Gentec X 05 - Luna City
zu sehen. Aufgegebene Autos und andere Verkehrsmittel standen umher. Stellenweise funktionierte die Ampelschaltung an den Kreuzungen noch wie zum Hohn. Leichen, die niemand bestattete, lagen steif gefroren unter dem sich türmenden Schnee. Die Gencoys räumten ihn nur für eigene Zwecke weg.
Wölfe und andere wilde Tiere durchstreiften Moskau.
Die patrouillierenden Gencoys, Androidensoldaten und Monsterwesen, störten sich nicht an ihnen. Die Genwesen benutzten teils Fahrzeuge der Menschen, teils eigene, wie zum Beispiel auf einem Gravitationsfeld knapp über der Erde schwebende tellerförmige Transporter.
Diese waren in der Regel mit drei Androiden und einem Gendog bemannt, einem fleischfarbenen Monster mit extrem harter Kunsthaut und einem kantigen Schädel mit Tentakeln, die Sinnesorgane darstellten, dreifach gezacktem Schwanz, stählernen Klauen, Zähnen, die selbst Beton und Stahl zerbissen und einer schnell ausfahrbaren Säurezunge.
Diese neueste Generation der Gendogs konnte sogar gleitfliegen, wozu sie fledermausartige Flughäute ausbreitete. Aus den Labors des Gentec-Konzerns kamen immer neue Monster. Zudem war ein Transport der Technos eingetroffen, die sich frech anschickten, offen die Erde zu übernehmen, die sie Planet Gentec nannten.
Oldwater landete auf dem Roten Platz. Er marschierte, von seiner Garde begleitet – Eliteandroiden und Kampfmaschinen – in den Kreml. Der hochgewachsene Mann mit dem kurzgeschorenen grauen Haar und der schmucklosen grauen Uniform kannte keine Eitelkeit. Dazu war er nicht mehr fähig in seiner gentechnisch veränderten Existenz.
Doch es war ihm eine Bestätigung seiner Macht und der Überlegenheit der Gencoys, dass er seine Konferenz in den Tagungsräumen der Duma abhalten konnte, wie das russische Parlament geheißen hatte. Der russische Präsident war im Genpool gelandet, seine Militärs im Kampf gefallen oder in alle Winde zerstreut. Die Raketenbasen waren zerstört oder nutzlos.
Die Waffenarsenale genauso. Wie zum Hohn tummelten sich im Hof vor dem Gebäude der Duma Scharen von Gentoys, mörderisch umfunktionierte Spielzeuge, und andere Mechanowesen.
Oldwater verlor keine Zeit und eröffnete die Versammlung. Man wartete bereits auf ihn. Der Rat der Drei saß schon vorn am erhöhten Pult, vor dem sich ansteigend die Sitzreihen erstreckten, die zu Zeiten der Duma von den Parlamentariern eingenommen worden waren.
Die Sitzreihen wiesen Lücken auf. Die Gencoys wurden streng hierarisch geführt und kamen ohne eine große Zahl von Mandatsträgern und lange Debatten und Gesetzesentwürfe aus. Lord Tec, das Zentralgehirn der Technos, bestimmte. Hiram Oldwater war sein Stellvertreter auf der Erde, dann kamen die Großen Drei.
Bei diesen handelte es sich um den Russen Wladimir Iljitsch Skaputow, die Japanerin Hiroko Kaguwara und den schwedisch-stämmigen Professor und mehrfachen Doktor Ingvar Gustavson. Sie alle waren gentechnisch verändert worden. Wenn auch nicht in dem Maß wie Oldwater, der Wände hoch laufen und durch seinen eingebauten Düsenantrieb fliegen konnte. Er hatte zudem eine Laserkanone eingebaut und verfügte noch über andere Finessen.
Der Botschafter Lord Tecs war in Form einer dunklen Sphäre im Saal anwesend, in der manchmal Funken in unirdischen Farben tanzten. Sie strahlte Kälte aus. Ein stechender Geruch ging von ihr aus. In der Sphäre war eine klobige dunkle Gestalt mit einem helmartigen Visier zu erkennen.
Ihre Umrisse verschwammen. Die Gencoys in den Sitzreihen hielten sich von dem Botschafter fern. Sie wussten, dass alles sich auflöste, was mit seiner Sphäre in Kontakt kam. Der Spitzenmathematiker Skaputow hatte rechnerisch nachgewiesen, dass der Botschafter sich zum Teil in anderen Dimensionen befand. Er konnte teilidentisch sein mit Lord Tec in der Millionen Lichtjahre entfernten Zwerggalaxie NGC 147.
Oldwater salutierte vor dem Botschafter, der Gruß war ein Relikt aus seiner Zeit bei der NASA.
»Ich grüße dich, Botschafter des Dunklen Lords«, sagte er. »Und ich grüße die Versammlung. Unser Plan läuft. Wir sind in der letzten Phase des Plans zur Übernahme von Gentec und der Eingliederung des Systems in die Liga der Technos. Die Menschheit ist niedergerungen, was nur wenige Dekaden des Jahres Gen 1 der Neuen Zeitrechnung dauerte. Es gibt nur noch ein paar unerhebliche Störfaktoren.«
Der Botschafter zischte. Prasselnde Geräusche drangen aus der dunklen Sphäre, wie elektrische Entladungen. Über den Modulator ertönte
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