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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Grabungsareal war eine riesige mit Feuersteinen übersäte freie Fläche, die ihm Christine bei seinem letzten Besuch gezeigt hatte. Rob hatte sich gewundert, dass dort 12000 Jahre alte, von Steinzeitmenschen abgeschlagene Feuersteinfragmente einfach so herumlagen. Buchstäblich Tausende davon. Man brauchte nur niederzuknien, und schon nach ein paar Minuten hatte man eine alte Axt, eine Pfeilspitze oder ein Schneidwerkzeug gefunden.
    Rob beschloss, genau das zu tun. Er wollte ein Souvenir nach Hause mitnehmen. Die Sonne brannte heiß auf seinen Rücken, als er sich in den Staub kniete. Wenige Minuten später wurde er fündig. Er betrachtete seinen Fund, wendete ihn behutsam zwischen den Fingern. Es war eine Pfeilspitze, geschickt, geradezu kunstfertig abgeschlagen. Rob versuchte sich den Mann vorzustellen, der sie vor 12000 Jahren hergestellt hatte: wie er, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, in der Sonne gearbeitet hatte. Einen Bogen über die muskulösen Schultern gehängt. Ein primitiver Mensch. Und doch jemand, der einen großartigen Tempel erbaut und mit hochwertigen Kunstwerken verziert hatte. Es war paradox.
    Höhlenmenschen, die eine Kathedrale erbauten! Das war eine gute Einleitung für Robs Feature. Ein anschauliches, einprägsames Bild.
    Er stand auf und steckte die Pfeilspitze in eine Seitentasche seines Rucksacks. Wahrscheinlich verstieß er damit gegen jede Menge türkischer Gesetze - Diebstahl prähistorischer Artefakte zum Beispiel -, andererseits sah es nicht so aus, als stünde in Göbekli Tepe in absehbarer Zeit eine Verknappung steinzeitlicher Feuersteinabschläge zu befürchten. Er schwang sich den Rucksack auf den Rücken und blickte ein letztes Mal auf die sanft gewellte, baumlose Ebene, die in der erbarmungslosen Sonne schmorte. Er musste an den Irak denken, der irgendwo dort hinten lag. Gar nicht so weit entfernt. Wenn er Radevan bäte, ihn zu fahren, wäre er in wenigen Stunden da.
    Ein Bild von Bagdad zuckte durch seinen Kopf. Das Gesicht der Selbstmordattentäterin. Rob schluckte trocken. Kein gutes Gefühl. Er drehte sich um und trat den Rückweg an, und in dem Moment hörte er es. Ein grauenhafter Schrei. Es hörte sich an, als würde ein Tier bestialisch gequält. Wie ein Affe, der bei lebendigem Leib aufgeschlitzt wurde. Fürchterlich.
    Er lief los. Er hörte aufgeregte Hilferufe. Was war passiert? Dann wieder ein durchdringender Schrei. Der Rucksack schlug Rob beim Laufen gegen den Rücken.
    Er hatte sich weiter von der Grabung entfernt, als ihm bewusst gewesen war. Wo war das Hauptareal? Die Hügel sahen alle gleich aus. Stimmen trugen weit in der trockenen Wüstenluft. Und nicht nur Stimmen: Schreie und Klagen. Mein Gott. Etwas Schlimmes musste passiert sein. Rob lief erst nach links, dann nach rechts und über eine Kuppe. Und da war die Grabung. An einer der Umfriedungen hatte sich eine Menschentraube gebildet: um einen frisch ausgehobenen Graben. Arbeiter drängten sich darum.
    In seinen Wüstenstiefeln rutschte Rob durch Staub und Geröll den Hang hinunter und zwängte sich durch die Menge. Es roch nach Schweiß und Angst. Er schob den letzten Mann unsanft beiseite und stand schließlich am Rand des Grabens. Er blickte nach unten. Alle schauten nach unten.
    In der Tiefe des Grabens war eine neue Stahlstrebe, einer dieser gefährlich aussehenden Stäbe, mit denen die Planen gespannt wurden. Und auf so einen Stab war Franz Breitner gespießt. Die Strebe ging durch die linke Hälfte seines Brustkorbs. Aus der Wunde sprudelte Blut. Christine stand neben ihm und redete auf ihn ein. Iwan sprach hektisch in sein Handy. Zwei Arbeiter versuchten verzweifelt, den Stahlstab aus der Erde zu ziehen.
    Rob sah auf Franz hinab. Er schien noch zu leben, aber die Wunde sah schlimm aus, wahrscheinlich hatte der Stab die Lunge vollständig durchbohrt. Rob hatte im Irak viele Verletzungen gesehen. Auch welche wie diese hier: Streben und Stangen, die, von Explosionen durch die Luft geschleudert, wie Speere in die Köpfe und Körper Umstehender eingedrungen waren.
    Rob war sofort klar, dass Franz nicht durchkommen würde. Ein Krankenwagen brauchte eine Stunde, um zur Grabungsstätte zu kommen. Rettungshubschrauber gab es zwischen hier und Ankara wahrscheinlich keinen einzigen. Franz Breitner würde in diesem Graben sterben. Inmitten der stummen Steine von Göbekli Tepe.

12
     
    Wild wuselnd kämpften die Karpfen im Fischteich Abrahams um die kleinen Pitastückchen, die Rob ins Wasser warf. Er

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