Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas
dem letzten Laserstrahl, mit Klauen und Zähnen – und mit allen Mitteln.«
»Nita«, sagte Nick, »du bist sexy und hast den Körper einer wunderschönen jungen Frau. Doch dein Charakter ist anders. Wenn ich dich so höre, spüre ich stählerne Härte und eine ungeheure Zähigkeit und einen starken Willen. Du bist stärker als ich. Frauen sind immer stärker. – Klauen und Zähne allein werden gegen die Gencoys nicht reichen.«
»Doch von hier verschwinden wir, das wird hier nichts mehr. Die Luftwaffe zerstört die Villa mitsamt dem Hype drunter mit Thermobomben und selbststeuernden Multi-Sprengkörpern von verheerender Wucht. Laserstrahlen markieren das Ziel, das ist schon heraus, und es müsste bald krachen.«
»Wird wohl. Da bleibt nichts übrig, obwohl …«
»Ja, es kann Transportschächte und Tunnels geben, die nach Chicago und sonst wohin führen. Unsere Feinde haben ein unterirdisches System, das sie im Geheimen errichteten – ich ahne kaum, wie sie das geschafft haben – vor den Augen und vor der Haustür der CIA und des FBI … Es ist unglaublich.«
»Tja«, sagte Nick, »das ist wie beim Krebs. Der davon Befallene weiß es nicht, dann geht er zu einer Untersuchung und kriegt mitgeteilt, dass er von Metastasen total befallen ist.«
»Du kannst einem Hoffnung machen«, sagte ich. »Dann war ich wohl der Test, als ich den ersten Hpye entdeckte, und jetzt kommt die Chemo. Mit Stahl und Strahl sozusagen. Und die Krankheit, wenn ich bei dem Vergleich bleibe, ist schon sehr weit fortgeschritten. Metastasen sind überall.«
»Ich wollte dir nicht den Mut nehmen.«
»Das kannst du nicht, Nick.«
Wir liebten uns noch einmal und wieder. Ich genoss Nicks Nähe und seine Zärtlichkeit und Stärke, die harte Art, die er manchmal zeigte. Denn zimperlich bin ich nicht.
Dann schrie jemand vorm Zelt, dessen Eingang verschlossen und zugebunden war: »Was ist los da drin? Ist da wer? Los, raus, abrücken, zurück und weg von der Villa! – Die Bomber kommen, gleich wird die ganze Anlage mit allem drunter weggebombt.«
Durch Lüftungs- und Leitungsschächte würden die Bomben den Weg finden. Vielleicht lebten noch Menschen, die als Ressourcen ausgebeutet werden sollten … Ob es noch intakte Kampfeinheiten im Innern der Villa und unter ihr in dem Hype gab, wussten wir nicht. Die Verbindung war abgerissen.
Wenn es noch welche gab waren sie nicht mehr zu retten – eine harte und militärische Entscheidung, die ich nicht zu verantworten hatte.
Was mich freute, Kritik zu üben und sich moralisch zu erheben, ist leicht, wenn man nicht die Verantwortung trägt und die Folgen zu tragen hat, wenn eine Aktion unterbleibt.
Nick wollte sich von mir lösen. Ich hielt ihn fest, umklammerte ihn.
»Bleib, mach weiter! Drei Minuten haben wir noch.«
»Drei verdammte Minuten.«
»Besser als nichts.«
Drei Minuten für den Vollzug einer Liebe, wobei der Akt schon begonnen hatte. Es war wenig Zeit, doch es ist eigentlich immer zu wenig Zeit. Die Welt verging für mich im Orgasmus, dann kehrte ich wieder in die Gegenwart zurück. Nick klatschte mir auf den Po.
»Rein in die Klamotten, Nita, und raus aus dem Zelt, ehe uns Oldwaters Villa um die Ohren fliegt. Schminken kannst du dich später.«
»Ich bin auch ungeschminkt noch zehnmal hübscher als du.«
Nick schnitt eine Grimasse.
»Da bin ich nicht überzeugt.«
Im Nu waren wir aus dem Zelt, die raue Realität hatte uns wieder. Kurz darauf, als wir eine halbe Meile von der Villa weg waren, im Wald, blühte eine Feuerblume dort auf, wo die Oldwater-Villa stand. Die Druckwelle der Explosion fegte über uns hinweg und zertrümmerte in ganz De Kalb Fensterscheiben und Schaufenster.
Bäume wurden entwurzelt, obwohl es eine abgezirkelte Aktion war, punktgenau und lasergesteuert, computergeführt. Hier wirkten die Genchips sich nicht oder noch nicht aus.
»Das«, sagte Nick neben mir, »hat keiner überstanden.«
Unter der Erde, wo der Hype gewesen war, kochten Temperaturen von zweitausend Grad. Der Gegenschlag der Menschheit hatte begonnen, die Frage war nur: war er stark genug? Ich holte das Polaroid-Bild des Babys aus einer Tasche meines Kampfanzugs, den ich neu erhalten hatte. Das Bild von Chicago Hope, das Suzette Corwyn mir gegeben hatte … Ich küsste das Bild und dachte an meine Katze Miou, die ich in dem Chaos in meinem Apartment in der Marina City hatte zurücklassen müssen. Miou würde ich niemals wieder sehen. Die kleine Chicago? Plötzlich hatte ich starke
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