Gentlemen's Club
Der Matador saß auf dem Fenstersims. Er war der einzige Gast, der noch seine Sonnenbrille trug. Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, fiel mir auf, dass er einen silbernen Ohrring trug. Ich wollte aus dem Durcheinander heraus und mit ihm reden. Aber als er mich sah, sprang er auf.
»He, du kannst noch nicht gehen«, rief Michail, als er sah, dass der Matador gehen wollte. »Du hast uns noch nicht gesagt, was du von der Showeinlage hältst. Oder was du zu der neuen Gastgeberin des Clubs sagst.«
»Wunderbar. Der Club hat gut gewählt. Sie sieht so gut aus, dass man sie essen könnte. Vielleicht das nächste Mal.«
Alle lachten und klatschten wieder. Michail und ich waren eingekreist. Wie Gladiatoren im Ring. Ich erhob mich. Ich wollte an den Gästen vorbei, um mir den Matador genauer anzusehen, aber ich war richtig eingekesselt. Sie strichen über meine Haare und befingerten mein Kleid. Die beiden Blondinen fühlten sich als Leibwächter, jede hielt einen meiner Arme.
Der Matador hatte jetzt die Tür erreicht und schob den Sombrero ungeduldig in den Nacken. Ich sah seine Haare; glatt, dunkel, glänzend wie Öl. Der Ohrring glitzerte gegen die dunklen Stoppeln. Er sah mich wieder an. Ich konnte meine aufgerissenen Augen in seiner Sonnenbrille sehen. Ich sah, wie sich mein Mund öffnete, weil ich erklären wollte.
Aber dann war Merlin schon weg. Ich trat auf den Platz, den er fast den ganzen Abend eingenommen hatte. Ich sah aus dem Fenster. Die Landschaft der Hausdächer schuf da draußen eine andere Welt. Ich wollte wissen, worauf Merlin so intensiv gestarrt hatte.
Direkt gegenüber, von diesem Gebäude nur durch eine schmale Schlucht getrennt, lagen die Fenster einer fast identischen Penthouse Wohnung. Und durch eines der Fenster konnte ich Sir Simeon sehen. Er war nackt, abgesehen von einem Badetuch um seine Körpermitte. Er sah fit wie ein Turnschuh aus und führte eine Serie von Liegestützen aus. Seine Haut hatte die olive Farbe, die ich schon bei Merlin gesehen hatte. Ich war beeindruckt, obwohl ich ja schon wusste, dass ein bestimmtes Teil von ihm besonders gut funktionierte. Ich hatte es in mir gespürt, aber ich hatte es noch nicht gesehen.
Michail legte einen Arm um meine Taille und hob mich in die Luft. Er wies mit dem Kopf auf Sir Simeon.
»Mein Geschäftspartner hält sich fit«, sagte er glucksend und schob wieder einen Finger unter mein Kleid. »Schau mal, wer ihm dabei hilft.«
Michail wirbelte mich herum, aber ich konnte gerade noch sehen, wie Mimi auf Sir Simeon zuging, ihn mit einem Fuß anstieß, bis er auf dem Rücken lag, und wie sie sich langsam auf sein Gesicht setzte.
Neuntes Kapitel
»Ich habe meine Meinung geändert. Sie können sie haben. Zum Verbrennen. Es ist Zeit für einen Wechsel.« Ich stellte die Tasche, prall gefüllt mit meinen alten Kleidern, auf Miss Sugars Schreibtisch und warf meinen neuen Kamelhaarmantel über den Rücken des Besucherstuhls. Miss Sugar tippte weiter auf ihren Laptop ein.
»Ich sagte ...«
»Ich habe gehört, was Sie gesagt haben«, fauchte sie, und endlich fuhr ihr Kopf hoch. Sie riss die Brille von der Nase, und ihre Augen wurden größer. Mir fiel auf, wie lang ihre Wimpern waren. Sie steckte ein Haarbüschel hinter ihr Ohr, und ihr kleiner Mund öffnete sich einen Moment, als sie mein neues Image registrierte.
»Was halten Sie davon? Ich trage eine Lederhose, wie Mimi sie auch trägt.« Ich drehte vor ihr eine Pirouette. »Sie passt wie ein Handschuh.«
»Sehr gut«, stimmte sie zu und nickte bedächtig. Sie griff nach einem silbernen Stift und rieb ihn über ihre Lippen. Ich sah, wie die Zungenspitze über das Ende des Stifts leckte. »Und dieses weiße Hemd passt großartig dazu. Ein bisschen eng, aber es passt. Sie sehen ... völlig anders aus. Ich bezweifle, dass Ihre beste Freundin Sie erkennen würde.«
»So soll es sein«, sagte ich lachend, ging im Büro auf und ab und tat so, als suchte ich bestimmte Papiere. Dann fragte ich: »Ist Miss Breeze da?«
»Nein, sie befindet sich auf einer Geschäftsreise im Ausland. Das hat sie Ihnen doch gesagt.«
»Aber ich dachte, ich hätte sie gestern Abend in Sir Simeons Wohnung gesehen.«
Miss Sugar seufzte und schüttelte den Kopf, als hätte sie es mit einem besonders schwerfälligen Mädchen zu tun. »Ich war es, die Sie herbestellt hat, nicht Miss Breeze.«
»Sie wollen mich doch nicht feuern?«, fragte ich und drehte ein paar Haare um einen Finger. »Ich hatte schon
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