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Gentec X 02 - Der Untergang von Chicago

Gentec X 02 - Der Untergang von Chicago

Titel: Gentec X 02 - Der Untergang von Chicago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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ich, dass er unter Schock stand. Er war CIA-Agent first Grade und ein Mann. Zudem länger beim CIA als ich. Er hatte sich immer cool gegeben, der große, schnoddrige Typ mit der kessen Schnauze. Kaltblütig, immer einen coolen Spruch auf den Lippen.
    Jetzt stand er da wie eine Salzsäule. Seine Hände zitterten. Er bebte.
    »S … si … sie sind a …. alle tot.«
    Nick hatte mir erzählt, dass er als Kind mal gestottert hatte, was sich später legte, bis er es ganz vergaß. Jetzt holte sein Stottern ihn wieder ein. Es gab viele Leichen auf der Station, und sie sahen schlimm aus. Doch es nutzte nichts, wenn wir die Nerven verloren, die Gencoys und Genmonster, die in der Nähe sein mussten, uns deshalb erwischten und wir eine leichte Beute für sie wurden.
    Wenn wir dann auch bei den Leichen lagen.
    »Reiß dich zusammen, Nick! – Nick! – Nick!«
    »I … i …«
    Ich klatschte ihm eine Ohrfeige ins Gesicht, um ihn wieder zu sich zu bringen. Das soll nun nicht heißen, dass ich eine Raufboldin oder besonders brutal bin. Doch ich sah keinen andere Möglichkeit.
    Es wirkte. Nick schüttelte sich.
    »Okay. Ich bin wieder da, Sniper.«
    Das Wort – Scharfschütze – klang bewundernd und zugleich wie eine Verwünschung. Nick schaute mich auf eine unbeschreibliche Weise an, und ich wusste in dem Moment, dass ich psychisch stärker als er war. Wie Frauen oft stärker als Männer sind.
    Ich nickte.
    »Ja, ich bin Sniper, Todfeind der Gencoys, und noch haben die Bastarde nicht gewonnen. – Sind Sie okay, Agent Carson?«
    Ich sprach absichtlich förmlich. Nick schüttelte den kahlen Kopf, als ob er den Schock abschütteln könnte.
    »Ja, Agent Snipe. Wir werden es ihnen zeigen. Wir kommen hier raus. Und wir werden dem Militär einige Aufklärungen geben«
    Die Philippinin schluchzte neben mir. Sie klammerte sich an Mack, den Putzmann, der nur immer wieder fassungslos den Kopf schüttelte. Es war 5:28 Uhr p. m. – 17:15 Uhr Nachmittags. Das Neonlicht in der Station brannte.
    Hier herrschte die Katastrophe. Zwei Subwayzüge waren ineinander gefahren, weil die Kontrolle versagte und die Leitstände ausfielen. Dafür zeichneten die Gencoys verantwortlich. Bei einem dritten Zug verlief ein großer Riss über sechs Abteile, in denen tote, verstümmelte Menschen lagen.
    Die Abteildächer waren aufgerissen, und ich musste an das Genmonster mit der Klebezunge denken, mit dem ich am Vortag zu tun gehabt hatte, als ich in einem Subwayzug aus dem Hype fliehen wollte. An die Gendogs und die anderen Biester und Monstren, die Robots, die Gencoys mit ihren Barcodes im Genick.
    Zwei Gencoys lagen mit zerschossenen Köpfen da. Blinkende Metallteile und ein paar Chips in den Überresten ihrer Schädel verrieten mir, dass sie Gencoys waren. Und einen Gendog, einen gentechnisch veränderten Monsterhund, hatte es erwischt.
    Die Transit Authority hatte sich gewehrt, und bestimmt hatte der eine oder andere Passagier der Subway eine Waffe bei sich gehabt und sich zur Wehr gesetzt. Es gab Einschusslöcher, wenige Brandflecke von Laserwaffen.
    Und überall lagen Tote, Tote, Tote. Tote Menschen auf der Rolltreppe, am Bahnsteig, unter Sitzbänken, unter die sie sich verkrochen hatten, hinter Gepäckstücken, deren Inhalt teils verstreut lag. Während der Rush hour am Morgen war der Schrecken über diese Station hinweggetobt.
    Wie viele Tote es waren, konnte ich nur schätzen. Hunderte? Mein Magen revoltierte. Ich bin hart und diszipliniert, wenn es notwendig ist – aber ich bin nicht aus Stein und nicht unbarmherzig. Die beiden Putzkräfte brachten kein Wort hervor. Ich ging zur Bahnsteigkante, kniete nieder und wollte mich übergeben.
    Aber ich tat es nicht, denn auf den Gleisen lag eine Frau, deren Kopf weggerissen war. Sie war jung, der Figur und den Beinen nach, modisch gekleidet, ihr Schmuck und die Uhr waren teuer. In der toten Hand hielt sie das Bild eines jungen Mannes. Das war wohl ihr Freund gewesen, und bei all dem Schrecken, als der Tod kam, hatte sie dieses Bild vorgeholt und sich daran geklammert.
    Ich zuckte weg, mein Brechreiz war fort. Niemals hätte ich mich auf diese arme Leiche oder in ihre Nähe übergeben.
    Verdammt , dachte ich nur immer wieder. Verdammt, verdammt, verdammt. Und: Gott strafe die Gencoys. Ich war nie sonderlich fromm gewesen, doch jetzt rief ich Gott an, den Schöpfer der Menschen, eine Erfindung, wie manche sagten – doch den Gott der Menschen.
    Nicht der Gencoys. Die hatten Menschen erschaffen oder den

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