Genesis Secret
»Jedenfalls, Sie wissen, was ich meine. Sie wissen, was ich will. Und Sie wissen, dass ich Lizzie habe und dass ich sie nur aus einem Grund am Leben lasse, nur aus einem einzigen Grund: Ich will das Schwarze Buch. Und ich weiß, dass Sie wissen, wo es ist, Rob, weil mir Isobel erzählt hat, dass Sie es wissen. Sie hat mir erzählt, was in Laiisch passiert ist. Wir mussten ihr ein Ohr abschneiden, um ihr diese Info zu entlocken, aber dann hat sie es uns erzählt. Ich habe das Ohr gegessen. - Nein, habe ich nicht. Ich habe es an die Hühner verfüttert. - Nein, habe ich nicht. Interessiert doch auch keine fliegende Feige. Tatsache ist: Sie hat uns alles erzählt. Sie hat uns erzählt, dass Sie sie hierher geschickt haben, um das Buch zu beschaffen, denn selbst können Sie nicht herkommen, weil sie sonst der nette Herr von der lokalen Polizei, der schnieke Inspektor Kiribali, ins Gefängnis wirft. Deshalb haben Sie Isobel Previn vorgeschickt. Leider war ich schon hier und habe ihr die Leber herausgeschnitten und sie á la Provencale zubereitet. Deshalb, Rob, Sie haben noch genau einen Tag Zeit. Meine Geduld ist am Ende. Wo ist das Buch? In Harran? Mardin? Sogmatar? Wo ist es? Wir haben sie gefoltert, so gut wir konnten, aber sie war eine tapfere alte Lesbe und wollte uns diese letzte Auskunft buchstäblich ums Verrecken nicht geben. Deshalb will ich es jetzt von Ihnen wissen. Und wenn Sie es mir nicht binnen vierundzwanzig Stunden erzählen, dann, fürchte ich, ist die kleine Lizzie für die Marmeladengläser an der Reihe. Denn langsam reißt mir der Geduldsfaden.« Er nickte nüchtern. »Wie Sie wissen, kann man ganz vernünftig mit mir reden, Robbie, aber lassen Sie sich von meiner vordergründigen Nettigkeit nicht täuschen. Um ganz ehrlich zu sein, kann das Temperament zuweilen mit mir durchgehen, und manchmal werde ich dann richtig gemein. Und jetzt zu Ihnen, Sally, ja, ich rede mit Ihnen, mit der ehemaligen Mrs Luttrell, der rührenden weinenden Sally - ich kann Sie sehen, wie Sie mit ihren Schweinsäuglein in die Kamera linsen. Sally, hören Sie mir zu? Lassen Sie das mit der Heulerei, Sie flennende Nutte. Sie haben genau einen Tag lang Zeit, vierundzwanzig Stunden, um noch einmal über alles nachzudenken, und dann, ja dann wird Ihre Tochter in ein Einmachglas gestopft und lebendig begraben. Deshalb rechne ich damit, schon bald von Ihnen zu hören.« Er beugte sich zum Einschaltknopf der Kamera vor. »Oder es geht ans Eingemachte.«
45
Der Bildschirm begann zu flimmern und wurde schwarz. Sally hatte sich wieder aufs Sofa zurückgezogen und weinte leise. Rob ging zu ihr und legte einen Arm um sie. Es war Christine, die als Erste sprach.
Sie trocknete sich die Augen und sagte: »So. Jetzt wissen wir, dass er in Urfa ist. Das heißt, Cloncurry muss ähnliche Überlegungen angestellt haben wie …«, sie seufzte schwer, »… wie die arme Isobel.«
»Meinst du die Austen-Layard-Theorie?«, fragte Rob.
»Klar. Was sonst? Cloncurry muss, was das Schwarze Buch angeht, zu denselben Schlüssen gelangt sein. Deshalb ist er vermutlich mit Lizzie in einem Privatflugzeug nach Kurdistan geflogen.«
Forrester nickte. »Ja. Möglicherweise tut er das schon seit Monaten. Unter falschem Namen. Wir setzen uns gleich mit der türkischen Flugsicherung in Verbindung.«
Rob schüttelte den Kopf. »Da kennen Sie Kurdistan nicht! Wenn Cloncurry es schlau angestellt hat - und das hat er mit Sicherheit getan -, könnte er dort praktisch unbemerkt gelandet sein. Über einige Regionen haben die Türken so gut wie keine Kontrolle. Und selbstverständlich könnte er auch ins irakische Kurdistan geflogen und von dort über die Grenze gekommen sein. Das ist ein riesiges Gebiet, das jeder staatlichen Kontrolle entzogen ist. Nicht unbedingt mit unserem lauschigen Suffolk zu vergleichen.«
Sally machte eine flehentliche Geste. »Und was tun wir jetzt?«
»Wir suchen hier. Wir suchen in Irland«, sagte Christine.
»Wie bitte?«
»Das Schwarze Buch. Es ist nicht in Urfa. Ich glaube, Isobel hat sich getäuscht. Ich glaube, das Buch ist noch hier.«
Die Polizisten tauschten Blicke. Rob runzelte die Stirn. »Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ich hatte mehrere Tage Zeit, in einem Kleiderschrank über das Schwarze Buch nachzudenken. Und ich kenne die Layard-Geschichte. Ich vermute allerdings, dass Layard die Jesiden nur bestochen, aber nichts von ihnen bekommen hat und deshalb ein zweites Mal nach Kurdistan gereist ist. Aus diesem Grund
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