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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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unsere verschüttete Vergangenheit erhalten. Das ist unsere Bürde. Über die Zeiten hinweg. Wir sind die Söhne des Kruges.«
    »Und jetzt…«
    »Und jetzt werde ich Sie in die Türkei zurückbringen. Wir fahren Sie an die Grenze zurück, und dann können Sie nach Hause fliegen und allen von uns erzählen. Erzählen Sie den Leuten, dass wir keine Satanisten sind. Erzählen Sie ihnen von unserer Traurigkeit. Erzählen Sie, was Sie wollen. Aber lügen Sie nicht.«
    Damit stand der junge Jeside auf und rief etwas durch das Fenster. Die Tür ging auf, und mehrere Männer kamen herein. Rob wurde wieder herumgestoßen, aber diesmal zielgerichtet und mit ruhiger Entschiedenheit. Sie führten ihn durch den Tempel nach draußen. Als er einen Blick auf den Altar warf, sah er, dass der Schädel weg war. Dann stand er im Freien, in der Sonne. Kinder deuteten auf ihn. Frauen starrten ihn mit vor den Mund geschlagenen Händen bestürzt an. Er wurde zum Ford Pick-up geführt.
    Der Fahrer war bereit. Robs Tasche lag auf dem Beifahrersitz. Seine Hände waren immer noch gefesselt. Zwei Männer halfen ihm beim Einsteigen. Als er saß, stieg ein dunkelhäutiger, bärtiger Mann ein. Er war jünger als Karwan, kräftig und muskulös, und sprach kein Wort. Er quetschte sich zwischen Rob und die Autotür. Die Reifen drehten im Staub durch, als der Ford losfuhr. Das Letzte, was Rob von Laiisch sah, war Karwan, der, von neugierigen Kindern umringt, neben einem der konischen Türme stand. Sein Gesicht wirkte unbeschreiblich traurig.
    Dann verschwand Laiisch hinter einer Kuppe, und der Pick-up holperte in Richtung türkische Grenze den Berg hinunter.

35
     
    Sobald Rob in Habur über die türkische Grenze geschubst worden war, rief er Christine an, dann stieg er in ein Taxi, das ihn in die nächste Stadt bringen sollte. Mehrere strapaziöse Stunden später nahm er sich ein Hotelzimmer, rief wieder Christine an und telefonierte mit seiner Tochter; dann schlief er mit dem Telefon in der Hand ein.
    Am nächsten Morgen setzte er sich an sein Notebook und schrieb ohne Zögern, leidenschaftlich und in einem Zug seinen Artikel.
    Von Anhängern eines kurdischen Geheimkults entführt.
    Er fand, es gab nur eine Möglichkeit, das Feature zu schreiben: rasch und ohne zu überlegen. Wenn er anfing nachzudenken und eine stimmige Abfolge herzustellen versuchte, bestand die Gefahr, dass er sich in den vielen Einzelheiten und ihren endlosen Verzweigungen heillos verzettelte. Außerdem würde der Artikel möglicherweise unglaubwürdig und erfunden klingen, wenn er zu sehr daran feilte: Die ganze Geschichte war so grotesk, dass sie schlicht und tief empfunden herüberkommen musste, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Sehr direkt. Sehr aufrichtig. Als ob er jemandem bei einer Tasse Kaffee eine lange, verrückte Geschichte erzählte. Deshalb schrieb Rob alles in einem Zug herunter. Göbekli Tepe und die Krüge im Museum, die Jesiden und der Engelskult und die Anbetung von Melek Taus. Die Zeremonien in Laiisch und der Schädel auf dem Altar und das Geheimnis des Schwarzen Buchs. Alles, die ganze Geschichte, gewürzt mit Gewalt und Mord. Und jetzt hatte sie auch noch einen spektakulären Schluss: Sie endete damit, dass er mit einer Kapuze über dem Kopf in einer dreckigen kleinen Kammer in den Bergen Kurdistans lag: und dachte, dass er sterben müsste.
    Er brauchte fünf Stunden, um den Artikel zu schreiben. Fünf Stunden, in denen er so konzentriert arbeitete, dass er kaum von seinem Notebook aufsah.
    Nach sechsminütiger Rechtschreibprüfung kopierte Rob den Artikel auf einen USB-Stick, verließ das Hotel und ging in ein Internetcafé. Dort mailte er den Artikel an Steve in London, der bereits ungeduldig darauf wartete.
    Rob blieb in dem stillen Internetcafé nervös am Computer sitzen und hoffte, Steve würde bald anrufen. Draußen auf der Straße schien die heiße Sonne von Mardin, aber hier drinnen war es fast wie in einem Grab. Außer ihm war nur noch ein älterer Junge da, der eine obskure türkische Limonade trank und ein Computerspiel spielte. Er hatte riesige Kopfhörer auf und metzelte mit einer virtuellen AK-47 ein Monster nieder. Das Monster hatte violette Klauen und traurige Augen. Seine Eingeweide quollen heraus, drastisch und grün.
    Rob wandte sich wieder seinem Bildschirm zu. Ohne Grund sah er nach dem Wetter in Spanien. Er googelte seinen Namen. Er googelte Christines Namen. Er stellte fest, dass sie in einer der jüngsten Ausgaben von American

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