Gentlemen's Club
zwei Tagen nie gekauft hätte. Es war eine durchsichtige schwarze Hülle mit winzigen Spaghettiträgern, die mir bis an die Knöchel reichte, aber bis zum Nabel geschlitzt war. Und hinten bis zur Pokerbe.
Kurz entschlossen streifte ich meine Kombatkluft ab und ließ sie auf einem Haufen auf dem Boden liegen, während ich in das Kleid schlüpfte. Ich hielt meine gehorsamen Haare vom Gesicht weg und wünschte, dass irgendjemand - Mimi, Chrissie, sogar Sir Simeon - mich bewunderte. Vielleicht würde ich Miss Sugar in ihrem bescheidenen kleinen Zimmer aufsuchen, um ihr mein neues Image zu zeigen.
Achtes Kapitel
Bisher hatte ich das obere Stockwerk des Clubs noch nicht erkundet. Von der Halle ging es eine verlockend geschwungene Treppe hinauf. Vor alten gewölbten Spiegeln brannten Gasfackeln. An verschiedenen Punkten hörten die Stufen auf, und der Besucher wurde durch einen Bogen auf einen Absatz geleitet, von dem mehrere Türen abgingen. Ich stellte mir vor, je höher man kam, desto stiller würde es sein, aber an diesem Abend, als ich den Absatz vor dem Penthouse erreicht hatte, konnte ich laute Musik hören.
Plötzlich kicherte jemand. Mein erster Gedanke galt Miss Sugar, aber sie würde nicht auf diese Weise kichern. Zu meinem Erstaunen sah ich die beiden blonden Mädchen, die ich in der Fitness Suite gesehen hatte, aus einer Tür treten, die eine Lifttür sein mochte. Die Fitness-Leute hatten offenbar ihren eigenen Zugang zu den oberen Etagen des Clubs.
Mich sahen die Mädchen nicht, aber sie stießen sich aufgeregt an und klopften an eine der geschlossenen Türen. Sie trugen ärmellose schwarze Kleider, so eng und so kurz, dass sie eigentlich kaum Luft bekommen konnten, und dann hatten sie noch spitz zulaufende Hexenhüte auf dem Kopf. Zudem trugen sie dunkle Brillen. Die Tür öffnete sich, Rockmusik dröhnte durchs Treppenhaus, dann wurden sie hineingezogen.
Ich zögerte und stand noch mit einem Fuß auf der letzten Treppenstufe. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dies die Party sein sollte, von der Miss Sugar gesprochen hatte. Ich hatte eine ruhige Sherry Party im Sinn gehabt, vielleicht auch die gute alte Tanzmusik. Ich sah mein Bild in einem der gewölbten Spiegel. Meine Reflektion flackerte gespenstisch im Licht der Gasfackel. Ich streckte mir die Zunge heraus und gab mir einen Tritt in den Arsch. Verdammt, ich hatte einen Job zu erledigen. Ich folgte den Blondinen und klopfte an die Tür.
Ein Mann, der sich als Dracula verkleidet hatte, öffnete die Tür. Er trug eine weiße Krawatte und einen schwarzen Frack. Auch er hatte eine Sonnenbrille an, und ein paar Bluttropfen waren an seinem Kinn hängen geblieben. Er lächelte, und zwischen seinen Vampirzähnen hielt er eine dicke Zigarre im Mund.
»Ich hatte gehofft, dass du kommst. Willkommen in der Höhle des Löwen!«, rief er, um den Lärm zu übertönen. Gleißende Lichter erhellten das Zimmer. »Aber du musst die erst anziehen.« Er reichte mir eine Jackie-Onassis-Sonnenbrille, aber bevor ich sie aufsetzte, erkannte ich ihn: Er war Michail, der Masseur.
»Woher hast du gewusst, dass ich hier sein würde?«, rief ich zurück. Ich lief ihm hinterher, als er mich durch die Menge schleuste. »Und warum sind alle verkleidet?«
»Es ist Halloween, oder weißt du das nicht?« Er reichte mir ein hohes Glas mit einem schrecklich schmeckenden Punsch. »Das sind die Regeln. Wir müssen uns alle verkleiden. Es wird eine strenge Bestrafung geben, wenn jemand seine Sonnenbrille abnimmt. Ich sehe, dass du dich als elegante Frau ohne Namen verkleidet hast, ganz anders als deine Rapper-Kluft, die du am Tage angehabt hast.«
Gegen den Kommentar war nichts einzuwenden, denn als ich eben in den Spiegel schaute, hatte ich mich ja selbst kaum erkannt, aufgebrezelt vom Feinsten. Wieso konnte ich da erwarten, dass mich ein anderer erkannte? Und das letzte Mal, als er mich gesehen hatte, war er beschäftigt gewesen, Öl auf meine Brüste zu träufeln.
Er wandte sich um und redete mit einem Mann, der an einem großen Dachfenster des Penthouse lehnte und über die Dächer schaute. Der Mann hatte sich als Matador verkleidet, komplett mit Cape, Sombrero und einer hoch sitzenden Hose mit einem scharlachroten Streifen an den Seiten. Seine Augen waren hinter dunklen Gläsern verborgen. Ich hätte gern gewusst, ob er der Gastgeber der Party war.
Ich setzte meine Sonnenbrille auf und begriff, warum die Lichter so grell waren. Es dauerte eine Weile, bis man sich an die
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