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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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ein paar primitive Reliefdarstellungen an den Wänden. »Das hier ist der Mondgott. Siehst du seine Hörner - hier - die Sichel des zunehmenden Monds?«
    Das stark verwitterte Bildnis trug eine Art Helm: Wie zwei Hörner balancierte es eine Mondsichel auf seinem Kopf. Rob strich mit der Hand über das steinerne Gesicht. Er zog sie sofort wieder zurück. Das Gesicht fühlte sich warm und seltsam feucht an. Die zerfallenden Bildnisse toter Götter starrten ihn aus erodierten Augen an. Es war auffallend still: Rob konnte seinen eigenen Herzschlag hören. Von den Geräuschen der Welt draußen bekam man hier drinnen kaum etwas mit: nur das Bimmeln von Ziegenglocken und das Pfeifen des Wüstenwinds. Heißes Sonnenlicht brannte auf die Eingangsöffnung und ließ den dunklen Raum noch dunkler erscheinen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, alles klar. «
    Christine ging auf die gegenüberliegende Wand zu. »Der Tempel stammt aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert. In der übrigen Region verbreitete sich bereits das Christentum, aber hier verehrten sie noch die alten Götter. Mit den Hörnern. Ich liebe diesen Ort.«
    Rob schaute sich um und bemerkte achselzuckend: »Ja, wirklich schön hier. Vielleicht solltest du dir eine Eigentumswohnung kaufen.«
    »Bist du immer so sarkastisch, wenn du dich unwohl fühlst?«
    »Gibt es hier irgendwo einen anständigen Caffe Latte?«
    Christine kicherte. »Es gibt noch einen Ort, den ich dir zeigen möchte.« Sie führte ihn aus dem Tempel, und Rob war sehr erleichtert, dem stinkenden klammen Dunkel zu entkommen. Sie stapften durch Geröll und sengenden Staub einen Hang hinauf. Als Rob sich kurz umdrehte, um Atem zu schöpfen, sah er, wie aus einem der armseligen Häuschen ein Kind zu ihnen hochschaute. Ein kleines dunkles Gesicht hinter einem zerbrochenen Fenster.
    Christine hatte inzwischen die Kuppe des Hügels erreicht. »Der Tempel der Venus.«
    Rob folgte ihr durch die letzten Meter Geröll und blieb neben ihr stehen. Hier oben war der Wind sehr stark, aber dennoch glühend heiß. Man konnte meilenweit sehen. Die Landschaft war einzigartig. Meile um Meile endloser, gewellter, ausgebleichter Ödnis. Sterbende Hügel aus toten Steinen. Die Flanken der Berge waren von den leeren schwarzen Öffnungen zahlloser Höhlen durchsetzt. Darin, nahm Rob an, befanden sich weitere Tempel und heidnische Kultstätten, eine stärker verfallen als die andere. Er schaute auf den Boden, auf dem sie standen, auf den Boden eines dem Himmel geöffneten Tempels. »Und das alles wurde wann gebaut?«
    »Möglicherweise von den Assyrern oder den Kanaanitern. Mit Sicherheit kann das niemand sagen. Jedenfalls ist diese Stätte sehr alt. Zuerst haben die Griechen sie übernommen, dann die Römer. Es war auf jeden Fall ein Ort, an dem Menschenopfer stattfanden.« Sie deutete auf mehrere Rinnen in dem Fels unter ihren Füßen. »Siehst du? Darin floss das Blut ab.«
    »Aha…«
    »In allen frühen levantinischen Religionen spielten Opfer eine wichtige Rolle.«
    Rob blickte über die Wüstenhügel auf das kleine Dorf hinab. Das Kind war verschwunden; sein Gesicht war nicht mehr hinter dem zerbrochenen Fenster zu sehen. Eines der Autos fuhr auf der Straße, die aus dem Tal führte, von Sogmatar fort. Die Straße verlief entlang einem vertrockneten alten Flussbett. Dem Lauf eines toten Flusses.
    Rob stellte sich vor, hier oben geopfert zu werden. Die Beine mit rauer Schnur gefesselt, die Hände auf den Rücken gebunden, den stinkenden Atem des Priesters im Gesicht - und dann der stechende Schmerz, wenn sich das Messer in den Brustkorb bohrt…
    Er atmete tief durch und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Es wurde Zeit, von hier zu verschwinden. Er deutete zum Auto. Christine nickte, und sie gingen den Hügel hinunter zum Landrover. Doch auf halbem Weg blieb Rob stehen. Er starrte auf den Hügel.
    Plötzlich hatte er die Lösung. Er wusste, was die Zahlen bedeuteten.
    Die Zahlen in Breitners Notizbuch. Er wusste es.

19
     
    Das Wetter war immer noch unfreundlich. Der bleigraue Himmel sah genauso trist aus wie die grünen windgepeitschten Wiesen unter ihm. Boijer, Forrester und Alisdair Harnaby saßen in einem großen dunklen Auto, das in südlicher Richtung über die Isle of Man fuhr. Sie folgten einer weiteren schwarzen Limousine: mit DCC Hayden und seinen Kollegen.
    Forrester konnte die Anspannung deutlich spüren. Die Zeit verstrich, glitt ihm durch die Finger. Und jede Minute, die sie

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