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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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auf der Fahrbahn, unter der Autobahnüberführung. Und niemand konnte sagen, ob es sich um Mord handelte oder ob sie bloß von der Brücke gefallen war. Weil die Leiche so entstellt gewesen war. Im Dunkeln von so vielen Autos überfahren. Die Fahrer der Lkws und Autos hatten wahrscheinlich gedacht, sie wären über einen Reifen gefahren.
    Forrester geriet ins Schwitzen. So intensiv hatte er schon seit Monaten, vielleicht sogar Jahren nicht mehr an Sarah gedacht. Er wusste, er musste das loswerden. Alles rauslassen. Aber er konnte es nicht. Er drehte sich zur Seite und sagte: »Es tut mir leid, Frau Doktor. Es geht einfach nicht. Ich denke immer noch jeden Tag, jede Stunde daran. Aber …« Er schluckte. Die Wörter wollten nicht kommen. Doch die Gedanken rasten. Jeden Tag, selbst jetzt, fragte er sich: Hat jemand sie gefunden und vergewaltigt und dann von der Brücke geworfen, oder ist sie nur hinuntergefallen - und wenn sie nur hinuntergefallen ist, wie konnte das passiert sein? Manchmal bildete er sich ein, es zu wissen. Manchmal, in seinem tiefsten Innern, glaubte er, dass sie ermordet worden sein musste. Er war Polizist. Er hatte ständig mit solchen Dingen zu tun. Aber es gab keine Zeugen, keine Indizien. Vielleicht würden sie es nie erfahren. Er seufzte und schaute zu seiner Therapeutin. Sie war die Ruhe selbst. Ausgeglichen und über sechzig Jahre alt und grauhaarig und still lächelnd.
    »Das macht nichts«, sagte sie. »Eines Tages …«
    Forrester nickte. Er lächelte über ihre Parole. Eines Tages vielleicht. Er sagte: »Manchmal ist es schwer für mich. Meine Frau hat Depressionen, und nachts dreht sie mir den Rücken zu. Wir haben nie mehr spontan Sex miteinander, aber wenigstens leben wir noch.«
    »Und Sie haben Ihren Sohn.«
    »Ja. Ja, ihn haben wir. Eigentlich muss man für das dankbar sein, was ist, statt ständig an das zu denken, was nicht ist. Was sagen sie sich bei den Anonymen Alkoholikern immer vor? Um es zu schaffen, muss man so tun als ob. Diese ganzen blöden Sprüche. Aber wahrscheinlich ist es genau das, was ich tun sollte. So tun, als ob alles in Ordnung wäre.« Er verstummte wieder, und die Stille hallte durch das warme Zimmer. Schließlich setzte er sich auf. Seine Stunde war um. Alles, was er hören konnte, war der Verkehr, der gedämpft durch die Fenster drang. »Danke, Frau Doktor.«
    »Nichts zu danken. Und wie gesagt, sagen Sie ruhig Janice zu mir. Sie kommen jetzt schon sechs Monate her.«
    »Danke, Janice.«
    Sie lächelte. »Sehen wir uns nächste Woche?«
    Er stand auf. Sie schüttelten sich die Hände, höflich. Forrester fühlte sich gestärkt und etwas besser gelaunt.
    In ausgeglichener und angenehm nachdenklicher Stimmung fuhr er nach Hendon zurück. Wieder ein Tag vorbei. Er hatte wieder einen Tag hinter sich gebracht. Ohne zu trinken oder rumzubrüllen.
    Das Haus war vom Lärm seines Sohns erfüllt, als er die Tür aufschloss. Seine Frau stand in der Küche und schaute die Nachrichten. Der Geruch von Nudeln und Pesto wehte durchs Haus. Es war okay. Alles war okay. In der Küche gab ihm seine Frau einen Kuss, und er sagte, er komme gerade von der Therapie. Sie lächelte und wirkte relativ gefasst.
    Vor dem Essen ging Forrester in den Garten und drehte sich eine winzige Tüte Gras. Er hatte kein schlechtes Gewissen dabei. Er inhalierte tief, blies den blauen Rauch in den Sternenhimmel hinauf und spürte, wie sich seine Nackenmuskeln entkrampften. Er ging zurück ins Haus und legte sich im Wohnzimmer auf den Boden, um mit seinem Sohn zu spielen. Und dann klingelte das Telefon.
    In der Küche goss seine Frau gerade die Penne ab. Heißer Dampf. Der Geruch von Basilikum.
    »Hallo?«
    »DCI?«
    Forrester erkannte den leichten finnischen Akzent seines jungen Kollegen sofort. »Boijer, wir wollten gerade essen.«
    »Entschuldigung, Sir, aber ich habe soeben einen Anruf gekriegt …«
    »Ja?«
    »Dieser Freund von mir … Skelding, Sie wissen schon, Niall.«
    Forrester überlegte kurz, dann fiel es ihm wieder ein: der lange schlaksige Typ, der an der Mord-Datenbank des Home Office arbeitete. Sie waren mal zusammen einen trinken gewesen.
    »Ja, ich erinnere mich. Skelding. Arbeitet an HOLMES.«
    »Richtig. Jedenfalls, er hat gerade angerufen. Sie haben einen neuen Mord, auf der Isle of Man.«
    »Und?«
    »Ein Mann wurde ermordet. Ziemlich brutal. In einem großen Haus.«
    »Ganz schön weit weg, die Isle of Man …«
    »Stimmt«, sagte Boijer.
    Forrester beobachtete, wie seine

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