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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Frau die Penne mit dem tiefgrünen Pesto mischte. Es sah ein bisschen wie Galle aus, roch aber gut. Forrester hustete ungeduldig. »Wie gesagt, Boijer, meine Frau hat gerade ein richtig schönes Abendessen gekocht, und wir …«
    »Ich weiß, tut mir leid, Sir, aber die Sache ist die: Bevor dieser Mann umgebracht wurde, haben ihm die Täter ein Zeichen in die Brust geritzt.«
    »Etwa einen…?«
    »Ja, Sir. Genau. Einen Davidstern.«

11
     
    Am Tag nach der Einladung bei Breitner rief Rob bei seiner Exfrau an. Seine Tochter Lizzie ging dran. Sie war noch nicht so versiert im Umgang mit dem Telefon.
    »Schatz, du musst ins andere Ende sprechen«, sagte Rob in den Hörer.
    »Hallo, Daddy. Hallo.«
    »Scha…«
    Allein ihre Stimme zu hören weckte Schuldgefühle in Rob, aber auch eine sehr elementare Freude. Und wilde Entschlossenheit, seine Tochter zu beschützen. Dann wieder Schuldgefühle, dass er nicht bei ihr in England war, um genau das zu tun.
    Aber wovor beschützen? In dem Londoner Vorort war sie sicher. Dort hatte sie nichts zu befürchten.
    Als Lizzie das richtige Ende des Hörers gefunden hatte, unterhielten sich Vater und Tochter eine ganze Weile, und Rob versprach, ihr Fotos von da zu mailen, wo er war. Dann beendete er das Gespräch widerstrebend und beschloss, sich an die Arbeit zu machen. Dieser Effekt stellte sich fast immer ein, wenn er seine Tochter hörte: Es war wie ein Instinkt, etwas Angeborenes. Die Erinnerung an seine familiären Pflichten stimulierte seinen Arbeitsreflex: Zieh los und verdiene Geld, um deine Nachkommenschaft zu ernähren. Es war an der Zeit, seinen Artikel zu schreiben.
    Doch Rob stand vor einem Dilemma. Nachdem er das Telefon von seinem Hotelbett auf den Fußboden gelegt hatte, streckte er sich auf dem Rücken aus und dachte nach. Intensiv. Die Story war erheblich komplexer, als er gedacht hatte. Komplexer und interessanter. Da war zunächst der politische Aspekt: die Spannungen zwischen Kurden und Türken. Dann die Atmosphäre auf der Grabung und unter den Einheimischen: ihre Ressentiments - und dieser Todesfluch … Und was hatte es mit Franz Breitners nächtlichen Privatgrabungen auf sich?
    Rob stand auf und ging ans Fenster. Sein Zimmer lag in der obersten Etage des Hotels. Er öffnete das Fenster und lauschte dem Gesang eines Muezzins, der von einer Moschee in der Nähe zum Gebet rief. Der Gesang war durchdringend, geradezu barbarisch - und doch irgendwie hypnotisch. Das unnachahmliche Flair des Orients. Weitere Stimmen fielen in den quengelnden Singsang ein. Der Aufruf zum Gebet hallte durch die ganze Stadt.
    Was sollte er für die Zeitung schreiben? Ein Teil von ihm wollte unbedingt bleiben und weiterrecherchieren, der Sache auf den Grund gehen. Aber war das wirklich sinnvoll? Folgte er damit nicht bloß einer persönlichen Neigung? Er hatte nicht ewig Zeit. Und wenn er all diese abstrusen und verwirrenden Aspekte in das Feature einfließen ließ, bekäme es einen völlig anderen Charakter und würde vielleicht sogar ruiniert. Zumindest verkomplizierte es die Story - und schmälerte damit ihre Wirkung. Der Leser wäre nach der Lektüre verwirrt und berechtigterweise unbefriedigt.
    Was sollte er also schreiben? Die Antwort lag auf der Hand. Am besten hielt er sich einfach an die nackten und höchst erstaunlichen historischen Tatsachen. Schäfer entdeckt ältesten Tempel der Welt. Der zweitausend Jahre später aus unerklärlichen Gründen wieder verschüttet wird…
    Das reichte. Eine klasse Story. Und mit ein paar vernünftigen Fotos von den Steinen und den Reliefs, von einem aufgebrachten Kurden und Franz Breitner mit seiner Brille. Und Christine in ihrem schicken Khaki-Outfit würde optisch auch was hermachen.
    Christine. Rob fragte sich, ob sein kaum zu unterdrückender Wunsch, zu bleiben und weiterzurecherchieren, etwas mit ihr zu tun hatte. Mit seiner kaum zu unterdrückenden Leidenschaft für sie. Er fragte sich, ob sie merkte, was in ihm vorging. Wahrscheinlich schon. Frauen merken so was immer. Umgekehrt hatte Rob nicht die leiseste Ahnung, woran er bei ihr war. Mochte sie ihn wenigstens? Da war diese Umarmung … und wie sie sich am vergangenen Abend bei ihm untergehakt hatte …
    Genug. Er griff nach seinem Rucksack, packte Stifte, Blöcke und Sonnenbrille ein und verließ das Hotelzimmer. Er wollte ein letztes Mal zur Grabung hinausfahren und ein paar weitere Fragen stellen, dann hätte er genügend Material. Er war inzwischen fünf Tage hier. Zeit, seine

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