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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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soweit Rob das beurteilen konnte, deutlich langsamer vor. Inzwischen gab es so viele Experten auf den unterschiedlichsten Fachgebieten - Archäometallurgen, Zooarchäologen, Ethnohistoriker, Geomorphologen -, dass alles sehr kompliziert geworden war. Eine komplexe Stätte freizulegen konnte Jahrzehnte dauern.
    Und Göbekli Tepe war so eine Stätte. Franz Breitner grub schon seit 1994 in Göbekli, und Christine hatte angedeutet, dass er den Rest seiner beruflichen Karriere hier verbringen würde. Ein ganzes Berufsleben auf einem einzigen Grabungsgelände! Andererseits war es die erstaunlichste archäologische Stätte der Welt. Das war vermutlich der Grund, warum Breitner die meiste Zeit so gut gelaunt wirkte. Auch jetzt lächelte er wieder - als er Rob die Anfänge von Keramik und Ackerbau erklärte. Beides hatte sich erst nach der Erbauung Göbekli Tepes entwickelt, in unmittelbarer Nähe dieses außergewöhnlichen Ortes.
    »Die ersten Anzeichen von Landwirtschaft finden sich in Syrien. Gordon Childe prägte dafür den Begriff der neolithischen Revolution, und die ereignete sich nur ein Stück südlich von hier. In Abu Hureyra, Teil Aswad und ähnlichen Stätten. Sie sehen also, das hier ist tatsächlich die Wiege der Zivilisation. Metallverarbeitung, Keramik, Landwirtschaft, Verhüttung, Schrift - das alles hat in unmittelbarer Umgebung von Göbekli seinen Ausgang genommen.«
    Christine fügte hinzu: »Ja, obwohl es in Korea schon dreizehntausend vor Christus Hinweise auf Reisanbau gibt, aber das ist ziemlich umstritten.«
    Auch Iwan, der bisher kaum etwas gesagt hatte, meldete sich jetzt zu Wort: »Und in Sibirien gibt es ein paar seltsame Indizien dafür, dass die Herstellung von Keramik sogar noch früher begonnen hat, dann aber wieder eingestellt wurde.«
    Erstaunt wandte sich Rob dem jungen Russen zu. »Tatsächlich?« Breitner schien leicht gereizt über die Einmischung seines Kollegen, aber Rob war fasziniert. »Das müssen Sie mir genauer erzählen.«
    Iwan errötete. »Ahm … im östlichen Sibirien, vielleicht auch in Japan gibt es Hinweise auf eine noch frühere Zivilisation. Ein Nordvolk. Möglicherweise ist es ausgestorben, denn seine Spuren verlieren sich wieder. Jedenfalls wissen wir kaum etwas darüber. Wir haben keine Ahnung, was aus ihnen geworden ist.«
    Breitner unterbrach ihn ungehalten. »Ja, ja, das ist ja alles schön und gut, Iwan. Aber trotzdem! Hier, in dieser Region, hat es wirklich angefangen. Im Nahen Osten! Hier.« Zur Unterstreichung des Gesagten hieb er mit der Hand so fest auf den Tisch, dass die Teelöffel auf den Untertassen klirrten. »Alles. Alles fing hier an. Die ersten Brennöfen, um Töpfe herzustellen. Das war in Syrien und im Irak. Die Hethiter haben als Erste Eisen hergestellt. In Anatolien. Die ersten domestizierten Schweine gab es in Cayönü, die ersten Dörfer in Anatolien und … und den ersten Tempel natürlich in …«
    »Göbekli Tepe!«
    Alle lachten. Der Frieden war wiederhergestellt, und die Unterhaltung ging weiter. Rob schrieb seine Notizen sorgfältig ins Reine, während sich die Archäologen weiter über die Domestizierung früher Tiere und die Verteilung von »Mikrolithen« unterhielten. Es fiel Rob schwer, der fachspezifischen Diskussion zu folgen, aber das störte ihn nicht. Er hatte weitere Teile des Puzzles beisammen. Es war nicht das vollständige Bild - die Rätsel blieben -, aber es war ein gutes Bild und ein fesselndes Bild, und das musste genügen. Außerdem arbeitete er als Journalist und nicht als Historiker. Er war nicht hier, um alles bis ins Kleinste wissenschaftlich zu belegen, er war hier, um sich rasch einen guten Eindruck zu verschaffen. Wie bezeichnete man den Journalismus immer wieder gern? Als »ersten Entwurf der Geschichtsschreibung«. Das war alles, was er tat, und alles, was er tun sollte: Er setzte eine erste Rohfassung des Artikels auf.
    Rob schaute auf. Er hatte schon eine Zeit lang an seinen Notizen geschrieben. Die Wissenschaftler hatten ihn sich selbst überlassen und waren in alle Richtungen über das Gelände ausgeströmt, um das zu tun, was sie taten, wenn sie nicht diskutierten: im Dreck wühlen und alte Steine sieben - um später erneut in ihren Zelten zu sitzen und Diskussionen zu führen. Rob stand auf, rieb sich den steifen Hals und beschloss, einen letzten Rundgang durch die Anlage zu machen, bevor er in die Stadt zurückfuhr. Er warf sich seinen Rucksack über die Schulter und verließ das Zelt.
    Hinter dem

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