindeutig, dass für bestimmte Alkoholika gezielt in den Werbepausen von Sendungen geworben wird, die überwiegend von Kindern und Jugendlichen gesehen werden. Diese Untersuchungen belegen weiterhin, dass die Werbung auch bei den jungen Leuten ankommt. So kannten 95 Prozent von über 3.000 befragten Schülern mit einem Durchschnittsalter von 12,5 Jahren in Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein die Werbung für Krombacher. 84 Prozent kannten Jägermeister aus den entsprechenden Spots. Damit liegt der Bekanntheitsgrad dieser Werbung bei Kindern und Jugendlichen in ähnlichen Bereichen wie stark beworbene Süßigkeiten (zum Beispiel Kinder-Pingui oder TicTac).
    Kinder und Jugendliche sprechen leider auf Werbebotschaften besonders stark an, da bei ihnen Persönlichkeitsstrukturen und Konsumverhalten noch nicht gefestigt sind. Zudem sind nur bei Kindern und Jugendlichen noch hohe Wachstumsraten zu erzielen. Die Menge an Alkohol, die ein durchschnittlicher Erwachsener in Deutschland konsumiert, ist nicht mehr wesentlich steigerbar.
    Was vielleicht noch wichtiger ist: In jungen Jahren werden die Weichen dafür gestellt, welchen Alkoholmarken die Kinder später den Vorzug geben werden. Der hässliche Nebeneffekt ist leider, dass einige auch schon viel zu früh auf den Alkoholgeschmack kommen.
Verhängnisvolle Verfügbarkeit
    Es wurde bereits beklagt: Alkohol ist allgegenwärtig. Wir alle können Lebensmittel und Zeitungen kaufen, ohne dass uns dabei von einem Dealer Heroin, Kokain oder Haschisch angeboten werden. Aber es ist nahezu unmöglich, dass Kinder und Jugendliche einkaufen gehen, ohne dass ihnen Alkohol geradezu aufgedrängt wird. Spätestens an der Kasse schaut ihnen die Droge Alkohol in handlicher Form für ein Taschengeld ins Gesicht. „Quengelware“ an der Kasse, Billig-Alkohol in kleinen Flaschen zwischen Zigaretten und Süßigkeiten. Alles Dinge, die meistens nicht auf dem Einkaufszettel stehen und dann doch mitgenommen werden.
    So wie kleine Kinder ihre Mütter so lange nerven, bis diese nachgeben und etwas kaufen, so lange starren die kleinen Flaschen und Alkopops die

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