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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Buehrke
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    Aristarchs Lebensdaten sind nur ungefähr bekannt. Man schätzt sie auf 310 bis 230 vor Christus. Zur Zeit seiner Geburt war seine Heimat, die Insel Samos, gerade erst unabhängig geworden. Zuvor hatte sie eine wechselvolle Geschichte hinter sich, bei der sie abwechselnd zu Athen und zu Persien gehörte. Samos war stets ein bedeutender Handelsort und besaß eine große strategische Bedeutung. Ein Zentrum der Wissenschaft und Philosophie war es jedoch nicht, weswegen Aristarchvermutlich nicht dort wirkte. In Frage käme natürlich Athen, das Platon und Aristoteles zum Zentrum der Philosophie gemacht hatten.
    Einige Historiker halten es jedoch für wahrscheinlicher, dass Aristarch zumindest zeitweise in Alexandria gewirkt hat. Die 331 vor Christus von Alexander dem Großen gegründete Stadt erlebte zu Aristarchs Zeit einen enormen Aufschwung. Alexander hatte seinen Heerführer Ptolemaios I. zum König von Ägypten ernannt, und der hatte sich zum Ziel gesetzt, Alexandria zur prunkvollsten Stadt der griechisch-hellenistischen Welt zu machen. Insbesondere sollte sie zur neuen wissenschaftlichen und kulturellen Metropole aufsteigen. Für dieses Ziel ließ Ptolemaios die berühmte Bibliothek errichten, die bald die größte weltweit war, und er gründete das Museion, ein »Forschungsinstitut«, in dem Wissenschaftler, Philosophen, Musiker und Literaten unter dem Schutz des Königs lebten und arbeiteten. Für seinen Aufbau warb er aus der ganzen Welt die berühmtesten Köpfe an.
    Im 3. Jahrhundert vor Christus erlebte Alexandria in den Wissenschaften eine Blütezeit, weswegen Historiker häufig auch von alexandrinischer Wissenschaft sprechen. So wirkte dort in dieser Epoche zum Beispiel Ktesibios, der Erfinder der Pneumatik. Er hat viele mechanische Geräte gebaut, die mit Wasser- oder Luftdruck betrieben wurden. Bedeutend war auch Herophilos von Chalkedon, der Begründer der wissenschaftlichen Anatomie und Physiologie.
    Gleichzeitig befanden sich auch die Künste in einem Umbruch. Hatten Bildhauer bis dahin nach klassischer Manier schöne und wohlgestaltete Männer und Frauen modelliert, so wurden plötzlich auch Bettler und missgestaltete Menschen zu Motiven. Die Wissenschaften und Künste befanden sich also offenbar nicht nur auf einem Höhenflug, sondern auch in einem Umbruch, der unkonventionelle Ideen wie die vom heliozentrischen Weltbild begünstigt haben mag. Eines der berühmtesten Mitglieder des Museions war der MathematikerEuklid, dessen Werk für Aristarch von großer Bedeutung gewesen sein muss. Überliefert ist auch das Wirken eines Astronomen namens Timocharis, der von 295 bis 272 vor Christus – also genau zu Aristarchs Zeit – dort Himmelsbeobachtungen ausführte. Da der spätere Astronom Claudios Ptolemaios auf Beobachtungen von Timocharis zurückgriff, wissen wir von den damaligen Techniken und können diese auch für Aristarch annehmen.
    Der einzige konkrete Hinweis auf eine von Aristarch ausgeführte astronomische Beobachtung stammt ebenfalls von Ptolemaios. Demnach hat er 281 oder 280 vor Christus die Sommersonnenwende beobachtet, um die Jahreslänge exakt zu bestimmen. Hierfür könnte Aristarch eine neuartige Sonnenuhr verwendet haben, deren Erfindung ihm zugeschrieben wird. Bis dahin bestanden Sonnenuhren im Wesentlichen aus einem Stab, der den Schatten auf eine Fläche mit einem aufgetragenen Zifferblatt wirft. Dabei wird die auf einem Kreisbogen am Himmel erfolgende Bewegung der Sonne auf eine Fläche abgebildet. Das führt zu einer ungleichförmigen Bewegung des Schattens im Laufe des Tages. Aristarch baute nun eine Sonnenuhr, bei der sich das Zifferblatt auf der Innenseite einer Hohlkugel befand. Sie bildete gewissermaßen die Gegenform zur Himmelskugel, was eine gleichförmige Schattenbewegung bewirkte. Eine solche Sonnenuhr nennt man Skaphe, nach dem griechischen Wort für Becken oder Trog.
    Und schließlich erfahren wir von dem Historiker Aëtios, dass Aristarch sich auch mit anderen Bereichen der Naturlehre, wie dem Sehen, der Farbe und dem Licht beschäftigt hat. Hier stand er vermutlich unter dem Einfluss seines Lehrers Straton von Lampsakos. Leider ist die Überlieferungssituation bei Straton ähnlich beklagenswert wie bei Aristarch. Als sicher gilt aber, dass Straton bis 285 vor Christus als Erzieher des damaligen Thronfolgers Ptolemaios II. am Hofe in Alexandria arbeitete, wo er wahrscheinlich auch in die Gründung des Museions involviert war.
    In der Naturlehre orientierte

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