Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
sich die Replikanten in ihrem natürlichen Wesen. Teilweise sogar recht deutlich.«
»Warum? Das klingt unlogisch.«
»Stimmt. Es ist unlogisch, aber wahr. Viele Dinge sind für uns unlogisch, solange wir die Zusammenhänge nicht verstehen. Wir haben die DNS entschlüsselt und können die Erinnerungen und das Wesen eines Menschen aufzeichnen. Wie sich allerdings ein humanoider Charakter genetisch begründet, ist nicht erklärbar. Dazu gibt es nur geisteswissenschaftliche Erklärungsmuster, die sich kausal auf die Sozialisierung [29] stützen.«
»Ma'am, davon verstehe ich nichts.«
»Du hast danach gefragt.«
»Haben wir Annas Gedächtnis noch?«
»Das ist nie auf Proxima angekommen, niemand weiß, was aus Anna und der Horizon geworden ist.«
»Major?«, fragte die junge Soldatin und unterbrach die befremdliche Unterhaltung.
»Was gibt es?«
»Erbitte Freigabe, den Analogmodus zu beenden und die Digitalsysteme neu zu starten. Den Angriff einer feindlichen Signatur können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen.«
»Freigabe erteilt.«
»Bestätigt. Unser Bericht wurde versandt«, meldete die junge Soldatin prompt.
»Melden Sie, wenn wir eine Antwort erhalten.«
»Sicherlich ... ist schon da.«
»Eine Antwort? So schnell?«, frage Aysegül überrascht.
»Ich habe eine verschlüsselte Meldung von General Hennessy für Sie erhalten. Vermutlich wurde sie zeitgleich mit unserer Nachricht versandt, ich leite sie auf das Display weiter.«
»Danke.«
»Ma'am, du liest die Nachricht bereits seit zehn Minuten. Hat dir der General einen Liebesbrief geschickt?«, fragte er fordernd, aber ohne die zuvor zelebrierte Bissigkeit.
Aysegül schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es nicht ...«, murmelte sie verstört.
»Kündigung bekommen?«, setzte er nach.
»Lass es einfach.« Aysegül kam zu Ruben. »Replikant Ruben, steh bitte auf.«
Ruben folgte der Order, was hätte er auch dagegen tun können, reden konnte er trotzdem nicht.
»Ruben, auch wenn du davon nichts mitbekommst, ich m öchte dir sagen, dass ich diesen Befehl nicht gutheiße. General Hennessy hat befohlen, deine Geschwister und dich umzubringen. Die wollen dich loswerden. Ich soll dich töten«, erklärte Aysegül betroffen.
In Ruben explodierten die Gefühle, Sarai, Sem, Kezia und er sollten sterben?! Die Furcht brannte sich durch seine Sinne, obwohl er erst vor wenigen Tagen dem Tod von der Schippe gesprungen war, wollte er nicht sterben und seine Geschwister sollten ebenfalls leben! Er wollte weinen, schreien, fluchen, zusammenbrechen, aber es ging nicht, er starrte Aysegül weiter ohne Regung an. Noch nicht einmal Sarai konnte er ansehen.
»Und warum müssen deine Supermenschen sterben?«, fragte der Soldat überrascht. Interessanterweise verzichtete er weiterhin darauf, auszuteilen.
»Weil General Hennessy es befiehlt! Und wir beide wissen, wie er die Nichtbeachtung seiner Befehle honoriert!«
»Du willst deine Haut retten ... immerhin etwas, das wir gemeinsam haben. Ich tue es, wenn du möchtest«, bot sich der Mann an, als ob er nur auf diesen Moment gewartet hatte.
»Was möchtest du tun?«, fragte Aysegül.
»Ich töte sie. Das kann ich gut, das habe ich gelernt.«
»Nein.«
»Willst du es selbst tun?«
»Nein.«
»Aber?«
»Ich möchte dir etwas zeigen.«
»Jetzt bin ich neugierig.«
»Ich hatte dir eben erzählt, dass Replikanten Menschen in allen Belangen überlegen sind.«
»Mit einem ziemlich unpassenden Beispiel ... ich weiß.«
»Ich möchte dir noch eine ganz besondere Eigenschaft zeigen. Wegen dieser Fähigkeit der Replikanten wurden wir durch das SAOIRSE Programm finanziert.«
»Welche Fähigkeit?«
»Replikanten treffen Entscheidungen ohne Reue.«
»Ähm ...« Der Mann klang ratlos, wie Ruben, der Aysegül ebenfalls zuhörte, nur nicht alles verstanden hatte.
»Replikant Ruben, Erlaubnis erteilt, Fragen zu beantworten.«
»Bestätigt«, antwortete Ruben monoton.
»Was bringen deren besondere DNS Fähigkeiten, wenn sie so einfach zu kontrollieren sind?«, fragte der Mann und sprach damit erneut ein Thema an, das Ruben interessierte.
»Sie sind eigentlich nicht einfach zu kontrollieren. Einmal encodiert, folgen sie ein Leben lang ihrem Auftrag. Wir konnten die Replikanten nur übernehmen, weil sie noch Kinder sind.«
»Ziemlich große Kinder.«
»Kinder im Geiste und das meine ich nicht abwertend. Die Replikanten sind gezüchtet worden, um nach der Ankunft ein
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