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Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Titel: Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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sind wir?«
    »Im Eis. Ein großes Stück weiter im Süden, aber immer noch im Eis.«
    »Ich gebe nicht auf.«
    »Das weiß ich doch.«
    Elias ging weiter.
     
    ***
     
     

XLII. Ruben - Tod und Rache
    Ruben konnte den Kopf nicht bewegen, aus den Augenwinkeln sah er auf seine Hände, die Finger zitterten, als ob er unter Strom stehen würde. Was war passiert? Er saß im Inneren des Kettenfahrzeugs der Fremden, die sie mitgenommen hatten und wieder zurückfuhren. Das hatten sie zumindest gesagt, denn wo 'zurück' war, wusste er nicht. Neben ihm befand sich Sarai, die ebenfalls paralysiert vor sich hin starrte. Die blonden Haare hingen ihr wirr im Gesicht und Speichel lief das Kinn hinab. Sem und Kezia konnte er nicht sehen, er nahm aber an, dass sich beide ebenfalls im Fahrzeug befanden.
    Was hatten sie mit ihm gemacht? Das Kribbeln der Hände wurde stärker. Gleich würde es passieren, gleich, er würde es nicht länger kontrollieren können. Er kämpfte. Nein! Das wollte er nicht! Nicht so! Doch das Zittern war stärker, es erfasste Arme, Beine und dann den gesamten Körper. Er biss die Zähne zusammen und sackte zuckend zu Boden.
    » Ma'am, ich glaube, dein Rauschebart macht es nicht mehr lange«, hörte Ruben, eine gefühlte Ewigkeit später, jemand verächtlich sagen. Auch er sabberte jetzt auf den Boden, die Metallplatte roch widerlich, das Gefühl der Hilflosigkeit war erniedrigend.
    »Allah kahretsin!«, sagte eine Frau aufgebracht, die sich daraufhin über ihn beugte und mit einer flackernden Taschenlampe einige Sekunden in sein rechtes Auge blitzte. Das Zittern ebbte ab, Ruben fror und schwitzte gleichzeitig. Die Frau zog ihn dicht an sich heran und schloss ihn wiegend in die Arme, ihr Gesicht konnte er nicht erkennen.
    »Ma'am, wenn ich mit dem Zeh wackele, darf ich dann auch meinen Kopf zwischen deine Titten stecken?«, fragte dieselbe männliche Stimme wie zuvor.
    »Du kannst mich mal!«, antwortete die Frau abweisend.
    »Ma'am, jederzeit!«
    »Eşekoğlu Eşek! Rede nicht so einen Müll und gib mir die Decke!«
    »Ma'am, du glaubst nicht, wie du mich anmachst! Wir würden gut zueinander passen, ich bin beschnitten.«
    Der Mann konnte es nicht lassen, gab der Frau allerdings eine Decke, die neben ihm auf der Bank lag. Die Wärme, die Nähe und ihr Herzschlag beruhigten Ruben, der langsam wieder zu sich fand. Einen solchen Krampfanfall hatte er noch nie erlebt.
    »Kannst du mich verstehen?«, fragte die Frau. Sie drehte ihn und sah ihm in die Augen, ihr Gesicht war keine Handbreit von seinem entfernt. Ruben versuchte zu sprechen, brachte allerdings nicht mehr als ein Krächzen hervor.
    »Ich habe dich als kleines Kind im Arm gehalten«, sagte sie und schien auf eine Reaktion von ihm zu warten. Ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen, war ihm nicht unangenehm, was ihn mehr verwirrte als der plötzliche Krampfanfall selbst. »Aber vermutlich kannst du dich nicht mehr an mich erinnern.«
    Doch, das konnte Ruben, wie aus dem Nichts hatte er ihr Bild vor Augen. Von früher, das war Aysegül, die früher lange schwarze Haare hatte und inzwischen kurz geschoren und grauhaarig war. Die dunklen Augen und das schmale feminine Gesicht hatten sich hingegen nicht verändert. Ihr Alter konnte er schwer einschätzen, sie war aber deutlich älter als er und ebenfalls älter als dieser Arsch, der die ganze Zeit für die dummen Bemerkungen sorgte.
    Danke, wollte Ruben sagen, konnte es aber nicht. Genauso wenig wie sich bewegen.
    »Replikant Ruben, setz dich auf die Bank!«, befahl sie, wie ausgewechselt. Die Stimmlage kannte er, leider, jetzt fügte sich das Bild zusammen. Aysegül, sie war die Frau, die den Einsatz am Habitat geleitet hatte. Sie war auch die Frau, die seinen Bruder ins Eis getrieben hatte. Und sie war die Frau, die er töten würde, sobald er dazu Gelegenheit bekommen würde!
    Als ob Ruben seinen Körper nur für genau diese Bewegung kontrollieren konnte, stand er auf und setzte sich auf die Bank. Die Decke blieb am Boden liegen. Mehr ging nicht. Noch nicht einmal eine Geste oder wenigstens ein Blick zu Sarai waren ihm möglich. Er wollte sie in die Arme schließen, sich vor sie stellen und gegen alles Böse beschützen. Ruben blickte stattdessen nur hilflos gegen die Wand, sein Geist war ein Gefangener im eigenen Körper.
    »Major ... das sollten Sie sich ansehen ... die Hirnaktivität des Replikanten Ruben liegt weit über den Grenzwerten«, sagte eine jüngere Frauenstimme, die Ruben bisher nicht wahrgenommen

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