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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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vergessen. Aber Bacciga prägte sich alles ein.
    Und als Don Camillo vor
Sitzungsschluß für den Genossen Bacciga sechs Monate Einstellung vorschlug,
schaute ihn Bacciga mit unversöhnlichem Haß an.
    Dann, als sie die Treppe
hinaufstiegen, fand er Gelegenheit, sich Don Camillo zu nähern und ihm
zuzuflüstern:
    »Genosse, in der
Kommunistischen Partei ist kein Platz für uns beide .«
    »In diesem Falle«, erwiderte
Don Camillo, »ist es besser, wenn der Unehrliche geht .«
    Im Zimmerchen zog Don Camillo,
bevor er das Licht auslöschte, sein Notizbuch aus der Mappe und schrieb: »Nr: 2.
    Moralische
Hinrichtung des Genossen Bacciga.«
    Peppone streckte sich zum Bett
hinaus und riß ihm das Büchlein aus der Hand; er las die Eintragung und warf es
ihm zurück:
    »Bereitet Euch vor zu
schreiben: Nr. 3: Der Unterzeichnete erledigt vom Genossen Peppone .«
    Don Camillo musterte ihn von
oben herab.
    »Genosse«, sagte er zu ihm, »du
vergißt, daß du mit einem Zellenchef sprichst. Es ist nicht leicht, einen
Führer der Kommunistische n Partei zu erledigen .«
    »Da kennt Ihr die
Kommunistische Partei schlecht !« höhnte Peppone und
steckte den Kopf unter die Decke.

Politik des Reisens
     
    » G enosse, hast du einen Marschbefehl ?«
    Peppone, der sich rasierte,
wandte sich verärgert Don Camillo zu: »Das geht nur mich an !« antwortete er unhöflich.
    »Das geht uns beide an«, gab
Don Camillo zurück. »Als Zellenchef habe ich die Pflicht, meine Männer zu
kennen .«
    »Ihr habt nur eine einzige
Pflicht«, sagte Peppone. »Ihr habt samt Eurer dreimal verfluchten Zelle zur
Hölle zu gehen .«
    Don Camillo richtete die Augen
nach oben.
    »Herr«, rief er aus, »habt Ihr
gehört? Von allen kommunistischen Zellen des Weltalls ist dies die einzige, die
einen Kaplan hat, und er nennt sie ›dreimal verflucht‹ .«
    Alles auf dieser Erde ist
relativ, und auch ein narrensicherer Rasierapparat kann das unsicherste aller
Werkzeuge werden, wenn man ihn wie eine Hacke gebraucht. Peppone brauchte ihn
eben, als müßte er sein Kinn aufhacken, und Peppones Kinn platzte auf.
Andererseits: wie konnte sich ein kommunistischer Senator beherrschen, wenn er
sich plötzlich erinnerte, daß er einen Pfaffen, der als zuverlässiger Genosse
verkleidet war, und dem er, als dem teuflischen Emissär des Vatikans, erlaubt
hatte, Zellenchef zu werden, bis zum Herzen Sowjetrußlands mitgeschleppt hatte.
    Während Peppone winselnd sein
Kinn betupfte, tat Don Camillo äußerst höflich Peppones Notizbuch, das er
fleißig zu Rat gezogen hatte, in dessen Koffer zurück, indem er schloß:
    » Genosse ,
wenn der Marschbefehl deine persönliche Ware ist, tun wir so, als ob er nicht
vorhanden wäre. Aber lasse deinen Ärger ja nicht an mir aus, wenn ich
irgendeine Dummheit begehe .«
    Scamoggia kam, um mitzuteilen,
daß der Autobus vor der Hoteltüre warte.
    Es war ein grauer Herbstmorgen:
in den menschenleeren Straßen wuschen und wischten Frauen, in Männerkleider
eingemummt, den Asphalt. Frauen in Hosen lenkten die alten, verlotterten Trams.
Andere Frauen im Überkleid teerten einen Platz, und Frauen in verstaubten
Breeches arbeiteten als Handlanger auf einem Neubau. Vor einem »Gastronom«
stand eine lange Schlange von Frauen, diese in ziemlich bescheidenen Kleidern,
die aber durchaus weiblich waren.
    Don Camillo neigte sich zu Peppone
und flüsterte ihm ins Ohr:
    »Hier haben die Frauen nicht
nur die gleichen Rechte wie die Männer, sondern auch die gleichen Rechte wie
die Frauen .«
    Peppone würdigte ihn keines
Blickes.
    Don Camillo und Peppone nahmen
die letzten Sitze des Wagens ein, der Genosse Oregow und die Genossin Petrowna
die beiden ersten gleich hinter dem Fahrer. Die übrigen acht Erkorenen waren
auf den andern Plätzen rechts und links vom Mittelgang verteilt.

    Diese Anordnung gestattete der
Genossin Petrowna, die ganze Versammlung zu beherrschen, wenn sie, sich auf die
Füße erhebend und umgewandt, die Mitteilungen des Genossen Oregow übersetzte.
    Andererseits erlaubte sie dem
Genossen Don Camillo, sich dem Peppone und den Genossen Tavan und Scamoggia,
die vor ihm und Peppone saßen, verständlich zu machen, ohne daß die andern und
die Übersetzerin seine Worte hören konnten, wenn er halblaut sprach. Eine
ziemlich bedeutsame Einzelheit, weil Don Camillo, der den Genossen Rondella
endgültig erledigt und die Überzeugung des Genossen Bacciga untergraben hatte,
nun seine Augen auf den Genossen Tavan warf.
    » Tavan, Antonio –

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