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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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abscheulicher Brauch, dem in Schwarzafrika jährlich Hunderte von Kindern zum Opfer fallen. Wissen Sie, was mit den Kindern genau geschieht?«
    »Ich weiß, dass ihnen die Gliedmaßen abgehackt werden …«
    »Ja. Aber das tun sie, wenn die Kinder noch am Leben sind. Und die Genitalien schneiden sie ihnen auch ab.« De Savary nahm einen Schluck Bier. »Angeblich erhöhen die Schreie der lebenden Opfer die Wirkung des Muti. Sollen wir mal dieses Gelbflossenthunfischsteak probieren?«
    »Wie bitte?«
    Der besondere Clou in diesem ultraangesagten Restaurant war anscheinend, dass man immer nur winzige Portionen nahm. Man bestellte nicht schon zu Beginn alles, sondern man aß so lange, bis man satt war. Das hatte durchaus seinen Reiz. Forrester, der noch nie in einem vergleichbaren Lokal gewesen war, fragte sich, wer sich die Preise hier leisten konnte. Sushi mit aus Alaska eingeflogenen Weichschalenkrabben. Toro mit Spargel und Sewruga-Kaviar. Was war Toro?
    »Das Steinkrabbentempura ist phantastisch«, sagte de Savary.
    »Wissen Sie was«, schlug Forrester vor. »Bestellen Sie einfach. Und dann erzählen Sie mir, was Sie von dieser Bande halten …«
    De Savary lächelte ernst. »Ja, natürlich. Meine Vorlesung beginnt um drei. Wir sollten uns beeilen.«
    »Und? Wie sehen Sie die Sache?«
    »Die Täter scheinen geradezu besessen zu sein von Menschenopfern.«
    »Das wissen wir bereits.«
    »Aber es ist ein eklektizistisches Konglomerat von Praktiken.«
    »Ein was?«
    »Sie bedienen sich bei der Wahl ihrer Opferungsmethoden bei den unterschiedlichsten Kulturen. Das Abschneiden der Zunge ist vermutlich nordisch, das Eingraben des Kopfes japanisch - oder israelitisch. Das Scheren der Haare ist eindeutig aztekisch. Der Davidstern ist, wie Sie selbst ganz richtig gesagt haben, salomonisch.«
    Eine junge Thai-Kellnerin kam zu ihnen, und de Savary bestellte. Als sich die Bedienung mit einer leichten Verbeugung entfernte, wandte sich de Savary wieder Forrester zu.
    »Und jetzt haben wir dieses Damu, das an einer alten Kultstätte vergraben wurde. Das ist wiederum etwas, was afrikanische Medizinmänner vor einem größeren Muti-Mord tun. Sie vergraben das Damu in geweihter Erde. Und dann vollziehen sie das Opferritual.«
    »Sie glauben also, sie werden wieder morden?«
    »Selbstverständlich. Sie etwa nicht?«
    Forrester gab ihm seufzend recht. Natürlich würde die Bande wieder zuschlagen. »Und was ist mit dem Hellfire Club? Welche Rolle spielt er in diesem Zusammenhang?«
    »Da bin ich mir nicht ganz sicher. Die Täter - so viel steht fest - suchen irgendetwas, was mit dem Hellfire Club zu tun hat. Was das nun allerdings sein könnte, ist noch unklar.«
    Auf die Eichenholztheke vor ihnen wurden drei Teller gestellt, von denen ein köstlicher Duft hochstieg. Forrester wünschte, er könnte einen Löffel benutzen.
    De Savary fuhr fort: »Was ich Ihnen auf jeden Fall jetzt schon sagen kann, ist, was hinter diesen Satanskulten steckt: die Psychologie solcher Randgruppen. Sie setzen sich in der Regel aus Angehörigen der Mittel- und sogar Oberschicht zusammen. Charles Mansons Anhänger waren keine unterprivilegierten Ghettokids, sondern stammten aus reichen Familien. Es sind die gelangweilten, intelligenten Reichen, die die fürchterlichsten Verbrechen begehen. Man kann durchaus auch eine Parallele zur Baader-Meinhof-Gruppe in Deutschland ziehen. Söhne und Töchter von Bankiers, Millionären, Geschäftsleuten. Kinder der Elite.«
    »Nicht zu vergessen Osama bin Laden …?«
    »Richtig! Bin Laden ist der smarte, charismatische Sohn eines berühmten Milliardärs, und doch fühlte er sich zu der nihilistischsten, psychopathischsten Ausprägung des Islam hingezogen.«
    »Sehen Sie hier eine Parallele zum Hellfire Club?«
    Geschickt pickte de Savary mit den Stäbchen etwas von dem Gelbflossenthunfisch von seinem Teller. Forrester schaffte es mit Ach und Krach. Es schmeckte unglaublich gut.
    »Auch hier wieder haben Sie vollkommen recht. Der Hellfire Club lieferte, wenn Sie so wollen, die Vorlage für die heutigen Todeskulte verwöhnter Oberschichtkinder. Eine Gruppe englischer Aristokraten, viele von ihnen außerordentlich talentiert - Schriftsteller, Staatsmänner, Wissenschaftler -, aber mit einem ausgesprochenen Faible für gezielt transgressive Handlungen. Möglicherweise pour epater les bourgeois?«
    »Aber nicht wenige sagen doch, der Hellfire Club war nur ein harmloser Zechclub. Ein Zusammenschluss adliger Filous.«
    De Savary

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