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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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konnte Stunden damit verbringen, es anzustarren und zu versuchen, es mit bloßer Willenskraft zum Läuten zu bringen. Und das Telefon läutete, viele Male. Manchmal riefen Freunde an, manchmal Arbeitskollegen, manchmal Isobel aus der Türkei. Die Anrufer versuchten alle, ihm zu helfen, aber Rob war nicht wirklich bei der Sache - er wartete nur auf einen einzigen Anruf: einen Anruf der Polizei.
    Dass sie eine vielversprechende Spur hatten, wusste er bereits. Forrester hatte vier Tage zuvor angerufen, um ihm mitzuteilen, dass sich die Bande ihrer Vermutung nach irgendwo südlich von Dublin in der Nähe von Montpelier House aufhielt, dem ehemaligen Sitz des Irish Hellfire Club. Der Inspector hatte ihm auseinandergelegt, wie sie bei Scotland Yard zu diesem Schluss gelangt waren: Sie gingen davon aus, dass die Bande das Land zwischenzeitlich immer wieder verließ, weil sie zeitweise komplett von der Bildfläche verschwand, andererseits war sie nie bei einer Zoll- oder Passkontrolle registriert worden. Das konnte nur heißen, dass sie sich in das einzige Land absetzten, in dem man bei der Einreise aus dem United Kingdom keinen Pass vorlegen musste.
    Irland.
    Das leuchtete Rob ein. Forrester hatte es im Laufe ihres Gesprächs auch für nötig befunden, Rob auf eine seltsame Theorie hinzuweisen, die diese Annahme stützte - sie bezog sich auf vergrabene Menschenopfer und die Opferstätten von Ribemont und Catalhöyük, ein Serienmörder namens Gacy spielte eine Rolle und die Vermutung, dass Cloncurry sich für ein Versteck entscheiden würde, das nicht weit von den Opfern seiner Vorfahren lag … An diesem Punkt hatte Rob abgeschaltet.
    Er war alles andere als überzeugt, dass Forrester mit seinen psychologischen Spekulationen richtiglag. Ihm erschien das Ganze eher wie eine Ahnung des Inspectors, und Ahnungen traute Rob nicht. Er traute nichts und niemandem mehr. Er traute nicht einmal sich selbst. Das Einzige, dem er trauen konnte, war die Aufrichtigkeit seines Selbstekels und die Bitterkeit seiner Ängste.
    Am Abend ging er zu Bett und schlief drei Stunden. Er träumte von einem gekreuzigten Tier, das am Kreuz quiekte, ein Schwein vielleicht oder ein Hund. Als er aufwachte, brach der Tag an. Das Bild des festgenagelten Tieres ließ ihn nicht los. Er nahm etwas Valium. Als er wieder aufwachte, war es Mittag. Sein Handy läutete. Läutete! Er stürzte zum Tisch und nahm das Gespräch entgegen.
    »Hallo? Hallo.«
    »Robert.«
    Es war … Isobel. Robs Stimmung schoss im Sturzflug in den Keller; er mochte und bewunderte Isobel, er schätzte ihre Weisheit und ihren Beistand, aber im Augenblick wollte er nur von der Polizei hören, der Polizei, der Polizei, der Polizei.
    »Isobel…«
    »Nichts Neues also?«
    Er atmete aus. »Seit deinem letzten Anruf nicht, nein. Nichts. Nur … nur diese widerwärtigen E-Mails. Von Cloncurry. Die Videos …«
    »Rob, es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, aber …« Sie hielt inne. Rob stellte sich vor, wie sie aus ihrem wunderschönen Holzhaus auf das blaue türkische Meer hinausblickte. Das mentale Bild versetzte ihm einen heftigen Stich. Es erinnerte ihn daran, wie er und Christine sich ineinander verliebt hatten. Dort, unter den Marmarasternen.
    »Rob, ich habe eine Idee.«
    »Hmm.«
    »Was das Schwarze Buch betrifft.«
    »Ja …?« Er schaffte es nur mit Mühe, Interesse zu zeigen.
    Isobel ließ sich nicht entmutigen. »Hör zu, Rob. Das Buch. Das ist es doch, wonach diese Unmenschen suchen, oder? Das Schwarze Buch? Sie wollen es mit allen Mitteln in ihren Besitz bringen. Und du hast ihnen erzählt, dass du es finden kannst oder gefunden hast oder was auch immer, um sie hinzuhalten … richtig?«
    »Ja, aber … wir haben es nicht, Isobel. Wir haben keine Ahnung, wo es ist.«
    »Aber genau das ist es doch! Mal angenommen, wir finden es. Wenn wir das Schwarze Buch in unseren Besitz bringen, können wir doch Druck auf sie ausüben. Wir können ihnen … ein Tauschgeschäft vorschlagen … Bedingungen stellen … mit ihnen verhandeln … verstehst du, was ich meine?«
    Das bejahte Rob mürrisch. Er hätte sich von Isobels Anruf gern hoffnungsvoll und zuversichtlich stimmen lassen. Aber er fühlte sich nur müde und erschöpft.
    Isobel sprach weiter. Das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt, wanderte Rob barfüßig durch die Wohnung. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und schaute auf das schimmernde Notebook. Keine E-Mail von Cloncurry. Keine neue zumindest.
    Isobel sprach

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