Gentlemen's Club
zupfte noch einmal kurz an der Samtkappe mit dem Schleier. Sie wusste, dass die Leute im Raum sich nach zwei, drei Herzschlägen nach uns umdrehen würden.
»Ein umwerfendes Duo sind wir, oder?« Ich legte meinen Arm um ihre Taille. Sie nickte und zog sich nicht von mir zurück. Die Menge wich auseinander, und ein Mann und eine Frau, beide in Schwarz gekleidet, schritten durch den Raum, um uns zu begrüßen. Der Mann sah untersetzt aus wie ein Rugbyspieler. Jez Hall. Aber es wurde noch schlimmer. Die Frau, die sich an seinem Arm festhielt und zu ihm aufsah, war ...
»Ich kann das nicht, Mimi«, zischte ich verzweifelt und wandte dem Paar meinen Rücken zu, als sie kurz von ein paar anderen Gästen aufgehalten wurden. »Ich kenne sie. Sie ist Chrissie, meine älteste Freundin.«
»Und Mr. Hall ist ihr dreister Verlobter«, zischte Mimi zurück, stieß mich nach vorn, dem Paar entgegen. »Jeremy. Wie freundlich von Ihnen, uns einzuladen. Und was für eine himmlische Kulisse.«
Ich schüttelte Mr. Halls Hand, als hätte ich ihn noch nie gesehen, und er weinte fast vor Dankbarkeit.
»Ich möchte Ihnen meine liebe Verlobte Chrissie vorstellen«, sagte er. »Die Veranstaltung ist eigentlich ihr Baby. Sie hat den ganzen Tag hart gearbeitet und schon einige Aufträge an Land gezogen, glaube ich. Und jetzt ist der Moment gekommen, festlich zu feiern.«
»Danke, Jeremy, dass du das alles in dieser wunderbaren Umgebung organisiert hast«, säuselte Chrissie, und dann, als erinnerte sie sich an ihr Benehmen, wandte sie sich uns zu, um uns die Hand zu geben. Aber vorher stieß sie einen Schrei aus.
»Suki! Was, zum Teufel, machst du denn hier?«
Ich musste mir schnell was einfallen lassen. »Lord Wieheißternoch«, sagte ich.
»Was?«
»Ach, du weißt von ihm. Ich habe bei ihm die Ställe ausgemistet, erinnerst du dich? Dies ist sein Landhaus. Er vermietet es ab und zu. Ich blieb in Verbindung mit ihm. Du weißt schon ... der einzige Job, bei dem ich nicht rausgeworfen wurde.«
»Oh, ja«, quietschte Chrissie gehorsam. »Lord Wieheißternoch.« Ich hätte sie knutschen können. Der Grund für meine Anwesenheit war so klar wie Kloßbrühe. Sie sah Mimi kritisch an, die immer noch Jeremys Hand hielt. »Und Sie sind ...?«
Mimi trat selbstbewusst vor, während ich versuchte, unauffällig die Hände zu wringen.
»Ich bin Sukis neue Freundin. Wir gehen überall zusammen hin, nicht wahr, Darling?«
Mimi streichelte über meine Wange, und Jeremy grinste. Chrissie blickte finster drein.
»Wie charmant«, sagte Jeremy. »Solche Mädchen gefallen mir - eh, sind unkompliziert.«
»Es ist Zeit, zu Tisch zu gehen«, warf Chrissie ein. Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu und versuchte, sich an meinen Arm zu hängen. »Was ist über dich gekommen?«, zischte sie in mein Ohr. »Was läuft hier ab?«
»Wir sind in ein paar Sekunden da, Chrissie«, trällerte Mimi. »Suki hat was im Auge. Aber bescheren Sie uns mit einem leckeren Tischnachbarn, ja? Am liebsten Ihren großartigen Verlobten. Wir könnten ihn in die Mitte nehmen.«
Chrissie bedachte Mimi mit einem kurzen Nicken, und ich fühlte mich entsetzlich. Ich wollte ihr die Wahrheit sagen. Diese Ausreden und so einen durchtriebenen Verlobten hatte Chrissie nicht verdient.
Ich wollte auf ihre Fragen antworten, aber ein sehr junger Mann mit goldblonden Locken und Klippbrett trat an Chrissie heran, und sie setzte sofort ihr Arbeitsgesicht auf.
»Das war eine schnelle Reaktion, aber ich glaube nicht, dass Chrissie sie abgekauft hat«, sagte ich zu Mimi. »Was hast du eigentlich vor?«
»Deine liebe kleine Freundin muss wissen, was für einer er wirklich ist. Offenbar hat sie schon einen Verdacht, und es ist nicht nur die Schwester, die ihr Sorgen bereitet. Wenn du und ich loslegen, hat er keine Chance.«
Mimi machte sich an meinem Gesicht zu schaffen. Alle mussten an uns vorbei, aus dem Ballsaal durch die Halle in einen anderen gewaltigen Raum.
»Ich habe dir gesagt, dass sie meine älteste Freundin ist. Ich kann das nicht, Mimi, ganz egal, wie sehr sie sich wünscht, die Wahrheit zu wissen.«
»Erkläre das genauer, sonst bist du gefeuert«, sagte Mimi. Ich konnte nicht erkennen, ob sie das ernst meinte oder nicht, denn sie streichelte immer noch mein Gesicht.
»Ich habe ihren kostbaren Jeremy im Club gevögelt! Ich meine, ich wusste nicht, dass er es war, denn das weiß ich erst seit fünf Minuten. Trotzdem kann ich ihr nicht in die Augen sehen.«
Mimis Finger
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