Gentec X 05 - Luna City
Die Welt, in der dieses Leben dann hineingestoßen wurde, war dann ganz anders und grausam.
Als ich wieder erwachte, ging es mir viel besser. Ich war beinahe glücklich. Ich ging zur Seite, säuberte meinen Unterleib und die Scheide vom Blut, das hervorgesickert war, und zog frische Wäsche an. Auch die hatte der Mutant X besorgt, für alle von uns. Eine Slipeinlage kam hinzu.
Ich wusch mich mit etwas Wasser auch in den Achseln. Chicago war sauber gewindelt, satt und zufrieden. Sie gluckste mich an. Wir verlängerten die Ruhepause, aßen Nährkonzentrat und tranken und stärkten uns.
»Wenn ich jetzt noch eine Zigarette rauchen könnte, ginge es mir besser«, sagte Nick träumerisch. Er rauchte selten, nur zu besonderen Gelegenheiten.
Nach längerer Zeit brachen wir auf. Nach einer Weile gelangten wir zu einem Aufstieg zur Mondoberfläche und stiegen die schräge Ebene hinauf. Sie war mit einer Lasermaschine ins Gestein gebrannt worden. Oben befand sich ein Schott. Durch eine runde Sichtluke konnte ich hinaussehen und erschrak.
Grelles Licht strahlte. Es war also der Mondtag, 130 Grad Celsius plus. Durch die runde, mit Panzerglas verkleidete Luke sah ich spitze, gezackte Berge in der Ferne und die flache, von Kratern durchzogene Bucht des Sinus Tridium. Wir mussten zum Kap Laplace an seinem nordöstlichen Rand.
Der Roboter verfügte über einen Richtungskompass, der computergesteuert auf Mondkartenmaterial basierte. Ohne dieses wären wir schlecht dran gewesen. So hatten wir Glück im Unglück, genau wie mit Goji-Goji. Der Mondtag dauerte fünfzehn Tage. Ich schaute auf die Kalenderuhr, die dem Roboter eingebaut war.
Danach würde die grelle Hitze noch anderthalb Tage – nach irdischer Zeit – andauern. Ich beriet mit Nick. Iquiri war klug, aber ungebildet. Wichtige Entscheidungen trafen Nick und ich.
»Was meinst du? 160 Grad Kälte oder 130 Grad Hitze?«
»Die Anzüge sind beheizbar. Ich halte es für besser, in der Mondnacht zu marschieren. Zumal sie so dunkel nicht ist. Auch wegen der Meteoriten.«
Ich stimmte Nick zu. Wir ließen uns nieder. Die Zeit verstrich. Ich hatte keine Schmerzen mehr und fühlte mich wohl, soweit es unter den Umständen möglich war. Ich saß neben Nick. Es war kein Problem für Goji-Goji, die Schutzsphäre längere Zeit aufrecht zu erhalten.
Nick legte die Arme um mich. Ich schmiegte mich an ihn. Die Gewissheit um den Tod meines Vaters und den meiner Brüder – ich rechnete auch Ben, der zum Androiden geworden war für tot – erfüllte mein Herz mit Trauer. Die Ungewissheit setzte mir zu. Nick gab mir Mut und Geborgenheit, und auch ich vermittelte ihm Positives.
Ein Gleichklang der Gefühle war zwischen uns. Mich mit ihm körperlich zu lieben war nicht die Gelegenheit, und mir war nicht danach, obwohl ich den Sex mit ihm immer sehr genossen hatte. Wegen einer Fehlgeburt hatte ich keine Sorge mehr, die hatte mir Goji-Goji genommen.
Es war etwas geschehen, was diese Gefahr bannte. Was es genau war, wusste ich nicht. Nach anderthalb Tagen brach abrupt ohne Dämmerung die Mondnacht herein. Wir warteten nicht mehr länger, öffneten das Schott und traten hinaus auf die Mondoberfläche.
Der Ausgang befand sich in einem niederen Krustenwall. Staub bedeckte die Mondoberfläche, von den enormen Temperaturschwankungen und seismischen Besonderheiten erzeugt. In diesem Staub sah ich die Einschläge von Meteoriten. Da der Mond so gut wie keine Atmosphäre hatte, wurde er ständig von Meteoriten getroffen und war einem Bombardement ausgesetzt.
In der Erde verglühten die häufig vorhandenen kleinen Teilchen zu 99,9 Prozent in der Atmosphäre. Nur die Größeren erzeugten einen Meteoritenschweif.
Ich schaute mich um und orientierte mich. Andächtig schaute ich auf die Erde nieder, die als blaue Kugel zu sehen war, vier Mal so groß wie der Mond von der Erde aus. Außerdem strahlten die Sterne in einer Pracht, die es auf der Erde nicht gab. Dieses Wunder beschäftigte mich eine Weile.
Ich fühlte mich als ein Kind des Kosmos. Gern wäre ich in die Kosmische Föderation aufgenommen worden, hätte die Menschheit in eine neue Ära geführt und die Weiten des Weltalls durchstreift. Es war unser Geburtsrecht als Menschen, das zu erreichen.
Abkühlende Steine knackten. Ich gab das Zeichen zum Abmarsch. Wir bewegten uns wegen der geringeren Schwerkraft als ob wir Gummibänder in den Gelenken hätten. Nick zog den Wagen hinter sich her, in dem Chicago lag und friedlich schlummerte, den
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