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Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Titel: Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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verschwand.
    »Natürlich. Danke. Ich werde es mir merken.« Sie war wieder zuhause. Nur das zählte.
    »Mein Dienst ist gleich vorbei.«
    »Wunderbar ...«, antwortete Kira freundlich.
    »Kann ich dich besuchen?«, fragte Rico freudig.
    »Sicherlich.« Kira würde mit ihm sprechen müssen, sie wollte ihn nicht verletzen, musste aber einen Schlusspunkt setzen. Seit Wochen suchte sie nach den richtigen Worten, ihm mitzuteilen, dass sie kein Paar werden würden. Vergeblich. Mit ihm zusammen zu sein, war keine Option, aber sie wollte ihm auch nicht das Herz brechen.
    Sie ging weiter. Mitten auf dem Platz hinter dem Tor standen drei schwere Kettenfahrzeuge, die dort normalerweise nicht standen. In den Panzerplatten, die seitlich das Fahrwerk umgaben, waren noch die Kratzspuren der Schneckenköpfe zu erkennen. Die tiefen Kerben wirkten beängstigend. Die Gedanken, was diese Bestien nur mit ihren Krallen anzurichten vermochten, verdrängte sie sofort wieder. Das ging sie nichts an. Diese beige gepanzerten Ungetüme bedeuteten nur, dass Andrej Besuch hatte.
    Kira durchschritt den Eingang zu einer der großen Steinkuppeln und ließ die gleißende Gluthitze hinter sich. Die Kühle des Raumes war eine Wohltat. Erschöpft legte sie die Kapuze in den Nacken und genoss den Moment, während ihr ein wohliger Schauer über den Rücken lief. Viele Menschen nickten ihr freundlich zu. In Carchuna lebten 800 Menschen. Gute Menschen. Sie kannte jeden, jedes Gesicht, jeden Namen, jede Geschichte, Wort für Wort und jede Macke, wobei gerade Letzteres eine endlos lange Liste war. Rico liebte heißen Kakao, obwohl er noch nie einen getrunken hatte. Trotzdem behielt er seine Zuversicht, irgendwann einen zu bekommen. Es gab Momente, in denen sie ihn beneidete.
    »Kira!«, rief ein blonder Junge und stürmte auf sie zu. Natürlich kannte sie auch alle Kinder. Felix war sechs, aufgeweckt und der älteste Sohn von Claire.
    »Hallo junger Mann ... wo finde ich deine Mutter?«
    »Mama ist in den Feldern. Ich habe heute auch schon gearbeitet. Sieh ... das habe ich gepflückt.« Stolz hielt er ihr einen Korb mit wilden Reissträuchern entgegen. In Carchuna blieben Kinder nicht lange Kinder. Was Felix noch für ein Spiel hielt, würde ihn bald jeden Tag erwarten, sein Leben lang.
    »Dann trag deine Ausbeute schnell heim ... schnell!«, rief Kira ihm noch hinterher. Doch er war schon weg. Felix würde in seinem Leben keine Chance bekommen, wegen seiner Mutter war er ein Marskind, zudem ein Junge. Was auf Proxima keine gute Kombination war, er würde später ebenfalls Wassergänger werden. Wie sie. Und den Rest seines Lebens in geologisch instabilen Höhlen nach weißen Steinen suchen. Viele hatten dabei bereits durch Steinstürze ihr Leben verloren.
    Die weiblichen Marskinder konnten in Carchuna zumindest noch darauf hoffen, verkauft zu werden. Einige sollten angeblich sogar in gute Familien gekommen sein. In der Hauptsiedlung Proxima I. gab es viele Annehmlichkeiten, so die Gerüchte, denen Kira allerdings keinen hohen Wahrheitsgehalt zubilligte. Weder kannte sie Proxima I., noch hatte sie jemals eins der Mädchen wiedergesehen. Wer von Andrej einmal verkauft worden war, kehrte nicht wieder heim. Was auch für sie Grund genug war, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie würde sich niemals verkaufen lassen, weder von Andrej noch von einem anderen Mann.
     
    Kira stieg in die Höhlen hinab, die unterhalb der Siedlung lagen. Die Felder, so nannten sie in Carchuna die Anbaugebiete, erstreckten sich über mehrere Höhlen, die über zahlreiche Wasserläufe miteinander verbunden waren. Das Sonnenlicht ließ sich auch hier nicht völlig zurückdrängen, aus mehreren Löchern in der Decke konnte es nach unten gelangen. In den flachen Gewässern gediehen wilder Reis und andere Früchte. Ein Segen, da sich nicht jede Nutzpflanze, die sie von der Erde mitgebracht hatten, auf Proxima anpflanzen ließ. Die Luft war mild und feucht. Auch hier vermieden es die Menschen, unnötige Geräusche zu machen. Man unterhielt sich leise und nur, wenn es unbedingt notwendig war. Niemand ließ etwas fallen oder polterte anderweitig ungeschickt herum. Wie ein emsiger Ameisenhaufen, das ganze Leben nur darauf ausgerichtet, zu dienen, mühten sich alle, ihre Arbeit zu verrichten. Aus Kiras Sicht hatten die meisten in Carchuna bereits ihre Herkunft vergessen und fügten sich bereitwillig ihrer neuen Bestimmung. Die Entscheidung, fast nur Kinder vom Mars auf einer neuen Welt

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