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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Tourbegleiter schon nach Ihnen suchen. Haben Sie Papiere dabei? Oder eine Nummer für den Notfall, damit ich jemanden anrufen kann, der Sie abholt?«
    »Ein Notfall … ja, ja.« Molé griff in seine Jacke und holte eine abgegriffene Brieftasche hervor, fummelte mit unsicheren Fingern darin herum und ließ sie schließlich fallen. Seufzend schüttelte der Wachmann den Kopf.
    »Ich hebe sie schon auf.« Leise vor sich hin murmelnd beugte er sich nach unten, um sie an sich zu nehmen. Daher bemerkte er auch nicht, dass sich die Zeigefingerspitze des alten Mannes öffnete. Die programmierte, spinnenseidenähnliche Protein-Aramidfaser, die herausschoss, wickelte sich automatisch um den Hals des Wachmanns und zog sich zu. Der erschrockene Mann, dessen Augen aus seinem Kopf hervortraten, wollte aufschreien, aber der sich schnell zusammenziehende Strang hatte bereits die Luftversorgung zu seinen Lungen abgeschnitten. Er griff sich mit beiden Händen an den Hals und versuchte, den immer enger werdenden Faden zu lockern, doch dieser war zu dünn und hatte sich schon zu tief in seine Haut gebohrt, dass er seine dicken Finger nicht mehr darunterschieben konnte. Erst tröpfelte das Blut unter dem Faden hervor, dann begann es zu fließen, als der Faden ganz in seinem Hals verschwunden war.
    Molé sah dem Wachmann beim Sterben zu, bis der Mann nach wenigen Minuten tot auf dem Dock zusammengebrochen war. Sein Kopf war bis dahin halb vom Körper abgetrennt worden. Der alte Mann bewegte kurz seine linke Hand, woraufhin sich der tödliche Faden lockerte und wieder abwickelte. Die gengenieurten hydrophoben Eigenschaften des Fadens verhinderten, dass das Blut an ihm haften blieb, als er sich wieder in den hohlen Finger zurückzog.
    Nachdem er sich kurz umgesehen hatte, war er sich sicher, dass sie niemand beobachtet hatte. Molé hob seine Brieftasche wieder auf und zog die Leiche des Wachmanns mit beiden Händen zur Kante des Docks, um sie dort ins Wasser fallen zu lassen. Sie landete zwischen der Außenhülle des Frachters und der Polycretsäule des Docks und ging dann nahezu lautlos unter.
    Aus einer anderen, tieferen Tasche holte Molé einen zusammengefalteten Zerstreuungsanzug und streifte sich den Einteiler mühelos über. Dann rannte er die jetzt unbewachte Rampe hinauf und stand auf dem offenen Deck des Frachtschiffes. Viele Stockwerke über ihm schimmerte Licht auf der Brücke. Falls jemand dort oben Nachtwache schob, konnte er ihn nicht sehen. Nachdem Molé eine Gangway gefunden hatte, bahnte er sich immer tiefer den Weg in die Eingeweide des Schiffes. Mit Ausnahme der wenigen Personen, die für eine Bewachung notwendig waren, würde der Großteil der Besatzung schlafen, sich in der Kabine entspannen oder vermutlich eher die Freuden der Stadt genießen. Zwar waren ein Teil der Altstadt und vor allem der kommerzielle Hafenbereich der steigenden See zum Opfer gefallen, doch Valparaiso hatte mehr Glück gehabt als viele andere Städte, da sich die meisten Stadtgebiete auf den Klippen befanden, die an den Hafen grenzten.
    Bei seinem schnellen Abstieg kam er an mehreren Sicherheitskameras vorbei. Doch da der Zerstreuungsanzug das Licht um ihn herum beugte, war er für gewöhnliche Videokameras unsichtbar. Der Anzug verhinderte jedoch nicht, dass ein umherwanderndes Crewmitglied beinahe in ihn hineingelaufen wäre. Trotz des verbesserten Hörvermögens in seinem rechten Meldohr hatte Molé den Mann in dem engen Gang nicht kommen hören.
    »Hey, was …?«
    Das waren nicht gerade bemerkenswerte letzte Worte. Molé zog die Klinge aus superscharfem dehnbarem Knochenmaterial, die jetzt aus seinem linken Handrücken ragte, mit einer schnellen bogenförmigen Bewegung über die Kehle des Mannes. Während der benommene Seemann nach hinten taumelte und sich mit beiden Händen an den Hals griff in dem Versuch, den Blutfluss zu stoppen, der aus seinem Hals schoss, folgte ihm der grausame Molé und ließ dem ersten Schlag einen stinknormalen Hieb mit seinem Gehstock folgen. Würgend und keuchend brach der Mann auf dem Boden zusammen. Anders als beim Wachmann versuchte Molé hier nicht, die Leiche zu verstecken. Wenn sie entdeckt wurde, bevor er hier fertig war, bedeutete das nur, dass er zu langsam arbeitete.
    Als er sich sicher war, dass er sich weit unter dem Meeresspiegel befand, wählte er eine leicht gewölbte Stelle der Außenhülle aus und zielte mit dem Gehstock. Als er den abgerundeten Kopf abklappte, kamen einige Steuerungselemente zum

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