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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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feststellen.«
    »Schau.« Sie fuhr mit dem Finger über die Seiten. »Zunächst ist alles noch sehr ordentlich. Diagramme der Ausgrabungen. Mikrolithen vermerkt. Aber hier … sieh …«
    Rob blätterte ein paar Seiten weiter, bis sie ihn aufhielt.
    »Hier geht es los. Die Schrift wird immer unleserlicher. Und die Zeichnungen und Kritzeleien … total chaotisch. Und hier. Was sollen diese Zahlen bedeuten?«
    Rob sah genauer hin. Die Eintragungen waren fast ausschließlich auf Deutsch. Die Handschrift war zuerst sehr sauber, aber gegen Ende zu wurde sie immer schlampiger. Auf der letzten Seite war eine Liste mit Zahlen. Darunter eine Notiz, in der der Name Orra Keller erwähnt wurde. Rob erinnerte sich an ein Mädchen, das er in England gekannt hatte: Sie hatte Orra geheißen. Ein jüdisches Mädchen. Wer war diese Orra Keller? Er fragte Christine, aber sie zuckte nur mit den Achseln. Er fragte sie nach den Zahlen. Sie zuckte wieder mit den Achseln - mit mehr Nachdruck. Rob stellte fest, dass das Buch auch eine Zeichnung enthielt: eine Wiese mit ein paar Bäumen darauf, flüchtig hingekritzelt.
    Er gab Christine das Notizbuch zurück. »Übersetz doch mal, was er geschrieben hat. Ich kann so gut wie kein Deutsch.«
    »Also. Das meiste ist unleserlich.« Sie schlug das Notizbuch ziemlich weit hinten auf. »Aber hier ist von Weizen die Rede. Und von einem Fluss. Der zu mehreren Flüssen wird. Hier.«
    »Weizen? Wieso?«
    »Keine Ahnung. Und bei dieser Zeichnung scheint es sich um eine Landkarte zu handeln. Glaube ich jedenfalls. Mit Bergen. Allerdings mit einem großen Fragezeichen dahinter. Und Flüssen. Aber vielleicht sind es auch Straßen. Ich habe keine Ahnung, was das Ganze soll.«
    Rob trank seinen Kaffee aus und winkte dem Wirt, noch zwei zu bringen. Ein weiterer riesiger silberner Laster rauschte in Richtung Damaskus vorbei. Der Himmel über Sanliurfa war ein schmutziges Orange-Schwarz. »Und was soll dieser Grashalm?«
    Christine nickte. »Ja, wirklich eigenartig. Warum hat er den aufgehoben?«
    »Glaubst du, er hatte Angst? Sind die Aufzeichnungen deshalb so … chaotisch?«
    »Das wäre durchaus möglich. Erinnerst du dich noch an die Pulsa diNura?«
    Rob schauderte. »Wie sollte ich das vergessen haben? Glaubst du, er wusste davon?«
    Christine fischte ein Insekt aus ihrem Kaffee. Dann sah sie Rob eindringlich an. »Ja, ich glaube, er wusste davon. Er muss den Gesang unter seinem Fenster gehört haben. Außerdem kannte er sich sehr gut mit mesopotamischen Religionen aus. Mit ihren Dämonen und Flüchen. Es war eines seiner Spezialgebiete.«
    »Dann muss ihm also bewusst gewesen sein, dass er in Gefahr war?«
    »Höchstwahrscheinlich. Das könnte eine Erklärung für den verheerenden Zustand seiner Notizen sein. Pure Angst. Aber trotzdem …« Sie hielt das Buch in ihrer Handfläche, als wollte sie sein Gewicht schätzen. »Sein Lebenswerk …«
    Rob konnte ihre Traurigkeit spüren. Christine ließ das Buch auf den Tisch fallen. »Ich finde es schrecklich hier. Können wir gehen?«
    »Gern.«
    Sie legten ein paar Münzen auf eine Untertasse und gingen zum Landrover. Nachdem sie eine Weile gefahren waren, sagte Christine: »Ich glaube nicht, dass es nur Angst war; das reicht als Erklärung nicht aus.« Sie riss das Lenkrad herum, um einen Radfahrer zu überholen, einen alten Mann in einem Kaftan, der vor sich einen dunkelhäutigen kleinen Jungen auf der Stange sitzen hatte. Der Junge winkte dem Landrover zu und grinste die weiße Frau aus dem Westen an.
    Rob merkte, dass Christine kleine Seitenstraßen nahm, nicht den gängigen Weg ins Stadtzentrum.
    Schließlich sagte sie: »Franz war gewissenhaft und gründlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn ein Fluch dermaßen verunsichert hätte. Das hätte ihn nicht so aus der Fassung bringen können.«
    »Woran könnte es dann gelegen haben?«, fragte Rob.
    Inzwischen waren sie in einem neueren Teil der Stadt, der fast europäisch anmutete. Schöne, saubere Wohnblöcke. Auf den abendlichen Straßen waren auch Frauen unterwegs, keineswegs alle mit Kopftüchern. Rob sah einen hell beleuchteten Supermarkt, der sowohl auf Deutsch als auch auf Türkisch Werbung für Käse machte. Daneben war ein Internetcafé voller bunt flimmernder Bildschirme, vor jedem die dunkle Silhouette eines Kopfes.
    »Ich glaube, er muss irgendeine Theorie gehabt haben. Franz hatte eine ausgeprägte Schwäche für Theorien.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    Christine lächelte, schaute aber

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