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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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unbeeindruckt.
    »Der Bibel zufolge wurden sowohl Hiob als auch Abraham hier geboren.«
    »Wie bitte?«
    »Urfa.« Christine deutete auf den steilen Hügel hinter dem Fischteich und dem Park, wo eine verfallene Zitadelle thronte, zwischen deren korinthischen Säulen eine riesige türkische Flagge schlaff in der windstillen Wärme hing. »Einige Wissenschaftler glauben, das hier ist Ur, die Stadt aus der Schöpfungsgeschichte, der Genesis. Akkader, Sumerer, Hethiter, alle haben hier gelebt. Die älteste Stadt der Welt.«
    »Ist das nicht Jericho?«
    »Pah!«, schnaubte Christine. »Jericho! Dass ich nicht lache! Dieser Ort hier ist wesentlich älter. In der Altstadt hinter dem Basar gibt es in den Fels gehauene Höhlen, in denen immer noch Leute wohnen.« Christine schaute zum Fischteich zurück. Die verschleierten Frauen fütterten Schwärme wild wuselnder schwarzer Karpfen mit Brot. »Die Fische sind schwarz, weil sie angeblich die Asche Abrahams sind. Es heißt, wenn man in dem Teich einen weißen Fisch entdeckt, kommt man in den Himmel!«
    »Super! Aber können wir jetzt vielleicht gehen? Ich kriege langsam Hunger.«
    Christine lachte wieder. Rob gefiel ihr gelöstes Lachen. Überhaupt mochte er sie sehr: ihren wissenschaftlichen Enthusiasmus, ihre Intelligenz, ihren Humor. Ihn überkam das unerwartete Bedürfnis, ihr seine intimsten Gedanken mitzuteilen, ihr ein Foto seiner kleinen Lizzie zu zeigen. Er verkniff es sich.
    Die Französin deutete gut gelaunt nach vorn.
    »Breitners Haus ist gleich hinter dem Basar, auf dem Hügel dort. Wenn du Lust hast, können wir vorher noch ein bisschen durch den Basar gehen. Es gibt dort eine original erhaltene Karawanserei aus dem sechzehnten Jahrhundert, die von den Abbasiden erbaut wurde, und einige noch ältere Elemente …« Sie sah Rob an und schmunzelte. »Schon gut, wir können auch sofort zu Franz gehen und uns ein Bier genehmigen.«
     
    Der Weg, der hinter dem Souk den Hügel hinaufführte, war kurz, aber steil. Männer balancierten silberne Tabletts mit Tee und Oliven und warfen Christine neugierige Blicke zu. Auf dem Gehsteig stand unerklärlicherweise ein orangefarbenes Sofa. Die schmaleren Gassen erfüllte der Geruch von heißem ungesäuertem Brot. Und mittendrin war ein sehr altes, sehr schönes Haus mit mehreren Balkonen und mediterranen Fensterläden.
    »Das ist das Haus der Breitners. Seine Frau wird dir bestimmt gefallen.«
    Rob fand Franz Breitners Frau Derya tatsächlich spontan sehr sympathisch: eine lebhafte, aufgeklärte, intelligente Frau etwas über dreißig, die aus Istanbul stammte, weder Kopftuch noch Schleier trug und hervorragend Englisch sprach. Wenn sie Breitner gerade einmal nicht wegen seiner Glatze oder seiner Begeisterung für »Menhire« aufzog, kümmerte sie sich rührend um ihre Gäste und verwöhnte Rob, Christine und die anderen Archäologen mit exotischen Köstlichkeiten: kalten Lammwürstchen, gefüllten Weinblättern, exzellentem Walnussgebäck, siruptriefendem Baklava und großen Stücken wundervoll frischer Wassermelone. Und was noch besser war: Es gab - wie Christine es versprochen hatte - jede Menge eiskaltes türkisches Bier und einen ganz passablen kappadokischen Rotwein. Schon bald fühlte sich Rob sehr gelöst, vergnügt und glücklich und lauschte zufrieden den Diskussionen der Archäologen über Göbekli Tepe.
    Seinetwegen, nahm Rob an, führten sie die Gespräche hauptsächlich auf Englisch, obwohl drei der vier Männer Deutsche waren und der vierte Russe. Und Christine eigentlich Französin.
    Rob machte sich über seine dritte Portion Baklava her und spülte sie mit einem Efes-Bier hinunter. Gleichzeitig folgte er der angeregten Unterhaltung. Einer der Archäologen sprach Breitner auf das Fehlen jeglicher Skelettreste an. »Wenn es tatsächlich eine Grabanlage ist, wo sind dann die Knochen?«
    Breitner lächelte. »Die finden wir schon noch, glaub mir!«
    »Das hast du letzte Saison auch schon gesagt.«
    »Und die Saison davor«, fiel ein zweiter Mann mit ein, der einen Teller mit grünen Oliven und Schafskäse in der Hand hielt.
    »Ich weiß.« Breitner zuckte gut gelaunt mit den Achseln. »Ich weiß!«
    Der Grabungsleiter saß auf dem größten Ledersessel des Wohnzimmers. Die Fenster waren zu den Straßen von Sanliurfa hin geöffnet. Rob konnte das abendliche städtische Leben hören. Im Haus gegenüber schrie ein Mann seine Kinder an. In dem Cafe ein Stück die Straße hinunter plärrte ein Fernseher: Den

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