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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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eine Leiche gefunden.«
    Darauf erzählte ihnen Harnaby von der großen Ausgrabung während des Krieges, als Wissenschaftler von der Hauptinsel ein ganzes Wikingerschiff freigelegt hatten, das zusammen mit Schmuckgegenständen und Schwertern vergraben worden war. Und die Leiche eines Wikingerkriegers. »Und es gab auch Hinweise auf ein Menschenopfer. An den Füßen des Kriegers fanden die Archäologen die Leiche eines jungen Mädchens. Sie war ihm wahrscheinlich als Opfergabe beigegeben worden.«
    »Woraus haben sie das geschlossen?«
    »Weil sie ohne Grabbeigaben bestattet wurde. Und sie war erwürgt worden. Wikinger hatten eine ausgesprochene Vorliebe für Menschenopfer. Sie töteten immer wieder mal Sklavenmädchen zu Ehren gefallener Krieger.«
    Forresters Puls ging schneller. Er sah Boijer an. Er schaute auf die grauen Wellen in der Ferne. Dann richtete er seinen Blick wieder auf Boijer. »Rituelle Opfer«, sagte er schließlich. »Ja. Rituelle Menschenopfer. Boijer! Das ist es!«
    Boijer sah ihn verständnislos an. Forrester half ihm auf die Sprünge. »Überlegen Sie doch mal. Ein Mann wird bei lebendigem Leib mit dem Kopf im Boden vergraben. Einem anderen wird der Schädel kahl rasiert - und die Zunge herausgeschnitten. Außerdem werden beiden Opfern Schnitte in Form ritueller Zeichen beigebracht …«
    »Und jetzt Balladoole«, sagte Harnaby.
    Forrester nickte schroff, dann sprang er über ein zweites Gatter und ging zu den Erhebungen und Felsen auf dem Feld. Seine Schuhe hatte er sich in dem Dreck längst ruiniert, aber es war ihm egal. Er konnte das Rauschen der Wellen vom Strand heraufdringen hören, schmeckte das stechende Aroma von Meersalz auf der Zunge. Direkt unter seinen Füßen hatten Wikinger eine junge Frau bestattet, eine Frau, die rituell getötet worden war. Und diese Männer, diese Mörder waren hier zusammengekommen, bevor sie, nur wenige Stunden später, ihrerseits eine rituelle Hinrichtung vorgenommen hatten.
    Das Uhrwerk surrte. Die Rädchen griffen ineinander. Forrester atmete die feuchtkalte Luft ein. Von der aufgewühlten Irischen See rasten graue Wolkenfetzen heran.

20
     
    Der Landrover bretterte von Sogmatar auf der Schotterpiste an dem ausgetrockneten Flussbett entlang zur Hauptstraße nach Sanliurfa. Christine war ganz aufs Fahren konzentriert. Die Hand fest um den Schaltknüppel geschlossen, blickte sie unverwandt nach vorn. Sie wechselten während der ganzen Fahrt kein Wort.
    Rob hatte ihr noch nicht erzählt, was er über die Zahlen herausgefunden zu haben glaubte. Zuerst wollte er seine Theorie auf ihre Richtigkeit überprüfen. Und dafür brauchte er ein Buch, und vielleicht auch einen Computer.
    Sie erreichten die Stadt eine Stunde vor Sonnenuntergang. Auf den Straßen herrschte wie gewohnt reges Treiben. Sie fuhren direkt zu Christines Wohnung, warfen ihre staubigen Jacken auf den Korbstuhl und ließen sich aufs Sofa plumpsen. Und dann sagte Christine ziemlich unvermittelt und ganz nebenbei: »Findest du, ich sollte nach Hause fliegen?«
    »Was? Warum?«
    »Die Grabungssaison ist zu Ende. Ich bekomme ab nächsten Monat kein Gehalt mehr. Ich könnte jederzeit meine Koffer packen.«
    »Ohne herausgefunden zu haben, was mit Franz passiert ist?«
    »Ja.« Sie schaute aus dem Fenster. »Er ist. tot. Sollte ich mich nicht einfach damit abfinden?«
    Draußen ging die Sonne unter. Die Rufe der Muezzine schallten durch die alte Stadt Urfa. Rob stand auf und ging zum Fenster; er öffnete es und blickte nach draußen. Der Gurkenmann radelte den Gehsteig entlang und pries seine Waren an. Vor dem Honda-Showroom stand eine Gruppe verschleierter Frauen, die durch ihre schwarzen Tschadors hindurch in Handys sprachen. Sie sahen aus wie Schatten, wie Gespenster. Die trauernden Bräute des Todes.
    Er kehrte zum Sofa zurück und sah Christine an. »Ich finde nicht, dass du abreisen solltest. Jedenfalls noch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich glaube, ich weiß, was die Zahlen bedeuten.« Ihr Gesicht war reglos. »Ich höre.«
    »Hast du eine Bibel? Eine englische?«
    »In dem Regal dort.«
    Rob ging zu dem Regal und überflog die Buchrücken: Kunst, Lyrik, Politik, Archäologie, Geschichte. Mehr Archäologie. Da. Er nahm eine dicke, alte schwarze Bibel heraus.
    Gleichzeitig nahm Christine Breitners Notizbuch vom Schreibtisch.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Rob. »Ich hoffe, ich habe recht. Ich glaube, ich habe recht. Aber sehen wir einfach. Lies mir die Zahlen aus dem Notizbuch vor. Und sag

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