Gentec X 02 - Der Untergang von Chicago
»Mutter« – Mother – die Hauptbombe, folgte ihnen.
Eine Erfindung, auf die die Experten und Waffentechniker des Militärs äußerst stolz waren. Mir wollte sie nicht gefallen. Ich sah den Fortschritt lieber auf anderen, friedlichen Gebieten.
Mit Wärmequellenauswertung und anderen Methoden konnte das Militär unbekannte Gebäude und auch zum Beispiel Felshöhlen von außen scannen. Raketen und Bomben ließen sich dann gezielt einsetzen. Der Bodenkampf, der am Härtesten war, war jedoch nach wie vor noch erforderlich.
Und siedend heiß fiel mir ein, dass sämtliche modernen Waffensysteme mit Genchips vom Gentec Konzern ausgestattet waren, den besten, modernsten und fortschrittlichsten. Einer neuen Generation von Chips – wahrscheinlich, wie ich sicher vermutete, mit Neurotransmittern aus menschlichen Gehirnen angereichert.
Ich fürchtete, dass die Gencoys sich einen Trick ausgedacht hatten, die menschlichen Waffensysteme allesamt lahm zu legen. Lähmendes Entsetzen erfasste mich, doch ich durfte dem nicht nachgeben. Ich wandte mich an Nick und den Schwarzen vom Putzdienst des O'Hare Airports sowie an die Philippinin.
»Wir müssen uns an Waffen holen, was wir bekommen können. Wir sollen uns zum Lutheran General Hospital durchschlagen.«
Sie nickten. Ich hatte die Führung übernommen. Wir pirschten uns vor, dem Grauen entgegen.
*
Es lagen Waffen herum, die toten Cops von der Transit Authority gehörten. Darunter befanden sich keine Laserwaffen, sondern Pistolen, Pumpguns und dergleichen. Doch bei einem Zivilisten, der tot bei einer Nische auf dem Bahnsteig lag, entdeckte ich eine großkalibrige Laserpistole, eine Astra G 45 X. Das silberglänzende, schwere Modell mit Laserpointer und Diopter, das Feinste vom Feinen. Der Mann, dem die Lasergun gehört hatte, trug teure Boutiquenkleidung. Er hatte die Buttons eines MPX-Players in den Ohren und trug eine Pferdeschwanzfrisur. Ein großer, stattlicher, schöner Mann mit einem mehrkarätigen Brillantring an der Hand und einem ebensolchen Ohrsticker.
Dazu eine Pilotenuhr, die ein Vermögen wert war. Vielleicht war er ein Gangster gewesen, vielleicht ein millionenschwerer Broker, eins dieser jungen Börsengenies. Oder ein Entertainer, ein Millionärssohn.
Was auch immer, jetzt war er auf jeden Fall tot. Seine Brust war eine einzige klaffende Wunde. In seiner Nähe lagen zwei tote Gendogs. Er hatte sich also verteidigt.
Ich nahm die Astra an mich. Dann zog ich dem Toten einen Button des MPX-Players aus dem Ohr und horchte. Robo-Rock ertönte. Ich nahm auch den zweiten Button und suchte dann den zigarettenschachtelgroßen Player, wobei gesagt sein muss, dass Rauchen innerhalb der Stadtgrenzen nur noch mit einem Plexiglashelm erlaubt war.
Die Raucher zogen mit ihren aufklappbaren Helmen durch die Gegend. Seit den Kampagnen zu Beginn des Dritten Jahrtausends waren sie immer strikteren Reglementierungen unterworfen worden. Raucher galt schon als Schimpfwort. Doch die Tabakindustrie wehrte sich immer noch vor dem Absterben.
Den sündhaft teuren Zigaretten waren inzwischen Halluzinogene und andere Stoffe beigemischt, ihr Qualm war regenbogen- oder mehrfarbig. Gegen Krebs und Aids gab es im Jahr 2018 dank Gentec Heilmittel und Behandlungsmethoden.
Ich fand einen blutbeschmierten Raucher-Klapphelm bei dem Toten sowie eine Packung der Marke mit dem Cowboyimage, die noch immer die höchsten Marktanteile hatte. Dann entdeckte ich mit blutigen Fingern den MPX-Player mit den auf einem Chip gespeicherten Songs und nahm ihn an mich.
Ich steckte die Buttons ein. Es mag kaltblütig klingen, doch ich brauchte eine Ablenkung. Der Putzmann Mack schielte begehrlich auf den Brillantring und die teure Uhr des Toten, während ich meine Finger mit Taschentüchern reinigte.
»Er braucht die Wertsachen nicht mehr«, sagte Mack. »Sicher hat er auch eine Brieftasche einstecken.«
»Wir sind keine Plünderer«, erwiderte ich.
»Und was ist mit dem MPX-Player und der Pistole, die Sie an sich genommen haben, Miss?«
»Die Waffe brauche ich zur Verteidigung, damit wir alle überleben können. Den MPX-Player sehe ich als Leihgabe an.«
»So würde ich den Ring, die Uhr und die Brieftasche auch betrachten, Miss Sniper.«
»Hört auf, euch wegen der Wertsachen zu streiten!«, befahl Nick Carson. »Wenn Sniper den Player für ihre Nerven braucht, soll sie ihn haben. Das ist etwas anderes als den Toten da zu berauben.«
»Der MPX-Player hat auch einen gewissen Wert«, beharrte
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