Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
kennen?
»Die Aitair Bewegung ist ein Irrtum!«, fauchte Anna, sie war wütend, verletzt und allein.
Die Stille, während sie wartete, wurde immer drängender. Mist! Antworte schon, du Scheißkerl, dachte sie aufgebracht und biss sich auf die Lippe.
»Nein, nein ... junge Dame ... du ziehst die falschen Schlüsse. Du hast von der Sorbonne gehört und jetzt denkst du, ich hätte dich nur wegen deines Vaters angesprochen! Ich lehre keinen Terror! Niemals! Ich lehre Kunst und Ethik! Ich lehre, frei zu denken! Es gibt immer junge Menschen, die glauben es gäbe einen gerechten Krieg ... doch diesen Weg habe ich anderen nie aufgezeigt!«
»Und das Bild von mir, was soll das sein? Ist das einer dieser Scheiß Viren?!« Anna wollte ihm so gerne glauben, konnte es aber nicht.
Die Wartezeit schmerzte.
»Das Bild? Du hältst die interaktive Animation für eine kampffähige Signatur? Mon Dieu! Anna, öffne deine Augen! Öffne deine Augen und sieh, wem du vertraust! Aber nein, warte ... es gibt einen besseren Weg. Wenn du mich für einen Terroristen hältst, beende das Gespräch. Sofort! Zeige mich an und übergib dein Display dem Sicherheitsdienst!«
»Das möchte ich nicht tun. Ich möchte dich nicht ... Pierre, ich brauche deine Hilfe!«
Das Warten war eine Qual.
»Du hast eine Entscheidung getroffen, die dir einen Weg weist, auf dem ich dir nicht folgen kann. Aber weißt du, was der Witz bei Aitair Signaturen ist? Ich sage es dir, der initiale Algorithmus ist derart banal, dass sich jeder Depp seinen eigenen Virus bauen kann. Anna! Nicht die Signatur ist die Waffe! Der Mensch, der den Virus weiterentwickelt und dann auf seine Mission schickt, ist es!«
»Und das Bild? Was ist nun damit? Basiert es auch auf deinem so banalen Algorithmus?« Anna musste es wissen.
Und wartete, bevor sie ihr Urteil sprechen würde.
»Ja«, sagte Pierre. »Ich habe die KI gelehrt, dir zuzuhören, deine Emotionen aufzunehmen und dir amüsante oder auch frivole Momente zu schenken.«
»Findest du das etwa lustig?« Anna konnte darüber überhaupt nicht lachen.
Jetzt antworte schon, schrie sie ihn im Gedanken an und wartete auf seine Antwort.
»Die KI ist harmlos. Sie versucht nicht, das Display zu verlassen oder jemanden zu täuschen. Und das Wichtigste, sie greift keine anderen Computer an!
Das Programm ist auch nicht sonderlich lernfähig. Ich habe einen Teil des Aitair Algorithmus benutzt, ihn modifiziert und die evolutionären Funktionen entfernt. Du hast eine Kuschelvariante bekommen. Oder was meinst du, weswegen dein Display durch die strengen Kontrollen gekommen ist?«
Anna war verunsichert. Seine Erklärung klang plausibel. Er hatte sie in die Enge getrieben. Wieder einmal. »Pierre, bitte hilf mir!«
»Wobei? Dich zu retten? Das kannst nur du. Uns alle zu retten? Dafür müsstest du anfangen, andere Fragen zu stellen. Und ganz ehrlich, wie solltest du etwas bewirken? Die nächsten zwölf Jahre hast du dich selbst aus dem Spiel genommen.«
»Pierre, mein Vater hat zugelassen, dass uns eine Aitair KI steuert, die durch das SAOIRSE-Programm nachgezüchtet wurde. Ich trau weder dieser KI, noch dem Menschen, der ihr die Befehle gibt.« Anna war in diesem Moment die Geheimhaltung egal.
»Ich weiß nicht, was das ändern soll ... was möchtest du jetzt von mir hören? Anna, bei dem, was du tust ... du bist kein Opfer des Systems, du bist einer der Täter! Ich bin kein Anhänger des SAOIRSE-Programms, ich glaube, dass wir auf der Erde dringlichere Probleme zu lösen haben. Aber ich liebe dich und möchte dich wiedersehen. Deshalb würde ich dir nie schaden wollen.
Nimm dir Zeit. Denke nach. Treffe eine Entscheidung und kämpfe für deine Überzeugung. Und wenn du dich entschieden hast, zweifele nie wieder an dir. Hörst du? Nie wieder! Keine Zweifel! Adieu, ma petite chérie« Pierre legte auf.
Du bist die Täterin, hatte er gesagt, diese Worte hatten gesessen. Es war schmerzhaft, derartige Konsequenzen seines Handelns vorgeführt zu bekommen. Professor Dr. Anna Sanders-Robinson, was hatte sie nicht alles erreicht und fühlte sich trotzdem gerade wie ein naives Schulmädchen. War es an der Zeit, die Dinge mit anderen Augen zu sehen?
Sie war die Täterin!
Wollte sie weiterhin andere Personen wichtige Entscheidungen treffen lassen?
Sie war schließlich die Täterin!
Oder wollte sie zusehen, wie Peter Hennessy oder seine verfluchte KI Fehler machten?
Verdammt! Sie war die Täterin! Und die Zweifel
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