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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Archaeology einen Artikel mit dem Titel »Kannibalismus der Neandertaler im eiszeitlichen Euskera« veröffentlich hatte. Außerdem fand er ein nettes Foto von ihr, das bei einer Preisverleihung in Berlin aufgenommen worden war.
    Rob sah das Foto lange an. Christine fehlte ihm. Nicht so sehr, wie ihm seine Tochter fehlte, aber sie fehlte ihm. Die anregenden Gespräche, ihr Parfüm, ihre Liebenswürdigkeit. Die Art, wie sie lächelte, wenn sie Sex hatten, mit geschlossenen Augen, als träumte sie von etwas besonders Schönem, das vor sehr langer Zeit passiert war.
    Sein Handy läutete.
    »Robbie!«
    »Steve …« Sein Herz begann heftig zu klopfen. Er hasste diesen Moment. »Und?«
    »Also«, begann Steve. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll…« Rob sank das Herz in die Hose. »Findest du es nicht gut?« Eine Pause. »Nein, du Blödmann. Ich finde es absolut geil!« Robs Stimmung schoss in den Himmel.
    Steve lachte. »Einfach unglaublich, Rob, da schicke ich dich los, damit du mir so ein beknacktes Archäologie-Feature schreibst, weil ich dachte, das würde dir in deiner augenblicklichen Situation guttun. Zum Regenerieren. Und dann wirst du Zeuge eines Mordes. Du wirst von Satanisten überfallen. Du entdeckst ein Steinzeitbaby in einem Gurkenglas. Du triffst wieder auf irgendwelche Teufelsanbeter. Du bekommst böse kurdische Todesflüche zu hören. Du … du … du …« Steve ging die Luft aus. »Dann fährst du in den Irak und lernst einen mysteriösen Kerl kennen, der dich in eine heilige Stadt bringt, wo die Leute so eine dämliche Taube anbeten, und du siehst, wie sie vor einem komischen Schädel katzbuckeln, und dann wollen dich diese Freaks abmurksen, um dir dann aber stattdessen zu erzählen, dass sie alle direkt von Adam und Eva abstammen.«
    Einen Moment war Rob still. Dann lachte er schallend los - so laut, dass der Monster abschlachtende Junge irritiert von seinem Computer aufschaute und an seinen Kopfhörer klopfte. »Du findest den Artikel also okay? Ich habe versucht, den Jesiden gerecht zu werden … vielleicht zu gerecht, aber ich …«
    Steve unterbrach ihn:
    »Die Story ist nicht nur okay! Sie ist phänomenal! Findet übrigens auch der Chef. Wir bringen sie schon morgen, auf ganzen zwei Seiten, mit einem Teaser auf der ersten Seite.«
    »Schon morgen?«
    »Ja. Geht umgehend in Druck. Deine Bilder haben wir auch schon. Wirklich klasse.«
    »Na super. Das ist…«
    »Absolut super, ja, sage ich doch. Und? Wann kommst du zurück?«
    »Das kann ich noch nicht sagen … ich möchte zwar so schnell wie möglich nach Hause, aber momentan sind alle Flüge ausgebucht. Und auf eine vierundzwanzigstündige Busfahrt nach Ankara habe ich keine Lust. Bis zum Wochenende bin ich aber auf jeden Fall in London.«
    »Sehr gut. Komm doch in der Redaktion vorbei, dann lade ich dich zum Mittagessen ein. Vielleicht sogar in einem richtigen Restaurant. Wo sie Pizza haben.«
    Rob lachte. Er verabschiedete sich von seinem Redakteur. Dann bezahlte er beim Besitzer des Internetcafes und trat in die Gluthitze von Mardin hinaus.
    Es war eine sympathische Stadt, Mardin. Dem wenigen nach zu schließen, was Rob davon gesehen hatte, war die Stadt arm, aber sie hatte Atmosphäre. Angeblich reichte sie in die Zeit der Sintflut zurück: Es gab römische Straßen, byzantinische Ruinen und syrische Goldschmieden. Es gab enge, verwinkelte Gassen, die zwischen den am Hang liegenden Häusern verliefen. Aber das interessierte Rob alles nicht mehr. Er hatte die Nase voll von diesem ganzen historischen und orientalischen Klimbim. Er wollte nur noch nach Hause: ins kühle, moderne, verregnete, propere, hightech-europäische London - um seine Tochter in die Arme zu schließen und Christine zu küssen.
    Er blieb neben dem Eingang einer Bäckerei stehen und rief Christine an. Er hatte sie zwar an diesem Tag schon zweimal angerufen, aber er hatte einfach Lust, mit ihr zu reden. Sie ging sofort dran. Er erzählte ihr, dass das Feature in der Redaktion sehr gut angekommen sei. Das fand sie wunderbar, und sie sagte ihm, wie sehr sie sich auf ihr Wiedersehen freue. Er werde so schnell wie möglich nach England zurückkommen, versicherte er ihr. Dann erzählte sie ihm, dass sie seine Tochter häufig sehe und sie sich richtig angefreundet hätten. Sally habe sie gefragt, ob sie nicht einspringen könne, weil sie demnächst in Cambridge ein juristisches Seminar hatte, das den ganzen Tag dauerte. Natürlich würde sie sich so lange um Robs Tochter

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