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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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hatte.
    Ja.
    Er nahm einen weiteren Schluck lauwarmes Wasser. Und was war mit der keltischen Opferstätte? Vielleicht fühlten sich die Cloncurrys auch diesen Opfern irgendwie verbunden. Immerhin waren die Toten in der Grube von Ribemont Kelten. Gallische Krieger …
    Forrester setzte sich kerzengerade auf. Etwas zerrte an seinen Gedanken wie ein vorstehender Nagel, der an einem Faden zog. Einen Pullover auftrennte. Kelten. Kelten? Woher kamen die Cloncurrys ursprünglich? Er beschloss, unter »Cloncurry Vorfahren« nachzusehen.
    Keine zwei Minuten später fand er es. Die Familie Cloncurry stammte durch Heirat unter anderem auch von einer alten irischen Familie ab. Aber nicht nur von irgendeiner alten irischen Familie. Ihre Vorfahren waren … die Whaleys.
    Die Cloncurrys stammten von Buck und Burnchapel Whaley ab, von den Gründern des Irish Hellfire Club!
    Er strahlte den Bildschirm an. Er hatte einen guten Lauf, eine Glückssträhne. Er schien der Sache auf den Grund zu kommen. Er war ganz dicht dran. Jetzt konnte er den verdammten Fall lösen. Hier und jetzt. Gleich hier - an seinem Schreibtisch.
    Wo konnte die Bande also sein? Wo hielt sie sich versteckt? Lange Zeit hatten er, Boijer und der Rest des Fahndungsteams angenommen, dass die Bande immer wieder heimlich das Land verließ und sich nach Italien oder Frankreich absetzte. Mit einem Privatflugzeug oder vielleicht auch mit einem Boot. Aber möglicherweise waren er und Boijer auf der falschen Fährte gewesen. Bloß weil einige Bandenmitglieder Italiener oder Franzosen waren, hieß das nicht, dass sie sich nach Frankreich oder Italien zurückzogen. Es war zwar wahrscheinlich, dass sie sich in einem anderen Land aufhielten, doch das konnte auch ein anderes Land sein, in dem man bei der Einreise aus Großbritannien keinen Pass benötigte. Forrester schaute auf. Boijer kam zur Tür herein.
    »Mein finnischer Freund!«
    »Sir?«
    »Ich glaube, ich weiß es.«
    »Was?«
    »Wo sie sich versteckt halten, Boijer. Ich glaube, ich weiß, wo sie sich versteckt halten.«

40
     
    Rob saß in seiner Wohnung und sah sich zwanghaft immer wieder das Video an. Cloncurry hatte es ihm vor drei Tagen gemailt.
    Das Video zeigte seine Tochter und Christine in einem nichtssagenden kleinen Zimmer. Beide waren geknebelt und an Holzstühle gefesselt.
    Das war alles, was von ihnen zu sehen war. Sie trugen saubere Kleidung und sahen unverletzt aus. Aber die straffen Lederknebel um ihre Münder und das Entsetzen in ihren Augen machten es für Rob fast unerträglich, das Video anzuschauen.
    Trotzdem sah er es alle zehn, fünfzehn Minuten an. Er sah es an und dann noch einmal, und dann wanderte er in seiner Wohnung herum, in Unterwäsche, unrasiert, ungeduscht, in einem dumpfen Nebel der Verzweiflung. Er kam sich vor wie ein geistig umnachteter alter Heiliger in der Wüste der Pein. Er versuchte, etwas Toast zu essen, gab es aber schnell wieder auf. Außer dem Frühstück, das ihm seine Exfrau vor ein paar Tagen gemacht hatte, hatte er nichts Richtiges mehr gegessen.
    Er war bei Sally gewesen, um über das Schicksal von Lizzie zu sprechen, und aus alter Gewohnheit hatte ihm Sally Eier mit Speck gemacht. Zum ersten Mal seit langem hatte Rob wieder Hunger verspürt und sein Frühstück zur Hälfte hinuntergewürgt, doch dann hatte Sally zu weinen begonnen. Er war aufgestanden und hatte sie tröstend in die Arme genommen, aber das hatte alles nur schlimmer gemacht. Sie hatte ihn von sich gestoßen und ihm vorgeworfen, es sei alles seine Schuld; sie hatte herumgeschrien und geweint und auf ihn eingeschlagen. Und Rob hatte nur dagestanden, während sie auf ihn eindrosch und ihn dann, wild um sich schlagend, in den Bauch boxte. Er steckte die Schläge widerspruchslos ein, weil er fand, dass sie recht hatte. Sie war zu Recht wütend. Er hatte diese schreckliche Situation herbeigeführt. Seine unablässige Jagd nach sensationellen Storys, sein selbstsüchtiges Streben nach journalistischem Ruhm, sein hirnloses Leugnen der zunehmenden Risiken. Allein die Tatsache, dass er nicht zu Hause gewesen war, um auf Lizzie aufzupassen. Alles.
    Fast war Rob froh über das nagende schlechte Gewissen und den verzehrenden Selbsthass, den er in diesem Moment empfand. Diese Gefühle waren wenigstens real: aufrichtige, glühende Emotionen. Etwas, das durch die seltsam stumpfe Verzweiflung drang, die er die meiste Zeit empfand.
    Das Einzige, was ihn davon abhielt, den Verstand zu verlieren, war das Telefon. Rob

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