Gentlemen's Club
befürchtet, dass ich Mimi - Miss Breeze - mit irgendwas verärgert hätte.«
Miss Sugar öffnete eine blassblaue Akte, die sie von einem kleinen Stapel auf ihrem Schreibtisch nahm. Sie flog über ein paar Notizen, die innen zusammengeheftet waren. Der Silberstift fuhr zwischen ihren Zahnreihen hin und her, dann saugte sie wieder an der Spitze.
»Zu meiner Überraschung gibt es einen glühenden Bericht über Sie«, bemerkte Miss Sugar und ließ den Stift auf die Berichte fallen. Ihr Speichel verschmierte die Papiere. »Dies ist die Bewertung von Mrs. Grey. Es scheint, dass Sie auf Michails Party bei Mrs. Grey den Jackpot geknackt haben. Und auch er hat sich sehr lobend über Sie ausgelassen.«
»Und wie lautet das Urteil?«, fragte ich, griff den Stuhlrücken vor ihrem Schreibtisch und trat ungeduldig mit den neuen, glänzenden Stiefeln mit den hohen Absätzen von einem Fuß auf den anderen.
Miss Sugar nahm eine knallrote Akte in die Hand und las ein paar Zeilen. Wieder steckte sie eine eingebildete Strähne hinter ihr Ohr. »Werden Sie nicht übermütig, aber Michail und Mrs. Grey schwärmen beide von Ihnen. Er hat sehr gute Beziehungen, deshalb sind wir froh, ihn bei uns zu haben.«
Sie schloss beide Akten und brachte sie hinüber zum Aktenschrank. Miss Sugar trug heute ein streng geschnittenes schwarzes Kostüm. Das lange Jackett war so geschnitten, dass es jede Andeutung von Busen und Hüften mied. Der Rock umspielte ihre Knöchel, und ihre Füße steckten in hohen Schuhen.
»Ich mag ihn«, sagte ich begeistert, »und ich bin auch froh über ihn.«
»Bei Avril Grey bin ich mir nicht so sicher«, fuhr Miss Sugar fort. »Ich hoffe, Sie sind nicht zu intim mit ihr geworden. Es behagt mir nicht, dass sie zweimal in einer Woche bei uns war. Ich meine, sie ist nur ein Gast.«
»Wussten Sie, dass auch Merlin auf der Party war?«
»Merlin? Woher kennen Sie Merlin?«, fragte sie, die Stimme in höchster Alarmbereitschaft.
»Ich habe ihn in Symes Hall kennen gelernt.«
»Völlig unmöglich, dass er auf der Party war. Sir Simeon würde es nie erlauben.« Damit schlug sie die Tür des Aktenschranks zu.
»Ich sage Ihnen, er war da.«
»Und ich sage Ihnen, dass er persona non grata ist«, wandte Miss Sugar schneidend ein. »Aber viele andere Leute waren da. Haben Sie gewusst, dass Ricky, der Barmann, auch da war? Er war als kleiner Teufel verkleidet. Ich muss zugeben, Summers, dass ich eines Besseren belehrt worden bin. Ich hätte nie gedacht, dass Sie in so kurzer Zeit zu einem solchen Erfolg werden.«
»Habe ich denn keinen Bericht vom Matador erhalten? Das war nämlich Merlin.« Ich schwang ausgelassen meine Beine über den Stuhl, als wollte ich auf ein Pferd steigen. »Sie sind eine hoffnungslose Lügnerin, Sugar. Sie wissen genau, dass er da war.«
»Sir Simeon würde mich töten, Sie und alle, die es zugelassen haben, dass sein Sohn an der Party teilnimmt.« Sie legte den Schlüssel des Aktenschranks in die obere Schublade ihres Schreibtischs, dann setzte sie sich wieder auf ihren Platz. »Ich bin nicht befugt, Ihnen Einzelheiten aus diesen Berichten mitzuteilen. Es ist nicht gut für unsere Beschäftigten, dass sie zu viele Details über sich kennen, seien es schlechte oder gute.«
Sie biss sich auf die Lippe und hinterließ eine kleine Delle.
»Kommen Sie schon, Miss Sugar. Mir können Sie doch die Wahrheit sagen.« Ich lehnte mich vor. Ich hatte mir etwas von Mimis Moschusparfüm gesprüht. Ich hatte es in einer der Taschen mit meinen neuen Sachen gefunden, und es waberte von meiner Haut hoch, sobald ich mich bewegte. »Ich bin doch jetzt Teil der Familie.«
Sie war so blutleer, dass es eine Zeit dauerte, bis die Delle in ihrer Lippe verschwunden war. Ich starrte auf ihren Mund und bemerkte dann, dass ihre Augen auf mich fixiert waren. Ich hörte auf, mein Bein zu schwingen, und legte die eine Hand auf die andere, genau wie sie ihre Hände gefaltet hatte.
Miss Sugar beugte sich vor zu mir, als ob ich sie hypnotisierte. Ihre Augen flackerten über mein Gesicht, das strahlend aussehen musste im Vergleich zu ihrem gespenstischen Teint, und dann weiter hinunter zum weißen Männerhemd mit Rüschchen an der Knopfleiste. Ich hatte nicht alle Knöpfe geschlossen, sodass man die weiße Spitze über den Brüsten sehen konnte.
»Dies ist streng vertraulich«, wisperte sie, und wir schauten uns beide im kleinen Büro um. Ich konnte Pfefferminz in ihrem Atem riechen. Sie starrte immer noch auf den Ansatz
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